myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

Gedanken zum Lied von den schlesischen Webern

Das Lied von den schlesischen Webern

Im düstern Auge keine Träne,
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpresst,
Und uns wie Hunde erschiessen lässt -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt -
Wir weben, wir weben!

Das Schifflein fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht -
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir weben, wir weben!

Das Lied wurde von Heinrich Heine geschrieben.
Heine lebte von 1797 bis 1856. Er erlebte die Industrialisierung die Aufstände der Arbeiter. Paris, die Stadt der Freigeister wurde seine Heimat. Dort ist auch sein Grab. Das Lied von den schlesischen Webern wurde am 10. Juni 1844 in der von Karl Marx in Paris herausgegebenen Zeitschrift Vorwärts veröffentlicht.
Das Weberlied wurde zum Propagandamittel und im Weberaufstand mit Flugblättern verteilt. Heine selbst distanzierte sich jedoch vom Kommunismus.

Lese ich nun heute dieses Lied, frage ich mich, wo sind die Leinweber heute. Gibt es den Handwerksberuf des Webers noch? Wer würde heute dieses Lied singen?
Meine Gedanken sind bei den Pflegeberufen, den Erziehern, Friseuren, den Reinigungskräften. Sind sie die Weber unserer Zeit?
Zur Zeit des Weberaufstandes gab es zynische Stimmen. Wer erschossen ist, hat keinen Hunger mehr. Wer im Zuchthaus sitzt, braucht sich, um trocken Brot nicht zu kümmern.

Der neue Armutsbericht lässt mich auch zynisch werden. Die Weber von heute bekommen Aufstockung zum Leben anstatt Lohn von dem sie Leben können.
Wohnraum ist in den Städten so teuer das viele Familien wieder eng zusammenrücken müssen. Auf dem Land sterben die Dörfer, weil die Jungen der Arbeit nachziehen. Hat sich denn wirklich so wenig verändert? Nun, unsere Kinder dürfen lernen und müssen nicht in der Fabrik arbeiten. Wir haben Freizeit und Krankenversicherung. Ärzte, die sich um uns kümmern, wenn wir sie brauchen. Aber selbst die verschwinden in die Industrie, ins Ausland, wo man besser verdient. Noch gibt es Pfleger, aber bereits jetzt führt der Weg vieler Alten ins Ausland, um gepflegt zu werden. Da ist es Billiger.

Wir weben emsig Tag und Nacht -
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir weben, wir weben!

Weitere Beiträge zu den Themen

ArmutWeberHeineGedanken

13 Kommentare

"Schönes" Gedicht, ja, ja, der Heine war manchmal bitterböse!

Da sei doch gleich noch das WEBERLIED von Hieronymus Eustachius Brinke aus dem Adlergebirge angefügt:

Weberlied

Wo man von fern in Böhmen ein Gebirge sieht,/
Wo kein Weinstock und kein edler Baum nicht blüht,/
Dort, wo man einsam lebt, vom Gelde frei,/
Dort ist die schöne, schöne Weberei.

Wo lange Winter, Kälte, Schnee und Stürme brausen,/
Und im Sommer Donner, Blitz und Nebel hausen,/
Wo den Deutschen drücken Leiden allerlei,/
Dort ist die schöne, schöne Weberei.

Wo man auf hohen Bergen und auf steilen Höh`n,/
Sieht bald da ein Haus, bald dort ein Hüttchen stehn,/
In jedem Weberstühle zwei bis drei,/
Dort ist die schöne, schöne Weberei.

Wo jeder Bürger, Bauer und Häusler ein Weber ist,/
Frisches Wasser trinkt und Wassersuppe isst,/
Gesund und fröhlich lebet noch dabei,/
Dort ist die schöne, schöne Weberei.

Wo auch hübsche Mädchen hinterm Webstuhl sitzen,/
Für zwei Sechser dort die ganze Woche schwitzen,/
Baumwollwaren weben mancherlei,/
Dort ist die schöne, schöne Weberei.

Wo hundertzwanzig Ellen zweiundneunzig ist,/
Wo man die Ware hängend ohne Elle misst,/
Mit Mikroskop und Wage prüfet noch dabei,/
Dort ist die schöne, schöne Weberei.

Wo man wirket, spulet, knüpfet Tag und Nacht,/
Wo man zwei Ellen Ware für ein` Kreuzer macht,/
Baumwoll` kochet, stärket, pudert noch dabei,/
Dort ist die schöne, schöne Weberei.

Wo man in jedem Haus ein starkes Klappern hört,/
Das feinste Weizenmehl auf Baumwollgarne schmiert,/
Und Schwarzmehlknödel schmauset ohne Scheu,/
Dort ist die schöne, schöne Weberei.

Wo sehr arme Weber sich recht redlich plagt,/
Bei Fleiß und Sparsamkeit am Hungertuche nagt,/
Zuletzt beschuldigt wird der Dieberei,/
Dort ist die schöne, schöne Weberei.

Wo der arme Weber, wenn er etwas wagt,/
Wird vom Fabrikanten bei Gericht geklagt,/
Und dann ausgepfändet frank und frei,/
Dort ist die schöne, schöne Weberei.

Wo doch kein Mensch die liebe Heimat gern verlässt/
Und der Abschied heiße Tränen ihm erpresst,/
Wo man doch gerne weilt und singt dabei,/
Dort ist die schöne, schöne Weberei.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hieronymus_Brinke

Richtig: "Heute kann man auch mit Vollzeit-Arbeit arm sein." Nämlich dann, wenn die heute geforderte Qualifikation nicht hinreicht oder man beruflich auf das falsche Pferd gesetzt hat.

Fortschritt heißt Voranschreiten und ist jeweils definiert. Wie Du schon schreibst, heute heißt das Niveau 4.0

Da wir keine erhöhte Arbeitslosigkeit im Lande haben, im Gegenteil, ein immer größerer Prozentsatz der Arbeitsfähigen auch tatsächlich in Beschäftigung ist, kann es sich bei den "Qualifizierungsverlierern" auch nicht um solche handeln, die irgendwie nicht gebraucht werden würden. Der Begriff sagt es ja bereits: Es handelt sich um Personen, die nicht qualifiziert sind, den heutigen Arbeitsansprüchen nicht genügen, aus welchem Grund auch immer, da wären mehrere denkbar.

Beteiligen Sie sich!

Hier können Sie nur eine begrenzte Anzahl an Kommentaren sehen. Auf unserer Webseite sehen Sie alle Kommentare und Ihnen stehen alle Funktionen zur Verfügung.

Zur Webseite