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Strom aus Wasserkraft: Ist eine neue Anlage in Döhren sinnvoll oder nicht? Ein Gespräch mit Manfred Müller

Jahrhunderte lang wurde in hannoverschen Stadtteil Döhren die Wasserkraft der Leine genutzt. Zuerst durch die Wasserräder der Mühlen am großen Wehr, dann erzeugte die Döhrener Wollwäscherei- und Kämmerei Strom mittels Turbinen. Dafür wurde ein damals dritter künstlicher Leinearm gegraben - der Turbinenkanal - und das Turbinenhaus erbaut. Als die Wolle vor 40 Jahren für immer ihre Pforten schloss, verkauften die damaligen Grundstücksspekulanten die neuwertige Turbinenanlage. Das denkmalgeschützte Turbinenhaus dient seither lediglich als Brückenhaus. Zweimal schon versuchten Investitoren seit den 80er Jahren, die Wasserkraft am großen Wehr zu nutzen. Die Projekte kamen über erste Pläne nicht hinaus. Nun möchte ein mittelständisches Unternehmen das Gefälle der Leine am kleinen Wehr des früheren Turbinenhauses zur Energieerzeugung nutzen. Anwohner der Leineinsel fürchten nun wieder um den Wert ihrer Wohnungen in der 1a-Lage am Rande der Leineaue.

Der Döhrener Ratsherr Manfred Müller (62) steht den Plänen der AUF Eberlein GmbH, die sich für die Wassernutzung interessiert, aufgeschlossen gegenüber. Manfred Müller ist selbst Ingenieur und arbeitete jahrelang an vorderster Front im Bauausschuss des Rates mit. Er gilt als Spezialist für alle Fragen des Umwelt- und Bauplanungsrechtes. In einem Gespräch stellte er sich den Argumenten der Wasserkraft-Gegner.

Frage: „In Döhren sagen einige Bürger, der Bau eines Wasserkraftwerkes sei von der SPD beschlossen. Wie ist denn tatsächlich der Sachstand?“

Manfred Müller: „ Der Rat der Stadt Hannover hat mit den Stimmen der SPD und den Grünen bislang nur zugestimmt, dass ein Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden kann. In diesem Verfahren muss dann erst festgestellt werden, ob in Döhren wieder eine Turbinenanlage entstehen kann oder ob Belange des Umweltschutzes und des Wasserrechtes dem entgegenstehen. Jeder kann in diesem Verfahren seine Einwände vortragen, die dann auch geprüft werden. Allerdings haben wir auch beschlossen, dass, wenn das Planfeststellungsverfahren positiv endet, die Stadt dann dem Einbau von neuen Turbinen zustimmen wird. Wir können keinem privaten Unternehmen zumuten, hohe Kosten für das Planfeststellungsverfahren aufzuwenden, ohne ihm eine bestimmte Rechtssicherheit zu geben.“

Frage: „Ein Teil der Anwohner der Leineinsel und der politische Gegner laufen Sturm gegen dieses Vorhaben. Weshalb befürwortet die SPD denn dann eine Wasserkraftanlage im Turbinenkanal?“

Manfred Müller: „Es gibt einen breiten gesellschaftlichen Konsens über die Notwendigkeit einer Energiewende. Das bedeutet, dass wir auch in Deutschland an vielen verschiedenen Stellen, Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien herstellen müssen. Dazu gehört eben auch die Wasserkraft. In Döhren liegt nun mal, das mögen die Anwohner bedauern, einer der letzten noch nicht genutzten Staustufen der Leine in Hannover.“

Frage: „Gegner des Projektes erklären, so eine Anlage sei nicht wirtschaftlich. Was sagst Du dazu?“

Manfred Müller: „Das muss der Investor für sich selbst durchrechnen. Die Aufgabe eines Kommunalpolitikers ist nicht die Bewertung der Wirtschaftlichkeit einer Investition. Als Bewohner Döhrens und Ingenieur scheinen mir die entsprechenden Bedenken eines Anwohners von der Leineinsel aber doch recht ungenau und wage.“

