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Vom Pesthaus zur Musikhochschule - frischer Glanz fürs Neue Haus
Nun strahlen sie wieder - die Arkaden auf dem Emmichplatz, die an das Neue Haus erinnern, das hier 1894 am Rande der Eilenriede nach Plänen des Architekten Paul Rowald erbaut worden war. Ursprünglich war hier zu Beginn des 18. Jahrhunderts ein Siechenlazarett (Pesthaus) errichtet worden - damals noch außerhalb der Stadtbefestigung. Doch benötigt wurde das Pesthaus zum Glück nicht mehr für seine eigentliche Bestimmung und so zog bereits zwei Jahre nach seinem Bau ein Gasthaus in die Räume des Fachwerkhauses ein.
Bald entwickelte sich das ehemalige Pesthaus zum beliebten Ausflugslokal. Im 19. Jahrhundert erfreuten sich die Hannoveraner hier an Theateraufführungen und Konzerten und ab 1865 zeigte man am Neuen Haus die ersten Tiere für den Zoo Hannover. Dort, wo nun die Arkaden des neuen Neuen Hauses stehen, wurde 1874 das Provinzial-Kriegerdenkmal eingeweiht - etwas versetzt zum Ausflugslokal in der Sichtachse zum Hoftheater. Das Fachwerkgebäude des alten Lokals entsprach bald nicht mehr den Ansprüchen und wurde zugunsten eines Neubaus abgerissen. 1894 wurde das neue Neue Haus erbaut.
Lange Zeit war das prächtige Konzerthaus mit den großen Terrassen, dem Konzertgarten und dem von Julius Trip geplanten Grünflächen beliebtes Ausflugsziel in Hannover. Trip hatte auf dem Platz vor dem Neuen Haus üppige Blumenbeete angelegt und die vordere Eilenriede parkähnlich gestaltet. Die große Beliebtheit mag auch an der guten Erreichbarkeit durch die Straßenbahn und an der Nähe zur Eilenriede gelegen haben, die auch heute noch gerne für Spaziergänge genutzt wird. Erst in den 1930er Jahren wurde der Platz "Am Neuen Hause" übrigens in "Emmichplatz" umbenannt.
Im zweiten Weltkrieg erlitt das Gebäude nur geringe Schäden, und Ende der 1940er Jahre wurde der Betrieb des Lokals wieder aufgenommen. Einige Zeit nutzte die Landesbühne Hannover das Gebäude, bis es 1970 abgerissen wurde, um Platz für den Bau der Musikhochschule Hannover zu schaffen. Schade - gerne hätte ich auch einmal einen Sonntagsausflug mit meiner Familie zum Neuen Haus unternommen. Neben den Arkaden des Neuen Hauses erinnern auch Figuren aus Sandstein, die am Rande des Innenhofes der Musikhochschule zu finden sind, mit ihren Musikinstrumenten an das alte Konzerthaus. Sie stammen allerdings ursprünglich von einer Villa aus Kirchrode und nicht von der Fassade des Neuen Hauses. Auf jeden Fall erinnern die Melodien, die teilweise aus dem modernen Gebäude der Musikhochschule klingen, ein wenig daran, dass hier schon zu Uromas Zeiten Musik gemacht wurde.
Die letzten Jahre hatten den Arkaden des Neuen Hauses allerdings ganz schön zugesetzt, und der Sandstein hatte sich dunkel verfärbt. Nun wurden die alten und unter Denkmalschutz stehenden Steine restauriert und erstrahlen in neuem Glanz. Wenn ihr wie wir einmal genauer hinschaut, werdet ihr an den Arkaden spannende Details wie die Darstellung der vier Jahreszeiten entdecken.
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Info:
Das moderne Gebäude der Musikhochschule ist übrigens architektonisch einem Ohr nachempfunden.
Leider allen voran die Wasserkunst an der Leine. Ich habe sie als allerschönstes Gebäude in Erinnerung. Auch um das Friederikenschlösschen ist es sehr schade. Diese Bauwerke würden das Stadtbild heute um einiges aufwerten. Vielleicht wird ja, irgendwann einmal, die Wasserkunst wieder aufgebaut werden, ähnlich dem Leibnitzhaus und dem Schloss in Herrenhausen.