Geschichtliches aus Döhren-Wülfel: Als der Postmann noch zweimal klingelte
Das waren Zeiten: Da kam der Briefträger zweimal am Tag, morgens um halb elf und am späten Nachmittag gegen fünf Uhr, und an „Sonn- und hohen Festtagen erfolgt eine Bestellung am Morgen“. Diese postalisch himmlischen Zustände herrschten in Döhren Ende des 19. Jahrhunderts und sind schon lange vorbei. Döhrens erste Postagentur wurde am 15. Mai 1882 eingerichtet. Bis dahin kam die Post vom sogenannten Landzusteller, der sich im Postamt Hannover in Marsch setzte. Wülfel konnte da schon etwas länger mit einer Postagentur glänzen. Seit dem 14. Oktober 1876 gab es sie im Bahnhof Wülfel. Weitere Postagenturen entstanden am 16. April 1888 in Waldhausen und der Kaufmann Gerstenberg aus Waldheim nahm am 18. April 1929 ebenfalls den Betrieb einer Postagentur auf.
Ein richtiges Postamt in Döhren existierte seit dem 1. Oktober 1889. Damals wurden die Briefe noch im Haus Landwehrstraße 92 sortiert. Am 01.10.1895 zogen die Postler dann in die Abelmannstraße 14, wo heute noch immer die Adresse zur Aufgabe von Paketen und Briefen ist, auch wenn nach der Privatisierung statt eines „Amtes“ nun ein privater Kaufmann hier Briefmarken an die Kunden bringt. Allerdings residiert er nicht mehr in dem alten ursprünglichen Postamt. Das wurde bei Bombenangriffen des letzten Krieges schwer beschädigt. Das noch vielen Döhrenern bekannte Postamt aus der Nachkriegszeit ist inzwischen ebenfalls abgerissen und seit 1986 durch einen Neubau ersetzt. Schon reine Geschichte: in Waldheim, Waldhausen, Wülfel und Mittelfeld gab es einst ebenfalls Postämter, die aber schon vor vielen Jahren den Betrieb einstellten, ebenso wie die Poststelle am Henleinweg in Döhren. In Mittelfeld und Waldheim werden Postdienste nun durch örtliche Kaufleute in Form einer Agentur angeboten.
Die Postkutsche soll übrigens im April 1929 zum letzten Mal nach Döhren gefahren sein. Ab diesem Zeitpunkt übernahmen Kraftwagen den Transport von Paketen und Briefen. Aber schon aus früheren Jahren gibt es Nachrichten, dass die Straßenbahn ebenfalls Briefbeutel nach Döhren beförderte.
Das waren noch Zeiten….
Erinnerungen - ad hoc geschrieben:
in den 50-ger Jahren bekamen wir von einem Onkel einen Brief mit ungefähr folgender Adresse:
„Familie Romberg
Magdeburg
Ich habe die Straße vergessen, man fährt vom Bahnhof mit der Straßenbahn Linie 3
Richtung Stadtfeld“
[dann folgten noch einige markante Punkte auf der Strecke…]
die letzte Zeile lautete: „Es muß ein Eckhaus sein.“
Man glaubt es kaum, aber dieser Brief ist tatsächlich bei uns angekommen !!