Frage: „Kannst Du das einmal genauer erklären?“

Manfred Müller: „Es wurde deutlich, das das Wasserregulierungssystem durch den Einbau eines Regelwehres von diesem Anwohner nicht ausreichend berücksichtig worden ist. Die Wasserstände sind nach dem vorgesehenen Einbau eines Schlauchwehres am großen Wehr mit den jetzigen Wasserständen nicht mehr vergleichbar. Dadurch wird übrigens auch die mittlere Hochwassersituation wesentlich verbessert, weil damit auch die Durchflussmengen reguliert werden.“

Frage: „Es wird auch behauptet, so eine Anlage führe zu Lärmbelastungen der Anlieger. Können die Anlieger in dieser Hinsicht beruhigt werden oder ist Lärm tatsächlich ein Problem?“

Manfred Müller: „Endgültige Klarheit werden wir erst durch ein Lärmgutachten bekommen. Dabei werden dann alle Aspekte: wie die tatsächliche Konstruktion der Anlage, die räumliche Umgebung und vieles mehr einbezogen. Auf eines möchte ich aber schon jetzt hinweisen. Man muss sehr genau unterscheiden zwischen Emissionen und Immissionen. Schallemissionen ist das, was beispielsweise eine Maschine an Geräuschen produziert, Immissionen sind das, was bei den Anliegern tatsächlich ankommt; also die Menge an Lärm, für die das Immissionsschutzgesetz Grenzen zieht und regelt, was auf uns Menschen noch einwirken darf. Diese beiden Werte können sehr unterschiedlich sein. Diese Unterscheidung muss man genau beachten.

Frage: „Nun berufen sich die Gegner des Projektes nicht nur auf Interessen einzelner Eigentümer von Wohnungen auf der Leineinsel. Es heißt, mit den geplanten Turbinen würde die Umwelt mehr geschädigt, als dass sie von der Wasserkraft Nutzen hätte. Wie siehst Du die möglichen Umweltgefahren?“

Manfred Müller: „Leider erlebe ich es immer häufiger, dass eine mögliche Umweltzerstörung als Gegenargument für eine Weiterentwicklung in der Stadt herangezogen wird. Dazu kann ich nur sagen, solange die Veränderung in unserem Stadtgebiet geschieht, stehen uns umfangreiche Möglichkeiten zum Ausgleich etwaigen tatsächlicher Umweltbeeinträchtigungen zur Verfügung. Vom Bundesbaugesetz bis hin zur Baumschutzsatzung. Man muss bei dieser Argumentation aber auch darauf hinweisen, das die Umweltzerstörung, die wir jeden Tag durch unseren Energieverbrauch auf dieser Erde verursachen, in die Betrachtung mit einbezogen werden muss. Der Kohlebergbau über oder unter Tage führt zu erheblichen Schäden - auf Dauer. Der Uranabbau führt zu einer kaum zu behebende Umweltzustörung. Diese Bilder sind im Internet für jeden einsehbar.“

Frage: „Es ist nachvollziehbar, dass jeder erst einmal Veränderungen vor seiner Haustür skeptisch gegenüber steht. Was haben denn die Anwohner selbst überhaupt von solch einer Anlage?“

Manfred Müller: „Die Anwohner können in der Zukunft mit Stolz darauf hinweisen, dass die Leineinselbewohner ihren Stromverbrauch komplett CO2 frei konsumieren. Das halte ich für die Zukunft für ein hervorragendes Qualitätsmerkmal dieses Wohnquartiers und ich bin überzeugt, dies wird die Bewohner mit Zufriedenheit erfüllen. Es wird ein Imagegewinn für das ganze Viertel sein.“

Frage: Eine abschließende Frage noch. Wie soll es weiter gehen? Wie kann man die Anwohner und andere interessierte Bürger bei dem Projekt „mitnehmen“ und in den weiteren Verlauf einbeziehen?“

