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Pfadfinder wollen Leukämiekranken das Leben retten

  • Ralf G. Schröder unterstützt den Aufruf an die Pfadfinder, sich beim Bundeslager typisieren zu lassen.
  • hochgeladen von Annika Zimmer

"Weitwinkel - Entdecke den Kontinent" ist das Bundeslager des Bundes der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) in Immenhausen bei Kassel überschrieben. Wie vor vier Jahren im rheinland-pfälzischen Buhlenberg treffen sich ab 25. Juli für zehn Tage bis zu 6000 junge Menschen, um auf Entdeckungsreise zu gehen. Ralf G. Schröder war 2009 in Buhlenberg Mitorganisator. Nichtsahnend begann dort eine Reise, die ihn jetzt vier Jahre später vielleicht zum Lebensretter macht. Auch in Immenhausen werden wieder Pfadfinder als Lebensretter gesucht: Die Gelegenheit sich typisieren zu lassen besteht am 26. , 27. Und 28. Juli, jeweils von 11 bis 16.30 Uhr im Sanitätsbereich des Lagers.

Ralf G. Schröder unterstützt den Aufruf an die Pfadfinder in Immenhausen: Sein Spitzname ist „Duden“, seine Leidenschaft sind die Pfadfinder. Ralf G. Schröder wird von Freunden als wandelndes Lexikon anerkannt. Gerade hat sich der Wiesbadener ein neues Wissensgebiet erobert: Der 27 Jährige kann aus dem Stehgreif über das Thema Knochenmark- und Stammzellspende referieren und wie man damit das Leben von Leukämiekranken retten kann. Denn Schröder hat selbst mit einer Stammzellspende einem todkranken, ihm wildfremden Menschen die Chance auf einen neuen Lebensweg eröffnet.
Alles begann beim Bundespfadfinderlager 2009 in Buhlenberg bei Birkenfeld – vor der Haustür der Stefan-Morsch-Stiftung. Deutschlands älteste Stammzellspenderdatei ist täglich in ganz Deutschland unterwegs, um Menschen über diese Form der Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke aufzuklären. Gesucht werden junge, gesunde Menschen, die sich einen Fingerhut voll Blut abnehmen lassen, um sich in der Datei registrieren zu lassen. Denn im Ernstfall kann man so einem Leukämiepatienten, der die gleichen genetischen Merkmale hat, vielleicht das Leben retten. 5000 Pfadfinder aus ganz Deutschland, aber auch aus Israel oder Kasachstan, campierten mehrere Tage in der Nähe rheinland-pfälzischen Kreisstadt. Lagerleiter war Dr. Roland Baetzel, BdP-Chef und heute im Vorstand der Ringe deutscher Pfadfinder, ging damals „raus“ zur Stefan-Morsch-Stiftung und ließ sich als einer der ersten „typisieren“ - also die notwendige Blutprobe abnehmen. „Raus“-Tage sind fester Programmbestandteil der Bundeslager und dienen meist der „guten Tat.“ Mit dabei ist auch Ralf G. Schröder und viele andere – mehr als 200 Pfadfinder haben seit damals einen Stammzellspenderausweis der Stefan-Morsch-Stiftung. Statistisch gesehen wird nur 1 Prozent der registrierten Spender jemals als Stammzellspender ausgewählt. Doch von den 200 Pfadfindern sind zusammen mit Schröder inzwischen drei zu Lebensrettern geworden.
„Duden“ war überrascht als die Stefan-Morsch-Stiftung ihn jetzt kontaktierte. Der Student hatte damals das Lager mitorganisiert und „selbstverständlich“ bei der Typisierungsaktion „mitgemacht“ - „gar keine Frage!“ Die gleiche Antwort gab er jetzt wieder, als die Stammzellspenderdatei ihn fragte, ob er bereit sei, seinem genetischen Zwilling die Chance zu geben, geheilt zu werden. Als das Telefonat vorbei war, las er, recherchierte und stieß auf die Geschichte von Joschko Ruppersberg – ebenfalls Pfadfinder, ebenfalls in Buhlenberg typisiert und ebenfalls Stammzellspender. Er hat seine Spendergeschichte in dem Buch „56 Geschichten eine Idee“ erzählt, ein Buch der Pfadfinder mit 56 Geschichten über und von dem konfessionell unabhängigen Pfadfinderschaft.
Dann begann auch für Ralf Schröder die Vorbereitungsphase. Leukämie ist eine bösartige Erkrankung der weißen Blutkörperchen, die ihren Ausgang im Knochenmark nimmt, wo sämtliche Blutzellen des Menschen im Körper gebildet werden. Diese Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Damit die Entnahme stattfinden kann, ist ein koordinatorischer Drahtseilakt nötig: Die Mitarbeiterinnen der Stefan-Morsch-Stiftung müssen mit der Transplantationsklinik des Patienten und dem Spender einen genauen Zeitplan abstimmen. Denn der Patient, der dringend auf die Stammzelltransplantation angewiesen ist, muss zum exakt vorbestimmten Zeitpunkt diese Transplantation bekommen. Entscheidend ist dabei auch, dass sein Gesundheitszustand die Übertragung der Stammzellen erlaubt. Deshalb gibt es manchmal sehr kurzfristige Terminverschiebungen, auf die sich dann der Spender einstellen muss - auch Ralf G. Schröder hat das erlebt. Denn der Patient wird parallel zum Spender auf die Stammzellen-Übertragung vorbereitet. Sein Immunsystem wird komplett ausgeschaltet – durch Bestrahlung oder/und Chemotherapie. Eine Therapiephase, die sehr belastend ist. Wenn der Patient sich jetzt mit einem Virus infiziert oder es aus irgendeinem Grund mit der Stammzell-Spende nicht klappt, ist sein Leben massiv gefährdet.
Dann kommt es zu Entnahme – zwei Varianten sind heute möglich: Bei der klassischen Methode der Knochenmark-Entnahme entnehmen Mediziner etwa 0,8 bis 1,5 Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen des Spenders – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Die zweite Methode ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Dieser Botenstoff löst beim Spender im Vorfeld oft grippeähnliche Symptome – wie Kopf- und Gliederschmerzen aus. Schröder arbeitet im BdP-Arbeitskreis Geschichte die Historie der Jugendbewegung in Deutschland auf, aber nach der Stammzellspende ist er auch ein wandelndes Medizin-Lexikon – zumindest in Sachen Transfusionsmedizin. Er weiß, dass seine Rückenschmerzen mit der Entnahme wieder verschwinden und er sagt: „Ich kann nur jedem empfehlen sich typisieren zu lassen.“
Emil Morsch, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung, macht klar: „Am Beispiel der Pfadfinder zeigt sich, wie nachhaltig eine solche Typisierungsaktion wirkt. Sie rettet Leben – heute – morgen – oder vielleicht erst in 20 Jahren.“ Er vertritt fest die Auffassung, die eigentlich den Pfadfinder zu eigen: „Hinterlasse die Welt ein bisschen besser als Du sie vorgefunden hast. Mit der Typisierung sind die Pfadfinder diesem Ziel schon einen großen Schritt weiter – Sie geben Leukämie- und Tumorkranken Hoffnung auf Leben.“

