Evang.-Luth. Kirchengemeinde Höchstädt
Ökumenischer Gottesdienst zum Reformationstag in der Katholischen Kirche
Die evangelische und die katholische Gemeinde in Höchstädt feierten den Reformationstag mit einem gemeinsamen Gottesdienst. Die Pfarrer Wolfram Schrimpf und Daniel Ertl luden dazu in die katholische Stadtpfarrkirche in Höchstädt ein. Die Einladung galt ausdrücklich allen Christen aller Konfessionen.
Spaltung der Kirchen
Dabei ist der Reformationstag nur für evangelische Christen ein besonderer Tag, der seinen Ursprung vor 496 Jahren hatte. Der damalige Mönch Martin Luther sah den Ablasshandel der Kirche im Widerspruch zu den Worten, die er in der Bibel las. Die damalige Katholische Kirche versprach ihren Gläubigen, dass sie durch die Gabe von Geldspenden ihre Seele vor dem Fegefeuer retten könnten. Sogar die Rettung bereits verstorbener Familienangehöriger sei durch Geldspenden möglich. In der Bibel findet sich ein Brief des Apostels Paulus an die damalige Gemeinde in Rom. Martin Luther konnte darin lesen, dass wir Menschen nicht durch unsere Taten und schon gar nicht durch Geld, sondern allein durch die Gnade Gottes erlöst werden. Luther konnte nicht anders. Er forderte die Kirche auf, sich zu ändern und schlug dazu seine Thesen an der Wittenberger Schlosskirche an. In der Folge kam es zur Spaltung der Kirche. Es entstand die Lutherische Kirche, die wir bis heute als evangelische oder auch protestantische Kirche kennen.
Weg der Versöhnung
Pfarrer Wolfram Schrimpf erklärte zu Beginn des gemeinsamen Gottesdienstes, dass seitdem Jahrhunderte vergangen sind und beide Kirchen Reformen durchlaufen haben. Er betont, dass „kein anderer Grund gelegt werden kann, als der, der gelegt ist, Jesus Christus“. Daraus folgert er, dass Christen in ihren Gottesdiensten nicht ihre jeweilige Kirche, sondern „den christlichen Glauben feiern.“ In diesem Fall, dem 31. Oktober 2024 „ökumenisch“. Schrimpf erinnerte auch daran, dass vor genau 25 Jahren die Katholische und die Evangelische Kirche eine gemeinsame Erklärung unterzeichneten, die diese Jahrhunderte dauernde Streitigkeit beenden soll. „Seitdem können die Katholische und die Lutherische Kirche weiter zusammenwachsen.“ Die folgende Predigt hielt sein „Kollege und Freund Daniel Ertl“ und er ergänzte: „Wir freuen uns, seine Predigt zu hören.“
Mit Herz …
Pfarrer Daniel Ertl bezog sich in seiner Predigt auf den Brief des Apostel Paulus an die Römer und die Erklärung der beiden Kirchen von vor 25 Jahren. Paulus, der seinen Brief vor knapp zweitausend Jahren verfasst hatte, beantwortete darin die Frage, ob ein Heide, der den Glauben an Christus findet, erst Jude werden müsse, ehe er Christ werden kann. Diese Frage war für Menschen in der damaligen Zeit sehr aktuell. Ertl erklärte, „in Christus werden die Unterschiede aufgehoben“. Denn die einen „kennen Gottes Gesetz nicht“. Die anderen „kennen das Gesetz, können es aber nicht einhalten“, da wir Menschen nicht unfehlbar sind. In dieser Situation erscheint Jesus als unsere „Rettung für jeden, der sich auf ihn einlässt“. Denn „alle haben sie gesündigt, umsonst werden sie erlöst“.
… Worten und Werken …
Hier sieht Pfarrer Daniel Ertl die Ursache für den Widerspruch, den Martin Luther damals fand. Denn wenn das Herz eines Menschen versteinert ist, hilft es ihm nicht, wenn er sein Vermögen teilt. Wenn er allerdings mit seinem Herzen an Jesus glaubt und dennoch an seinem Vermögen festhält, ist er auch nicht auf dem Rechten Weg.
… auf dem Rechten Weg
Der Rechte Weg ist für Ertl klar erkennbar: Getauft sein und „sowohl auf Jesus vertrauen, aber auch Dankbarkeit zeigen, mit Lippen, Herzen, Werken. Mit dem ganzen Mensch-Sein“. Und es ist Ertls Hoffnung, dass wir durch die Erklärung der beiden Kirchen „weiter zusammenfinden und gemeinsam den Weg unseres Herrn Jesus Christi gehen können.“
Ertl und Schrimpf sprachen anschließend einen Taufsegen. Wer wollte, konnte zum Taufbecken vortreten und von einem der beiden Pfarrer persönlich den Segen empfangen. Mit dem Wasser aus dem Taufbecken bekamen sie dabei das Kreuz auf die Stirn gezeichnet.
Der Chor Cantamos begleitete den Gottesdienst unterstützt von Dudelsack, Flöten und Leier. Im Anschluss daran luden die beiden Pfarrer zu einem gemeinsamen Abend in einer nahe gelegenen Gaststätte ein. Dort konnten die Gottesdienstbesucher ihre Gedanken austauschen und dabei die beiden Kirchen weiter zusammenfinden lassen.
Text: Evang.-Luth. Kirchengemeinde Höchstädt