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Hemmingen: Das feste Schloss Wilkenburg war den Hannoveranern ein Dorn im Auge

  • Blick auf das Hemminger Gut.
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Burgen und Schlösser in der Region Hannover - Teil 4:

Seit über 600 Jahren ist die Familie von Alten im Besitz des Gutes von Hemmingen-Westerfeld. Das heutige Wohnhaus stammt allerdings erst von Anfang des 19. Jahrhunderts und wurde 1978 voll-ständig renoviert. Auf einer Karte von 1781 ist zu ersehen, dass das Rittergut damals noch von einem Wassergraben geschützt wurde.

Eine sehr wehrhafte Burg, die den mittelalterlichen Hannoveranern viel Kummer bereitete, stand einst im Ortsteil Wilkenburg, wenige Kilometer entfernt. Auch hier wirkten die Herren von Alten. Überbleibsel des festen Schlosses sind noch heute erhalten. Der Chor der Kirche St. Vitus hebt sich auffällig vom Rest des 1704 entstandenen Kirchenschiffes ab. Das Mauerwerk besteht aus exakt behauenen Steinquadern: wir stehen vor Überresten der alten Burgkapelle.

Bereits in einer Urkunde des 1140 gestorbenen Bischofs Siwardi von Minden taucht der Name „Welekenborge“ auf. Und am 15. Juli des Jahres 1395 ist von einem „neuen Schloss“ in Wilkenburg die Rede. Dem Gelände nach zu urteilen muss es sich wohl um eine Wasserburg gehandelt haben. Dafür könnte auch der Name sprechen, der vielleicht nur Wasserburg bedeuten soll.

Schon einem Monat nach dem 15. Juli - am 14. August 1395 - ist die Burganlage wieder im Gespräch. Die Feste wird dank ihre strategisch günstigen Lage eine besondere Bedrohung für das aufstrebende Hannover dargestellt haben. Die Herzöge Bernhard und Heinrich von Braunschweig und Lüneburg versprachen damals jedenfalls, die Burganlage niederzureissen. Offenbar kamen die Herzöge anfangs dieser Verpflichtung nicht nach. Denn am 22. Oktober 1397 gelobten die beiden erneut, zur Beilegung ihres Streits mit der Hanse ihr Schloss Wilkenburg mit der Kirche und dem Kirchturm vor dem nächsten 25. Dezember den Bürgern der Stadt Hannover auszuliefern, so dass „diese mit Hilfe der herzoglichen Leute das aufgeführte Zimmerwerk niederreißen, auch den Turm umstürzen und bis auf den Grund abbrechen mögen.“

Um das Jahr 1424/25 versuchte die Familie von Alten, das feste Haus wieder entstehen zu lassen. Daraufhin wurde von den Bürgern Hannovers die gesamte Anlage erneut geschleift. Nur der Kirchturmsockel und die Burgkapelle blieben unzerstört.

Kurz vor dem Ortseingang von Wilkenburg geht ein kleiner gepflasterter Weg in südöstlicher Richtung von der Straße ab. Es ist die alte Zufahrt zum Rittergut Wilkenburg. Heute führt der Weg geradewegs in den Gutspark. Die Grünanlage mit seinen Gewässern ist nach dem Niedersächsischen Denkmalschutzgesetz als historisches Kleinod besonders geschützt. Auffällig ist ein halbkreisförmiger Wassergraben inmitten der Grünanlage. Auf älteren Karten ist innerhalb des Halbkreises noch eine Ruine eingezeichnet. Davon wird der Wanderer jedoch nichts mehr erkennen können. Hier stand bis zum 22. September 1943 das Wilkenburger "Schloss". Brandbomben des 2. Weltkrieges brachten den Untergang. Nach alten Fotos zu urteilen, muss das "Schloss" ein repräsentatives Gebäude gewesen sein. Es war das Herrenhaus des Gutes. Das schlossartige imposante Herrenhaus ließ erst Hans von Campe in den Jahren 1905/1906 erbauen. Die Familie von Campe hatte das Gut von den Hemminger Adelsgeschlecht von Alten übernommen. Obwohl das Schloss unterging, ist die Gutsanlage insgesamt ein Baudenkmal und allemal einen Abstecher beim Ausflug in die Leineaue wert. Das in Fachwerk auf längstrechteckigem Grundriss, erbaute Wohnhaus stammt vermutlich aus dem frühen 19. Jahrhundert, ebenso wie die beiden sogenannten Wandständerbauten des Landarbeiterwohnhauses und der Längstdurchfahrtsscheune.

Verlassen wir nun die Stadt Hemmingen und wenden uns einer weiteren südlichen Nachbarstadt von Hannover zu: Laatzen. Davon mehr in der nächsten Folge.

Burgen und Schlösser der Region Hannover - Gliederung:
01. Einleitung / Literaturverzeichnis - 30.10.11
02. Burgen im Stadtgebiet von Hannover - 04.11.2011
03. Schlösser der Stadt Hannover – 13.11.2011
04. Burgen und Herrensitze in Hemmingen - 24.11.2011
05. Herrensitze in Laatzen - In Vorbereitung

  • Blick auf das Hemminger Gut.
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  • Blick vom Sundern auf die Gutsanlage.
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  • Im Chor der Wilkenburger St. Vitus-Kirche sind Bauteile der früheren Burgkapelle erhalten.
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  • Der Kirchturm von St. Vitus könnte in seinem Fundamenten und dem Sockel auf den Burgturm zurückgehen.
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  • Blick auf die Gutsanlage, Nachfolger der früheren Burg.
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  • Hier stand eins das "Schloss" von Wilkenburg. Ein Wassergraben umgab das Bauwerk.
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  • Im Bombenhagel vergangene Pracht: Eine alte Postkarte erzählt vom Schloss in Wilkenburg.
  • Foto: unbekannter Postkartenfotograf. Myheimat-Autorin Christel Prüssner stellte mir dieses Bild zur Verfügung.
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  • Modell der Burg von Wilkenburg.
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3 Kommentare

sag mal, welche Broschüre diente Dir eigentlich für das Berichtete als Vorlage. GANZ NEU oder auch aus den 80er Jahren --- denn diese Darstellung mit den Hannoveranern kommt mir sehr vertraut vor...

Ganz toller Tipp mit Klasse Bildern,Danke

Es kann sein, dass einiges bekannt vorkommt, soweit es um das Gebiet der Südlichen Leineaue geht. Denn in meinen "Spaziergängen in der Leineaue" spreche ich die Burgen und Herrenhäuser, die im Naherholungsgebiet liegen, auch an. Die Spaziergänge in der Leineaue beruhen auf einer entsprechenden Artikelserie, die ich ab Ende der 70ger Jahre im Maschseeboten (das ist eine Stadtteil-Zeitung in Hannover -Döhren/Wülfel) geschrieben habe. Sonst habe ich die Informationen im Laufe der Jahre aus den unterschiedlichsten Quellen zusammengetragen. Eine Broschüre habe ich nicht als Vorlage. Aber vielleicht schaffe ich es einmal, wenn die Serie fertigt ist, den Text als Broschüre gesammelt zu veröffentlichen. Man kann ja nie wissen.

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