32-Jähriger ergriff die Chance, ein Leben zu retten
„Ich war aufgeregt, aber für mich war klar, dass ich das mache. Ein Leben hing davon ab.“ Schon fünf Jahre ist es her, dass der 32-jährige Realschullehrer Michael Hoferichter aus Hoppstädten-Weiersbach in Birkenfeld Blutstammzellen für einen Leukämiepatienten aus den USA spendete. Damit gab er dem damals etwa 50-jährigen Mann die Möglichkeit, den Blutkrebs zu besiegen. Bis heute hat er den Mann nie kennengelernt und weiß nicht, ob er den Kampf gegen seine Leukämie gewinnen konnte.
Vor elf Jahren ließ sich Michael Hoferichter am Tag der offenen Tür der Stefan-Morsch-Stiftung spontan als potenzieller Lebensretter in die Stammzellspenderdatei der Stiftung aufnehmen. Die Stefan-Morsch-Stiftung ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands mit Sitz in Birkenfeld. Beinahe jeden Tag sind Teams der Stiftung in ganz Deutschland unterwegs, um für die Registrierung als Stammzellspender zu werben. „Typisierung“ lautet der Fachbegriff. Aus einer Blutprobe (knapp ein Fingerhut voll Blut) werden die Gewebemerkmale des Spenders bestimmt und bei der Spenderdatei gespeichert. Denn für den Erfolg der Übertragung ist eine nahezu vollständige Übereinstimmung der HLA-Gewebemerkmale (Humane Leukozyten-Antigene) von Empfänger und Spender notwendig. In den Knochenmark- und Stammzellspenderdateien wie der Stefan-Morsch-Stiftung sind weltweit fast 25 Millionen Menschen registriert und trotzdem ist es immer noch ein Glücksfall, wenn sich für einen Patienten ein passender Spender findet.
Michael Hoferichter, der in seiner Freizeit gerne joggt, ist so ein Glücksfall gewesen. Bereits Anfang des Jahres 2008 wurde er von der Stefan-Morsch-Stiftung um eine weitere Blutprobe gebeten, um seine Gewebemerkmale noch einmal differenzierter zu untersuchen. Nach kurzer Zeit teilte ihm die Stiftung mit, dass ein anderer Spender gefunden wurde. Ende August baten ihn die Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung dann doch um die Stammzellspende. Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung, erklärt, warum es immer wieder vorkommt, dass Spender zunächst zurückgestellt werden und dann doch zur Spende gebeten werden: „Es kommt immer wieder vor, dass Spender aus den verschiedensten Gründen, im Ernstfall – unter anderem auch aus medizinischen Gründen - zur Transplantation nicht zur Verfügung stehen. Denn, ob es tatsächlich zur Spende kommt, ist von unglaublich vielen Faktoren abhängig. Erreicht man den Spender oder ist er unbekannt verzogen? Stimmt er den weiteren Voruntersuchungen zu oder zieht er sein Einverständnis zurück? Gibt es gesundheitliche Gründe, warum man ihn oder sie von der Spende ausschließen muss? All dies kann dazu führen, dass ein Spender, den man wieder freigegeben hat, doch noch – und dann leider oft sehr kurzfristig – zur Spende bittet.“
Genau das war auch bei Michael Hoferichter der Fall. Etwa drei Wochen später, Mitte September, war es dann soweit. Hoferichter war vor der Entnahme nervös, „aber ich wurde gut aufgeklärt und während der Apherese gut versorgt. Ich fühlte mich gut aufgehoben“. Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Diese Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme von Knochenmark aus dem Beckenkamm – niemals aus dem Rückenmark. Die zweite Möglichkeit ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Dialyse. Das nennt man Apherese. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In der Entnahmestation der Stefan-Morsch-Stiftung werden dann die Stammzellen herausgefiltert. Über die Art der Spende entscheidet der Stammzellspender. Das Transplantat wird dann schnellstmöglich zum Patienten gebracht, denn nach der Entnahme muss die Transplantation innerhalb von 72 Stunden erfolgen.
Hoferichter hatte die Spende gut überstanden: „Im Nachhinein war das alles nicht schlimm. Das schlimme ist die Ungewissheit im Vorhinein darüber, was auf einen zukommt.“ Wenn er an die Spende zurückdenkt, hat er ein gutes Gefühl. Er wünscht sich, dass sich mehr Menschen typisieren lassen: „Wenn man damit jemandem helfen kann, sollte man es machen. Ich würde es wieder tun.“
Jeder kann helfen!
Seit fast 30 Jahren plädieren Emil und Hiltrud Morsch, Gründer der Stiftung, aber für eine verbesserte Betreuung der Patienten und ihrer Angehörigen. Ihr Sohn, der 16 jährige Stefan Morsch aus Birkenfeld erkrankte Anfang der achtziger Jahre an Leukämie. Als erstem Europäer wurde ihm 1984 fremdes Knochenmark übertragen. Der Junge überlebte jedoch die Nachsorge nicht. Das ist für Emil und Hiltrud Morsch der Grund, warum die Stiftung nicht nur immer wieder für die Registrierung als Stammzellspender wirbt, sondern auch Patienten ihre Hilfe anbietet. Aus eigener Erfahrung weiß Emil Morsch, welche Komplikationen bei der Therapie auftreten können, aber auch welche finanziellen und psychischen Folgen die Patienten und deren Angehörige belasten. „Deshalb sind wir als Stiftung auch für die Patienten da – in jeder Frage.“
Die aktuellen Termine für die Typisierungsaktionen der Stefan-Morsch-Stiftung findet man auf der Internetseite (www.stefan-morsch-Stiftung.de). Zudem gibt es die Möglichkeit sich über die Homepage auch Online registrieren zu lassen. Über den Button „Online-Registrierung“ auf der Startseite kann man sich eingehend informieren, die Einverständniserklärung ausfüllen und sich ein Entnahmeset zuschicken lassen – entweder eine kleine Blutprobe oder einen Abstrich der Mundschleimhaut. In dem Päckchen ist das entsprechende Material, um sich bei seinem Hausarzt eine Blutprobe entnehmen zu lassen oder den Wangenabstrich durchzuführen. Dieses Päckchen wird dann einfach an die Stefan-Morsch-Stiftung zurückgesendet.
Informationen zur Stammzellspende finden Sie unter www.stefan-morsch-stiftung.de oder unter der gebührenfreien Hotline: 0800/ 76 67 724