Elektromobilität
Ein kleiner Erfahrungsbericht:
Für 7 Tage blieb mein Auto stehen… und stattdessen durfte ich im Rahmen der „Aktion Autotausch“ der Metropolregion mit einem vollelektronischen VW e-load up! fahren.
Ein völlig neues Fahrgefühl beginnt bereits beim Startvorgang: nach dem Umdrehen des Autoschlüssels ertönen kurze Pieptöne und….nichts weiter… gar nichts. Ist der Wagen überhaupt an?? Natürlich, es steht ja „ready“ auf dem Display! Und so leise bleibt es auch während der Fahrt, ausschließlich die Reifen- und Windgeräusche – mal mehr und mal weniger – auf Kopfsteinpflaster oder Asphaltdecke, sind zu hören. Da ist Acht zu geben, denn auch für die Fußgänger im Straßenverkehr ist das herannahende Auto nicht zu hören und oft bekommt man überraschende Blicke der Passanten zugeworfen.
Die Strecke zu meiner Arbeitsstelle in Neustadt beträgt ca. 33 Kilometer und die habe ich in der Zeit mit dem e-load up! nun täglich absolviert. 160 Kilometer, das ist die maximal mögliche Fahrtstrecke bei voll aufgeladener Batterie. Das hört sich gut an, das wird ja locker reichen, denke ich. Schnell stellte ich jedoch fest, dass es sehr von der Fahrweise abhängt, ob die gefahrenen Kilometer auch den angezeigten „Verbrauchskilometern“ entsprechen. Zum Beispiel werden für eine 10 Kilometer lange Strecke bei einer Fahr-Geschwindigkeit von > 80 km/h dann schnell mal 14 km von der zur Verfügung stehenden Kilometeranzahl „verbraucht“.
In den Tagen, in denen ich das Auto zur Verfügung hatte, herrschte richtig sommerliches Wetter, ja fast tropische Temperaturen von bis zu 32° C. Ich entdeckte, dass der Wagen sogar über eine Klimaanlage verfügt. Die möchte ich ausprobieren.. oh,- ich schaue auf das Display… die zur Verfügung stehende Kilometeranzeige zeigt mir augenblicklich 10 Kilometer weniger an… da schalte ich die Klimaanlage schnell wieder aus – und die Km-Anzeige springt wieder zurück! Keine Experimente, ich sehe mich schon am Straßenrand stehen „meine Batterie ist alle“!
Aber es gibt ja die „Rekuperation“, die ich 3-stufig einstellen kann. Dabei setzt ein sofortiger Bremsvorgang ein, wenn ich während der Fahrt den Fuß vom „Energiepedal“ nehme. Zum Beispiel vor einer roten Ampel. Dabei wird die noch vorhandene Bewegungsenergie des Autos wieder zurück in die Batterie geladen und die zur Verfügung stehenden Kilometer nehmen wieder zu. Schnell bekommt man ein Gefühl dafür, in welchem Abstand man dann vor einer roten Ampel vom „Energiepedal“ gehen muss und das Auto, ohne selbst bremsen zu müssen, vor der Ampel zum Stehen kommt. Spannend! Nicht immer kann ich die die 3. Stufe „Rekuperation“ einsetzen- es ist ein wenig abhängig von der Verkehrsdichte, denn die Fahrweise ist für andere Verkehrsteilnehmer dann nicht gleich zu verstehen.
Also: die Energie, die zur Verfügung steht, kann zwar maximal möglichen 160 Entfernungs-Kilometern entsprechen, aber nicht, wenn ich die Energie für Klimaanlage oder „sportliche“ Fahrweise einsetze.
Das Aufladen der Batterie habe ich meistens zuhause mittels eines Aufladekabels an der „normalen“ Steckdose vorgenommen. Das nimmt relativ viel Zeit in Anspruch: Energie für 20 Kilometer lädt sich in ca. 2 Stunden auf. Vor dem Neuen Rathaus gibt es eine Enercity-Ladestation – die kam mir während meiner Ausschuss-Sitzungen sehr zu Gute. Auch die Ladestation vor der Oper konnte ich gut nutzen, wenn ich Dinge in der Stadt zu erledigen hatte. Ich hatte Glück, dass die Ladestationen immer frei waren, sollten bald mehr E-Autos unterwegs sein, könnte es knapp werden… Leider funktionierte das „Schnell-Ladekabel“ an beiden Stationen nicht… aber vielleicht lag es auch an mir und meinem nur halb-technischen Verstand…
Das Ziel, bis 2020 eine Million Elektroautos auf die Straßen Deutschlands zu bringen, ist sehr hochgesteckt. Die Verfügbarkeit von Elektroladesäulen, insbesondere die Möglichkeit von Schnellladung, muss meiner Meinung sehr viel größer werden. Nur eine Ladestation in Neustadt am Rübenberge – was sollte ich am Standort der dortigen Stadtwerke während des Aufladevorganges machen.. und meine Termine im Rathaus hätte ich absagen müssen…
Das im Juni 2015 in Kraft getretene Elektromobilitätsgesetz, Fahrerinnen und Fahrer von Elektrofahrzeugen werden beispielsweise besondere Parkplätze an Ladestationen im öffentlichen Raum reserviert, Parkgebühren für diese Fahrzeuge werden reduzieren oder erlassen, kann erst richtig wirken, wenn es insgesamt mehr Ladestationen (insbesondere Schnelllademöglichkeiten) gibt.
Mein ganz persönliches Fazit: Mir hat das Fahren mit dem E-Auto großen Spaß gemacht : es ist komfortabel und das gute Gewissen fährt mit – vorausgesetzt man „tankt“ Strom, der aus erneuerbaren Energien hergestellt worden ist. Gleichzeitig bekommt man wieder ein Gefühl dafür, dass Energie – in diesem Fall der gespeicherte Strom, insgesamt ein kostbares Gut ist – wie oft vergessen wir das in unserem sonstigen täglichen Leben!
> "Vorstellen, könnte ich mir das E-Mobil für Rentner, die nicht mehr viel fahren. Mal zum Einkaufen, mal zum Arzt. Das war's aber auch schon."
Hab ich auch mal gedacht...
Aber warum sollte das da besser sein?
Die teuren Dinger kann sich auch mancher Rentner nicht leisten.
Die Möglichkeit daheim nachzuladen hat auch nicht jeder.
Und die Probleme und Risiken bezüglich Reichweite gibt es da auch.