"Gemütlichkeit lässt hier sich finden"
Wenn Gebäude erzählen könnten, was würden sie uns alles berichten ? Besonders interessant wären hier sicher die Erzählungen der Gasthäuser.
In der Niederrheinischen Straße 28 in Kirchhain steht das ehemalige Gasthaus "Zu den Linden". Die Geschichte des Fachwerkhauses geht zurück bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts.
Im Jahre 1902 wurde eine Linde vor dem Haus gepflanzt und als Besitzer des Gasthauses finden wir im Jahre 1906 Herrn Staffel und ab dem Jahr 1910 Herrn Zecher. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Anna, geb. Schade, übernahm Herr Erich Schirmer im Jahre 1938 das Gasthaus. Die neuen Besitzer haben das Gebäude erweitert und auch aufgestockt, wodurch sieben Fremdenzimmer entstanden. Familie Schirmer errichtete auch im Hof des Gasthauses eine Kegelbahn, die u.a. von dem im Jahre 1929 gegründeten Kegelclub "Kokolores" genutzt wurde.
Die Eheleute Senta und Karl Schalow fanden mit ihren beiden Töchtern Karla und Marhild nach dem Ende des 2. Weltkrieges in Montabaur eine neue Heimat. Am 1.8.1951 pachteten die Eheleute Schalow hier die Gaststätte "Gelbachtal" und bewirtschafteten diese gemeinsam mit den beiden heranwachsenden Töchtern. Nach Ende der Pachtzeit in Montabaur, bot sich Familie Schalow die Möglichkeit das Gasthaus "Zu den Linden" in Kirchhain käuflich zu erwerben und so begann im März des Jahres 1959 die selbständige Tätigkeit in Kirchhain. Herr Karl Schalow und seine Ehefrau Senta erneuerten zunächst die Fremdenzimmer, bevor sie im Jahre 1967 mit dem Bau eines "Kegelsporthauses" begannen. Die Grundsteinlegung zu dem zweigeschossigen Neubau erfolgte am 07. Juli 1967. Dieser Neubau wurde hinter dem alten Gasthaus errichtet und bestand u. a. aus:
1 beheizbarem Lager, 1 Bierkeller mit Autohof und Hofgarten, 3 vollautomatischen Scherenkegelbahnen, zwei getrennten Klubräumen und einem kleinen Saal.
In den besten Jahren versuchten bis zu 32 Kegelclubs auf den Kegelbahnen alle Neune abzuräumen. Zu den Höhepunkten eines jeden Jahres zählten ab dem Jahr 1969 die Kegler-Hausbälle, die den festlichen Abschluss eines Kegel-Wettstreits bildeten. Zu diesen Keglerbällen kamen bis zu 200 Gäste und feierten bei stimmungsvoller Live-Musik unvergessene Feste. Herr Schalow organisierte auch Pokale für die besten Keglerinnen und Kegler und überreichte diese während des Abends.
Die Räumlichkeiten des Kegelsporthauses wurden auch für Betriebsfeiern, Klassentreffen und andere Veranstaltungen genutzt.
Heute sind es aktuell noch drei Kegelclubs die im Kegelsporthaus trainieren.
Im Jahre 1995 wurde der ursprüngliche Gastraum geschlossen. Seit Beginn des Jahres 2002 nutzt ein häuslicher Pflegedienst diesen Raum als Büro.
Da die Eheleute Senta und Karl Schalow in 1998 bzw. 1999 verstorben sind, kümmert sich Frau Marhild Schalow um die Kegelbahnen und die Räumlichkeiten des Kegelsporthauses. Frau Marhild Schalow, die seit 1959 stets in dem Gasthaus und auf den Kegelbahnen gearbeitet hat, erinnert sich gerne an die letzten 50 Jahre. Sie sagt: "Es war sicher viel Arbeit und manchmal auch nicht ganz einfach, aber es war trotzdem schön und immer interessant."
Zum Schluss zeigte mir Frau Schalow das Gästebuch und hier zeigte sich, das die Gäste besonders die Gemütlichkeit des Hauses beeindruckte. Die Einträge zeigen auch, das gerade langjährige Gäste das familiäre Verhältnis zu Familie Schalow besonders schätzten.
Die Räumlichkeiten des Kegelsporthauses können auch heute noch für alle festlichen Anlässe gemietet werden. Wer gerne ungestört feiern möchte, ist hier genau richtig und auch für Kindergeburtstage eignen sich besonders die Kegelbahnen. Frau Marhild Schalow wünsche ich alles Gute, vor allem Gesundheit und hoffe, dass das Gasthaus "Zu den Linden" auch in Zukunft noch viele Geschichten erzählen kann.
Karl und Senta Schalow waren meine Grosseltern, und ich habe sehr schöne Kindheitserinnerungen an das Gasthaus, die Kegelbahn und die jährlichen Keglerbälle. Ja, seitdem hat sich viel verändert...