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Florian Kurringer und sein Bild vom Kirchturmbrand

  • Links oben wacht der Hl. Florian über den damaligen Markt Ichenhausen.
  • hochgeladen von Gabriele Walter

Heute möchte ich an ein schreckliches Geschehen erinnern, das sich vor 175 Jahren hier in Ichenhausen ereignet hat, und zwar genau am 3. März 1835.

Zeitzeuge war damals ein junger Maler, der gerade von seinem Kunststudium aus München wieder in seine Heimatstadt Ichenhausen zurück gekehrt war. Höchstwahrscheinlich der Liebe wegen, denn er heiratete seine Josefa einige Monate später, am 22.12.1835.

Aber zurück zum Geschehen des 3. März 1835, das Florian Kurringer dermaßen bewegte, daß er dieses Bild, das sich heute im Pfarrhof in Ichenhausen befindet, malte.
Das Bild hat eine Größe von 112 cm x 120 cm und wurde mit Ölfarben auf die Leinwand gebannt.
Einige Jahre später malte er auch eine Schützenscheibe mit dem gleichen Motiv, die aber leider schon fast 100 Jahre verschollen ist.

Damit man sich dieses schreckliche Ereignis besser vorstellen kann, möchte ich einen Text aus dem Buch von Manfred Gromer "Erinnerungen an Stadtpfarrer und Dekan Heinrich Sinz" in stark gekürzter Form hier wieder geben:

Es war ein düsterer, windiger Tag, der 3. März 1835, jedoch ohne allen Schnee.
Es war der letzte Fastnachtstag (Fastnachtsdienstag).
Abends sechs Uhr stellte sich etwas Regen ein, um sieben Uhr durchtobte die Lüfte ein starker Sturm mit Schnee und Hagel.
In der kurzen Zeit von fünf Minuten waren alle Dächer mit dichten, wohltätigem Schnee bedeckt.
Ein wenig danach erleuchtete ein starker Blitz, von Donner begleitet, die Gegend, ihm folgte ein zweiter Blitz, der den schönen Kirchturm mit seiner breiten, gewölbten Zwiebelkuppel traf.
Wenige Minuten - und schon ertönten erschreckende Feuerrufe durch die Gassen und dann Sturmgeläute, aber ganz verworren; denn man getraute sich kaum zu läuten.
Trommelwirbel verkündete den Einwohnern das schreckliche Schauspiel......
Ohne Zweifel hatte der Blitz das Kreuz des Turmes getroffen und entzündete das Gebälk.....
Der Sturmwind, der von Norden tobte, entfachte mit Gewalt das Feuer....
Die Turmkuppel glich einem Bienenkorb, aus welchen feurige Bienen flogen....
Bald waren die Latten abgebrannt, die Dachplatten der Kuppel fielen herab und das Gerippe der Turmkuppel zeigte sich....
Der Turm glich jetzt einer hellauflodernden Fackel; die Balken, die in das Innere des Turmes fielen, entzündeten den hölzernen Einbau des Turmes.
Durch die acht Schallöcher drangen die Flammen, ihre Läden brannten und fielen brennend stückweise herab.....
Die Gefahr erhöhte sich sehr, weil ein fürchterlicher Orkan von Abend bis Morgen wütete....
Die herausströmenden Funken aus den Schallöchern, fielen zu Tausenden über einen großen Teil des Marktes und drohten mit neuen Entzündungen....
Feuerfunken wurden bis auf dem Heidenbühl gefunden...

Das Vieh, welches aus den gewohnten Ställen in ungewohnte Scheunen gebracht wurde, brüllte laut beim Anblick des brennenden Turmes und der niederfallenden Funken.....

Sobald das Feuer erblickt worden war, hatten mehrere Personen versucht , den Turm zu retten......
Von außen konnte der Wasserstrahl der großen Spritzen nicht mit Wirkung angewendet werden: 1. weil die Spritzen wegen der herabfallenden Balken und wegen der Kirchturmhöhe zu entfernt gestellt werden mußten,
2. weil der Orkan den Wasserstrahl auseinander trennte und unwirksam machte.

Bis nun die Spritze aufgestellt war, waren bereits zwei Glocken ganz geschmolzen und eine dritte halb......
Die Löschenden gossen, ohne die herausdringenden Flammen und andere Gefahren zu achten, das Wasser in Kübeln und Schäffern in solcher Menge in den Turm, daß des Feuers Macht zwischen vier und fünf Uhr früh erliegen mußte.
Der ganze Brand dauerte zehn Stunden.
Der Kirchturm hatte seine Hauptzierde, die schöne Krone, verloren. Die Kirche wurde gerettet, aber ihr Inneres hatte stark gelitten.....

Aus 22 Orten kamen übrigens Helfer nach Ichenhausen, die durch Feuerreiter verständigt wurden.

Am 8. März wurde in der Kirche wieder Gottesdienst gehalten.....

Am 5. und 6. August 1836 wurde anstelle der alten Kuppel die jetzige Turmspitze aufgerichtet und mit Blech bedeckt.

Die Gemeinde beendigte von da ab ihre Fastnachtsfreuden bereits am Fastnachtsmontag.
Der Dienstag war ein Tag der Ruhe und Stille, an dem alljährlich eine Betstunde für die Rettung der Kirche und des Marktes gehalten wurden.....

Am 30. März 1964 ereilte ein anderes Schicksal den Kirchturm. Er stürzte bei den Renovierungsarbeiten am Ostermontag ein.

  • Links oben wacht der Hl. Florian über den damaligen Markt Ichenhausen.
  • hochgeladen von Gabriele Walter
  • Bild 1 / 3
  • Auch heute wäre so ein Brand mitten im Ort schrecklich.
  • hochgeladen von Gabriele Walter
  • Bild 2 / 3
  • Interessant auch die Mode von damals.
  • hochgeladen von Gabriele Walter
  • Bild 3 / 3

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14 Kommentare

Da war ja viel Glück dabei. Was nicht alles gerade in dieser Zeit passieren könnte.
Auch Friedberg erlebte Ähnliches

http://www.myheimat.de/friedberg/kultur/unsere-sta...

@Christl. Das stimmt. Deinen Bericht habe ich damals schon mit viel Interesse gelesen. LG. Gabriele

Vielen Dank für diesen interessanten Bericht!

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