Geschichtliches aus der Südstadt: Goethe’s Lotte liegt an der Marienstraße begraben
Eine besondere historische Kostbarkeit liegt an der Marienstraße am Rande der hannoverschen Südstadt: Der Gartenfriedhof mit seinen bedeutenden Beispielen alter Grabmalkunst. Er wurde 1741 als Neuer Friedhof vor dem Aegidientor eröffnet. Zuvor befand sich an dieser Stelle eine Ausspann- und Gartenwirtschaft. 1864 endete dann die Belegung. Es war der letzte städtische Friedhof, der nach alter Väter Sitte direkt neben einer Kirche angelegt worden war.
Der Gartenfriedhof beherbergt Gräber bekannter Persönlichkeiten. So ruhen hier Georg Friedrich Grotefend, weltbekannter Entzifferer der Keilschrift, Caroline Herschel, eine Astronomin, die acht Kometen entdeckte und Charlotte Kestner. Frau Kestner war eine Jugendfreundin des Dichterfürsten Goethe und erlangte als Lotte in die „Leiden des jungen Werther“ unsterblichen Ruhm.
Interessant ist das Grab des Senators Heinrich Röhrs. Ein Spitzahorn hat sich wie eine Schlange am Gitter der Gruft entlang gewunden und die alten Eisenstäbe umschlungen. Bekannt ist daneben das von Rühlingsche Erbbegräbnis. In einer Inschrift heißt es: „Dieses auf ewig erkaufte Begräbnis darf nie geöffnet werden.“ Eine Birke hat sich indes nicht darum gekümmert. Sie ist aus der Gruft empor gewachsen und hat dabei den etwa 37 Zentimeter dicken Deckstein beiseitegeschoben.
Durch eine unglückliche Buchstabenkombination kam auch der Grabstein des Heinrich Andreas Jacob Lutz ins Gespräch. Auf dem Stein steht nämlich: „Heinrich Andre As Jacob Lutz.“ So wurde aus dem ehrenwerten Mann ein Menschenfresser; der Heinrich Andre aß den Jacob Lutz.