Geschichtliches aus Döhren-Wülfel: Eisenbahnbrücken als Symbol des technischen Fortschritts
Stolz blicken vier steinerne Damen von der Eisenbahnbrücke auf den nie abreißenden Autoverkehr der Hildesheimer Straße hinunter. Über 100 Jahre ist es nun schon her, seit ein Bildhauer sie geschaffen hat. Die etwa 1907 erbaute Brückenkonstruktion zählte bis zum Ausbau der Hildesheimer Straße Anfang der 1980ger Jahre zu den Kleinodien unter den hannoverschen technischen Baudenkmalen. Sie war bewußt repräsentativ gestaltet. Schließlich sollte das Bauwerk den technischen Fortschritt symbolisieren, den die Eisenbahn brachte. Neben den vier großen mit Frauenköpfen geschmückten Pylonen zierten die Brücke vier weitere kleinere dieser Sandsteintürmchen und ein kunstvoll geschmiedetes Jugendstilgitter.
Mit der Güterumgehungsbahn - 1909 in Betrieb genommen - wurde die in Richtung Ost-West verlaufende Bahnstrecke ein ganzes Stück weiter nach Süden verlegt. Denn zuvor kreuzte die Hildesheimer Straße noch in Höhe des Altenbekener Damms die Bahnlinie nach Altenbeken. Die Gleise der Straßenbahn mußten daher auch bei der Gilde-Brauerei über eine Rampe über die Eisenbahn geführt werden. Noch heute läßt sich der Verlauf der Altenbekener Eisenbahn in der Leinemasch hinter dem Maschsee ablesen. Der alte Bahndamm dient jetzt als Wanderweg, zwei Eisenbahnbrücken über Leine und Ihme sind nun für Fußgänger und Radfahrer da.
Zurück zu unserer Döhrener Brücke. Während die Schwesterkonstruktionen im weiteren Verlauf der Güterumgehungsbahn - die Bauwerke stehen heute alle unter Denkmalschutz - noch weitgehend im Original erhalten sind, war die Brücke über die Hildesheimer Straße für das im Zuge des Stadtbahnbaus verbreiterte Straßenprofil zu eng. Eine neue, längere Brücke mußte gebaut werden. Der Schmuck der alten Brücke sollte abgebrochen und auf irgendeinem Lagerplatz verschwinden. „Ein Wiedersehen ist zweifelhaft - Jugendstilpylone sollen eingemottet werden“, hieß es noch 1980 in einer hannoverschen Tageszeitung. Dieser Plan stieß auf lebhaften Widerspruch der Döhrener. Besonders die Mitglieder des VHS-Arbeitskreises „Döhren wird verändert“ kämpften in vorderster Front um das Baudenkmal.
Das Engagement der Bürger führte schließlich zum Erfolg. Die 1981 abmontierten Damen kehrten pünktlich zur 1000-Jahr-Feier des Stadtteils 1983 zur Brücke zurück. Von den vier kleinen Pylonen konnten immerhin drei gerettet und im Wiehbergpark aufgestellt werden. Und das schmucke alte Brückengeländer fand an der Stadtbahnhaltestelle „Döhrener Turm“ eine neue Aufgabe als Absperrgitter am Stadtbahn-Überweg.
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