Damals in Döhren: Als die alte Wolle-Uhr zurückkam
Wir schreiben das Jahr 1988. Es ist Ende Mai. Ein Hubwagen fährt zum ehemaligen Turbinenhaus am Übergang zur Döhrener Leineinsel. Der Auftrag der zwei Männer auf der Hebebühne: eine große runde Uhr am nunmehr als Brückenhaus dienenden historischen Gebäude zu montieren. Das Uhrwerk aus Großvaters Zeiten zeigte eins den Arbeitern der Döhrener Wollwäscherei- und Kämmerei (kurz Döhrener Wolle genannt), was die Stunde geschlagen hatte.
Wo die Zeiger früher minutenweise auf den Wollegelände vorrückten, ist nicht überliefert. Die neue Heimat der Fabrikuhr am Giebel des Brückenhaus hatte der Döhrener Hobby-Historiker Günter Porsiel ausgesucht. „Das Turbinenhaus ist selbst ein Relikt aus der Vergangenheit. Man kann die Uhr dort gut sehen und es ist ein guter Treffpunkt“, begründete er damals die Standortwahl. Porsiel besaß schon Erfahrung mit Überbleibseln der Vergangenheit. Einige Jahre zuvor hatte der engagierte Döhrener bereits den Wolle-Widder zurück in den Stadtteil geholt.
Einen halben Tag Arbeit und viel Schweiß kostete es Schlossermeister Heiner Ehlers und Uhrmachermeister Hans-Eugen Krümpelmann, dem geschichtsträchtigen Zeitanzeiger zu seiner neuen Heimat zu verhelfen. Die elektrische Mutteruhr musste installiert, Kabel durchs Mauerwerk verlegt und massive Haltestangen an der Fassade angebracht werden. Nur wenige Minuten konnte die 80 Zentimeter durchmessende Uhr dann von ihrem hohen Platz auf Döhren herunterschauen. Schnell wurde sie in ein großes Laken verpackt.
Schließlich hatte Günter Porsiel für den 11. Juni ein großes Begrüßungsfest für den alten Zeitmesser vorbereitet. Punkt 14:30 Uhr sollte dabei die Uhr enthüllt und offiziell an die Stadt übergeben werden. Aber diese Freiluftfete wird Thema eines weiteren Berichtes aus der Serie „Damals in Döhren“ sein. Beenden wir für heute den kleinen Ausflug in die Vergangenheit.
Seit weit über 30 Jahren gehe ich mit der Kamera auf Pirsch und begleite das Geschehen im heutigen Stadtbezirk Döhren-Wülfel fotografisch. Einige der Aufnahmen von damals scanne ich jetzt nach und nach ein, um sie ins digitale Zeitalter herüber zu retten. Unter der Überschrift "Damals in Döhren" bzw. "Damals in ..." möchte ich den myheimat-Usern kleine Einblicke in mein Fotoarchiv geben. Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere noch an die damaligen Ereignisse oder erkennt sich auf einem der alten Fotos sogar wieder.
Die Dörener Wolle ist auch für mich als altem Textiler ein Begriff.
PS: Das Wollfett ist ein Hauptbestandteil der Niveacreme. Weiß das Jemand?