Am Wegesrand
Bei Wanderungen hat jeder von uns sie sicher schon einmal gesehen aber doch übersehen. Ich meine die kleinen Flurdenkmäler aus Stein, die über lange vergangene Geschichten aus den Gemeinden erzählen.
Herr Heinrich Riebeling hat in seinem Buch "Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen" auf 255 Seiten diese kleinen Denkmäler katalogisiert und auch die dahinter stehenden Geschichten festgehalten. Die Kreuze berichten zumeist über Unfälle bzw. Streitigkeiten mit tödlichem Ausgang. Da es sich fast ausschließlich um Sandsteinkreuze handelt, sind die Darstellungen bzw. Schriften in den meisten Fällen stark verwittert.
Aus meinem Geburtsort möchte ich hier die Geschichte eines Steinkreuzes wiedergeben. Herr Riebeling schreibt über das sogenannte "Bärenkreuz" in Biebergemünd-Lanzingen auf der Seite 161 seines Buches:
"Das Steinkreuz steht in der nordöstlichen Friedhofshecke. Es hat eine eigenartige wohlausgewogene Form. Der Fuß ist leicht geschweift, die Kreuzarme sind kürzer als der Kopf. ...Im runden Kreuzungsfeld des Kreuzes sind Reliefs eingemeißelt, die zwei Bärentatzen darstellen. ...Das Kreuz stand früher in der Feldflur." Soviel zu dem Kreuz selbst.
Über die Geschichte des Kreuzes schreibt Herr Riebeling:
"Hier soll ein Bärenführer von seinem Bären zerrissen worden sein. Die abgebildeten Tatzen als "Mordwaffe" scheinen dies zu beweisen."
Soweit ich mich erinnere, hat mein Onkel mir diese Geschichte auch erzählt und auch berichtet, das die Bauern den Bären töteten.
Sicher befindet sich auch in ihrem Ort ein solches Flurdenkmal, dem man vielleicht in Zukunft etwas mehr Beachtung schenken sollte.
Hinter solchen Steinen steckt meistens eine interessante, manchmal auch grausame Geschichte. Es wäre schade, wenn sie in Vergessenheit geraten würden. Deshalb sind solche Bücher so wichtig.