Geschichtliches aus der Südstadt: Der Zeitgeist hat sich in den „Nackten vom Maschsee“ verewigt
Die Nackten vom Maschsee: eine Reihe von Aktplastiken säumt die Maschseeufer. Diese Standbilder wurden Ende der dreißiger Jahre im gerade frisch geschaffenen Naherholungsgebiet aufgestellt. Viele von ihnen lassen noch den Geist der damaligen Zeit spüren. Mahnmale an eine unheilvolle Epoche für die Nachgeborenen.
Die Bronzefiguren des Menschenpaares am Rudolf-von Bennigsen-Ufer sind typisch für die Aktdarstellungen im Dritten Reich. Heroisch, monumental und auch ein bisschen bedrohlich sollten sie den idealisierten Typ des arischen Menschen zeigen. Mit dem den Hannoveraner eigenen Humor wurde dem Menschenpaar aber eine andere Symbolik zugeschrieben. „Rückkehr vom Finanzamt“ heißt das im Volksmund die von dem Bildhauer Georg Kolbe geschaffene und 1939 am Maschsee-Ostufer aufgestellte Bildnis eines nackten Paares.
Bereits seit dem Sommer 1936 grüßt der – natürlich ebenfalls textilfreie – Fackelträger mit angewinkelter Hand von seiner 18 Meter hohen Säule aus Muschelkalk. Die auf Fernwirkung berechnete Figur des Sportlers wurde von Hermann Scheuerstuhl modelliert und im Zuge des propagandistisch ausgeschlachteten Trubels um die Berliner Olympiade aufgestellt. Nicht überliefert ist hingegen, wer die kleine nackte Putte auf dem Musikpavillon am Nordufer erschaffen hat. Die goldglänzende Figur äfft auf einer Kugel stehend den nahen Fackelträger nach.
Beliebt als Beiwerk für Kinderfotos ist der Fischreiter. Unweit der Fackelträgersäule sitzt seit 1938 ein unbekleideter Junge auf einen fetten Maschseekarpfen. Auch diese Plastik stammt von Hermann Scheuerstuhl. In diese Reihe von Aktstandbildern gehört natürlich auch der Springer vom Südufer, der bereits in einer früheren Folge von „Geschichtliches aus der Südstadt“ vorgestellt wurde.
Ergänzt werden die Aktbildnisse von den beiden großen Raubkatzen an der Löwenbastion. Die beiden monumentalen Tiere schuf der Bildhauer Arno Breker.
Schön, wenn man mit der Geschichte so frei umzugehen versteht, wozu leider nicht jedermann in der Lage zu sein scheint. Ich begrüße diesen freien Umgang damit sehr!
Vor noch gar nicht allzu langer Zeit hat ein jüdischer Künstler eine Ausstellung im Sprengel Museum abgelehnt, und man hätte ihn wohl sehr gerne in Hannover gehabt, unter Hinweis auf den gegenüberstehenden Fackelträger.
Und für die Löwen an der Bastion suche ich auch noch 'n Model...