Wie wird man Stammzellspender?

Prinzipiell kann sich jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 40 Jahren registrieren lassen. Informationen über Ausschlussgründe lassen sich auf der Internetseite der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) nachlesen. Die Typisierung ist für alle Spender kostenlos, jedoch werden Spenden zur Finanzierung der Blutuntersuchungen gerne entgegen genommen – da jede Blutanalyse mindestens 50 Euro kostet.
Die aktuellen Termine für die Typisierungsaktionen der Stefan-Morsch-Stiftung findet man auf der Internetseite (www.stefan-morsch-Stiftung.de). Zudem gibt es die Möglichkeit sich über die Homepage auch Online registrieren zu lassen. Über den Button „Online-Registrierung“ auf der Startseite kann man sich eingehend informieren, die Einverständniserklärung ausfüllen und sich ein Entnahmeset zuschicken lassen – entweder eine kleine Blutprobe oder einen Abstrich der Mundschleimhaut. In dem Päckchen ist das entsprechende Material, um sich bei seinem Hausarzt eine Blutprobe entnehmen zu lassen oder den Wangenabstrich durchzuführen. Dieses Päckchen wird dann einfach an die Stefan-Morsch-Stiftung zurückgesendet.

  • Ralf G. Schröder unterstützt den Aufruf an die Pfadfinder, sich beim Bundeslager typisieren zu lassen.
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  • 2009 beim Bundeslager in Buhlenberg ließen sich viele Pfadfinder als Stammzellspender registrieren.
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  • Über die Homepage der Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) kann man sich auch online typisieren lassen.
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2 Kommentare

Ein lobenswertes Engagement! Ich habe mich schon vor ein paar Jahren typisieren lassen.

Dem Lob für die Pfadfinder kann sich die Stefan-Morsch-Stiftung nur anschließen.

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