Geschichtliches aus der Südstadt: Früher ratterten Dampfloks auf dem Altenbekener Damm
Der Straßenname „Am Südbahnhof“ erinnert noch daran. Die Südstadt hat auch eine Eisenbahnvergangenheit. Von hier – also vom ehemaligen Südbahnhof - dampften einst die Stahlrösser mit ihrer schweren Last den Altenbekener Damm hinunter. Bis 1909 fuhren auf dieser Strecke die Lokomotiven und Waggons der Hannover-Altenbekener-Bahn bzw. später der Preußischen Staatsbahn. Dann wurde etwas weiter südlich auf Döhrener Gebiet die neue Güterumgehungsbahn in Betrieb genommen und die alten Gleisanlagen stillgelegt.
Am 13. April 1872 nahm die - ursprünglich private - Hannover-Altenbekener Eisenbahn ihren Betrieb auf. Zuerst ging es vom hannoverschen Südbahnhof nur bis Hameln, doch bereits am 1. Mai desselben Jahres ratterten die ersten Züge auf der „Deisterbahn“ zwischen Weetzen und Barsinghausen. Ende Dezember 1879 ging dann diese Eisenbahngesellschaft in die preußische Staatsbahn auf. Ab diesem Zeitpunkt fuhren die Züge auch erst bis zum Hauptbahnhof durch und endeten nicht mehr in der Südstadt. 1880 wird der „Localbahnhof“ der ehemaligen Hannover-Altenbekener Eisenbahn zum reinen Güterbahnhof degradiert, es gibt keinen Personenverkehr mehr. Das Empfangsgebäude des Localbahnhofs blieb aber noch lange erhalten. Es wurde nach Halle/Westfalen umgesetzt und stand dort bis 1963. Dann brannte es ab.
Wegen des Eisenbahnanschlusses siedelten sich am Bahnhofsgelände Betriebe an, es entstand nach und nach ein Gewerbegebiet. Wann genau der Güterbahnhof selbst aufgegeben wurde, habe ich bislang leider nicht in Erfahrung bringen können. Im Internet bin ich aber auf eine kleine Notiz gestoßen. Darin erinnert sich jemand, dass hier in den 50ger oder sogar noch den 60er Jahren ausgemusterter Dampflokomotiven abgestellt wurden (http://www.drehscheibe-foren.de/foren/read.php?17,... ). Die Bahnflächen sind heute längst entwidmet. Mit der 159. Änderung zum Flächennutzungsplan der Stadt Hannover wurden dann auch die Vorbehaltsflächen der Deutschen Bahn endgültig getilgt.
Davon, dass der Altenbekener Damm einst eine Bahntrasse war, kündigt nur noch seine Fortsetzung auf der anderen Seite des Maschsees. Der Ohedamm mit seiner alleeartige Fuß- und Radwegverbindung durch das Ricklinger Wassergewinnungsgelände ist der Rest des alten Schienenweges. Zwei genietete Stahlfachwerkbrücken erzählen dort noch heute von der Zeit, als pfeifende und qualmende Dampfrösser hier mit ihren Waggons auf den Schienen entlang ratterten. An eine frühere zweite, parallel laufende Spur erinnern die breiten Sandsteinwiderlager der beiden erhalten gebliebenen Eisenbahnbrücken. Die technischen Baudenkmale dienen heute als Fußgängerbrücken.
Haus- und Hoflieferant der Altenbekener Eisenbahn war die Hanomag. Von in den Jahren 1869 bis 1874 dort gebauten B1-Lokomotiven wurden allein 22 Stück an diese Eisenbahngesellschaft verkauft. In der U-Bahn-Station Altenbekener Damm in Hannovers Südstadt ist noch eine Zeichnung dieser Lok zu bewundern.
"Wegen des Eisenbahnanschlusses siedelten sich am Bahnhofsgelände Betriebe an, es entstand nach und nach ein Gewerbegebiet. Wann genau der Güterbahnhof selbst aufgegeben wurde, habe ich bislang leider nicht in Erfahrung bringen können. Im Internet bin ich aber auf eine kleine Notiz gestoßen. Darin erinnert sich jemand, dass hier in den 50ger oder sogar noch den 60er Jahren ausgemusterter Dampflokomotiven abgestellt wurden (http://www.drehscheibe-foren.de/foren/read.php?17,... )."
Mann, da kommen Kindheitserinnerungen auf!
Genau wie auf dem verlinkten Foto sah es zu unseren Kinderzeiten dort aus. Ich bin in unmittelbarer Nähe des Südbahnhofs groß geworden und es war unser absoluter Abenteuerspielplatz! Natürlich verboten, immer wieder war mal die Bahnpolizei hinter uns her - erwischt haben sie uns nie.
Rumzuklettern in alten Güterwaggons was das Größte. Später kamen dann die ausrangierten Dampfloks dazu, wirklich die ganz großen mit Riesen-Tendern etc. Das war dann das reinste El Dorado für uns. Hunderte von Metern lang stand da Lok an Lok, teilweise auf mehreren Gleisen, sie wurden dann dort stückweise auseinander geschweißt. Dazu gab es direkt an der Tiestestraße einen riesigen Schrottplatz.
Wenn ich daran denke: was hätten wir für Trophäen sammeln können, die heute teuer bezahlt werden...!
Natürlich was das Spielen dort nicht ungefährlich. Vom Abzweiggleis nördlich des Bismarckbahnhofes rollten immer mal wieder Güterwaggons den Ablaufdamm hinunter. Man hörte die ja nicht, sah auch kaum deren langsames Kommen, nur irgendwann knallte es mal ordentlich und wir flogen auf die Nase, wenn wir gerade in einem Waggon rumkrabbelten, der mit zu einem neuen Zug zusammen gestellt wurde...
Ende der 60er Jahre wurden dann nach und nach die Geisanschlüsse zu den auch nicht mehr vorhandenen Gewerbebetrieben entfernt, denen seinerzeit wohl die Anschlüsse wichtig waren, z.B. Firmen wie Schwemann & Stücke mit ihrem riesigen Stahlflecht-Lager, oder auch C. Louis Weber und Himmler Baustoffe. Bis auf ein paar wenige Mauerreste hat sich die Gegend total verändert. Es wird ja bereits seit Jahren umhergeplant und teilweise auch schon gebaut.
Bedauerlich finde ich, im Andenken an diese manchmal auch recht aufregende Zeit, dass es wohl immer weniger solcher abenteuerlichen "Spielplätze" gibt.
Es war nicht ungefährlich, wie gesagt, dafür konnten wir auch noch quer über die Straße Fussball spielen - bei den paar Autos, und obwaohl um die Ecke der TÜV damals war...
Vielleicht, Jens, lassen sich ja noch ein paar Fotos auftreiben?
Da war´s von mir dazu.
Grüße aus Garbsen
Wolf