Schutz und Pflege von Feldrainen im Landkreis Goslar nicht gewährleistet
Schutz und Pflege von Feldrainen im Landkreis Goslar nicht gewährleistet
Goslar ein/kip) Die Nabu und der BUND Goslar teilen mit: Wer zur Zeit einen Spaziergang durch Feld und Flur im Landkreis
Goslar macht, wird an vielen Wegen und Feldrändern auf ähnliche Bilder
stoßen – gemähter „Rasen“, und das mitten in der freien Natur.
Sollten Sie Ihren Hund dabei haben, fällt Ihnen vielleicht etwas ein:
Richtig, vom 1. April bis 15. Juli müssen Sie Ihren Hund an der Leine
führen, weil die sog. „Brut- und Setzzeit“ ist. In dieser Zeit bekommen
unsere Wildtiere ihren Nachwuchs. Der soll ungestört aufwachsen können, und
deshalb darf ihm von Ihrem Hund nicht nachgestellt werden – daher der
Leinenzwang.
Und vielleicht stellen Sie sich dann die Frage, ob sich auch andere in
dieser Zeit an ihre Pflichten beim Mähen halten – denn solche Brutstätten
und anderen Lebensräume kann ein Häcksler in wenigen Minuten zerstören. Das
ist eine berechtigte Frage, die vom Gesetzgeber bereits beantwortet wurde.
Denn allein schon die Störung der Brutstätten ist nach § 39
Bundesnaturschutzgesetz zum Schutz der Tiere nicht erlaubt, geschweige denn
ihre Zerstörung!
Und so stehen den Naturschützern die Haare zu Berge, wenn sie Zustände
sehen, die nur erahnen lassen, wie viele Kitze, Igel, Mäuse u.a.
Säugetiere, Vögel, Frösche, Kröten und Lurche, Insekten, Schnecken usw.
zerhäckselt worden sind.
Ein aktuelles und extremes Beispiel zeigt das anliegende Foto. Hier wurde
ein Grünstreifen mit einer Länge von 400 m und einer Breite von etwa 5 m
zwischen Feld und Wald gemäht. Diese Übergangsstrukturen weisen nicht nur
eine hohe Artenvielfalt auf, sondern bieten einen besonderen Lebensraum, der
von vielen Tieren aufgesucht wird.
Nicht selten lassen sich in solchen Grünstreifen Rehkitze finden, die wegen
ihrer vererbten Überlebensstrategie liegen bleiben und sich nicht rühren,
selbst wenn man direkt davor steht – oder eben mit dem Häcksler darüber
fährt.
Den Naturschützern ist klar, dass es einzelne Situationen geben kann, in
denen ein Streifen gemäht werden muss, sei es aus Verkehrssicherungsgründen
oder um bestimmte Pflanzenarten zu verdrängen.
Aber das Ausmaß, das derzeit in Feld und Flur zu beobachten ist, lässt eher
einen sportlichen Wettkampf vermuten, in dem ermittelt werden soll, wer wohl
die meisten Feldraine beseitigen kann.
Wir appellieren deshalb dringend an die Vernunft der Landwirte, die
beschriebenen ungesetzlichen Praktiken zukünftig zu unterlassen.
Die Landwirte und Jäger, aber auch alle anderen Grundeigentümer und die
Kommunen haben eine große Verantwortung der Tierwelt gegenüber.
Zahlreiche schwarze Schafe werden dieser Verantwortung aber leider nicht
gerecht und töten nicht nur sinnlos Tiere, sondern gefährden die
Artenvielfalt.
Eine ganz eigene Variante der Feldrainzerstörung lässt sich derzeit in
Jerstedt beobachten. Dort ist mal wieder Gärsubstrat ausgetreten und mehrere
hundert Meter weit geflossen. Dabei wurden selbstverständlich nicht nur
Wege, sondern auch deren Raine überflutet. Aufgrund mangelhafter
Reinigungsarbeiten hat sich dort nunmehr eine Art teerähnliche Kruste
gebildet, die die Erdoberfläche komplett versiegelt (siehe Foto). Wir sind
gespannt, ob es dem Betreiber wie auch den beteiligten Behörden gelingen
wird, dort für einen ausreichenden Natur- und Grundwasserschutz zu sorgen.
Fotos Knut Haverkamp