Manfred Müller: „Ich habe im Rat den Antrag eingebracht, einen „Nachbarschaftsdialog“ einzurichten. Solche Dialoge haben sich als ein sehr geeignetes Mittel herausgestellt, um auf einer Sachebene alle anstehenden Fragen zu stellen und diese Fragen dann auch einer qualifizierten Antwort zu zuführen. Dieser Dialog soll nach meiner Vorstellung auch über den Betriebsbeginn, wenn die Genehmigung denn erteilt werden sollte, fortgeführt werden. Damit auch noch anstehende Fragen laufend geklärt werden können. Ich bin fest davon überzeugt, dass eine für alle verträgliche Lösung gefunden werden kann. Was ich dazu beitragen kann, werde ich tun.“

„Lieber Manfred Müller, vielen Dank für das Gespräch.“

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8 Kommentare

Ursula, wo heutzutage schon so gut wie alles mit dem Klimamärchen und dem CO2-Klimbim in Verbindung gebracht wird, sollte es nicht überraschen, dass es dann bei einem Kraftwerk als "Argument" missbraucht wird... ;)

Für viele der betroffenen Anwohner, die von Anfang an dieses "Projekt" mit viel Engagement und Zeitaufwand kritisch begleiten, ist der Versuch des Herrn Müller, die Initiative mit einem "Nachbarschaftsdialog" zurückzugewinnen, nur ein letzter verzweifelter Versuch, politisch zu überleben. Wer sich an die Rats-und Bezirksratsitzungen sowie diverse Ausschußsitzungen zu diesem Thema erinnert, denkt schon, in einer "verkehrten Welt" zu leben. Ohne Not hat der Rat mit SPD/Grüne-Mehrheit sein Entscheidungsmandat, trotz vieler von Fachleuten geäußerter Bedenken, durch den Abschluß eines Vorvertrages mit dem Investor aus der Hand gegeben. Die im Bezirk Döhren ausgesprochenen Ablehnung des Projektes wurde im Stadtrat einfach ignoriert. Es ist inzwischen leider Stil der politisch Verantwortlichen, die Bürger durch Planfeststellungsverfahren mundtot zu machen-- Klagen kosten Geld.
Eine wirkliche Beteiligung und ergebnisoffene Diskussion mit Anwohnern hat es bei diesem Projekt nicht gegeben--politisch war längst entschieden, das Baugebiet "In der Rehre" mit dem Bau eines Wasserkaftwerkes zu verknüpfen und durchzudrücken.

Wenn nun von Herrn Müller gesagt wird "Anwohner können in der Zukunft mit Stolz darauf hinweisen, dass die Leineinselbewohner ihren Stromverbrauch komplett CO2 frei konsumieren" zeigt das nur ein weiteres Mal die Arroganz und Ignoranz dieses Mandatträgers.

Ich gebe mit vielen anderen die Hoffnung nicht auf das am Ende doch Argumente und Fakten die Entscheidungsgrundlage bieten und nicht "Hinterzimmer"-Absprachen, für die die gewählten Vertreter kein Mandat der Wähler haben.

Man kann die betroffenen Bürgerinnen und Bürger nur ganz deutlich vor einem sogenannten Nachbarschatsdialog warnen. Ein derartiges Verfahren hat keinerlei rechtliche Wirkung. Es ist ein politischer Versuch uns von der "Harmlosigkeit" der geplanten Anlage zu überzeugen. Sollte dies nicht gelingen, ändert dies nichts an der derzeitigen Situation.
Sobald das Planfeststellungenverfahren jedoch angelaufen ist, gibt es für betroffene Bürgerinnen und Bürger, sowie bestimmte Verbände, Jagdpächter etc. gesetzlich abgesicherte Beteiligungsverfahren. Bei Nichtakzeptanz unserer Argumente steht dann auch der Klageweg offen.
Dies ist unsere einzige Chance, das Blatt zu wenden.

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