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Geschichtliches aus Döhren-Wülfel: Der Stadtbezirk am Ende der Weimarer Zeit

  • Fortsetzung der Serie "Geschichtliches aus Döhren-Wülfel".
  • hochgeladen von Jens Schade

Der Anfang vom Ende der ersten deutschen Demokratie läßt sich für Döhren am 01.Oktober 1929 festmachen. Damals gründeten fanatische Faschisten in diesem Stadtteil eine Sektion der NSDAP. Zum 1. Juli 1931 wurde sie zur Ortsgruppe erhoben. Die Nazis in Döhren setzten sich aus Kaufleuten, Handwerkern, Angestellten und Arbeitern zusammen. Allerdings, dass zeigt eine erhalten gebliebene Mitgliederliste, waren trotz des Namensbestandteiles „Arbeiterpartei“ die Arbeiter nur in geringem Umfang mit dabei. Frauen gab es in der NSDAP ebenfalls nur wenige. Wenn sie denn als Mitglieder auftraten, so waren es die Ehefrauen von Parteigenossen. Eine Gaststätte an der Ecke Spartanerstraße/Wichmannstraße diente als Parteilokal. In der damals noch Willmerstraße benannten heutigen Zeißstraße hatte die SA eine Unterkunft.

Wie ältere Bürger berichten, stand damals den Nationalsozialisten in Döhren eine gutorganisierte Arbeiterschaft gegenüber. In der Bernwardstraße befand sich das Vereinslokal der Abteilung 33 des SPD-Ortsvereines Hannover, die Döhren und wohl auch Wülfel umfasste. Daneben gab es die Sozialistische Arbeiterjugend, die Falken und die 1909 gegründete Döhrener Abteilung der „Freien Turnerschaft“, einem Arbeitersportverein, der in Waldheim östlich der Bahnlinie seinen Sportplatz „Waldwiese“ besaß. Heute ist es der Platz des VfR Döhren. Döhren-Wülfel gehörte zur 7. Kameradschaft des Reichsbanners „Schwarz-Rot-Gold“. Das war eine Organisation zum Schutze der Republik, die überwiegend von SPD und katholischem Zentrum getragen wurde.

Alte Zeitungen berichten von den Ereignissen in der Endphase der Weimarer Republik. So ist im Volkswillen (einer SPD-Zeitung für Hannover) 1931 zu lesen: „ Hinaus ging es über Waldhausen nach Döhren und Wülfel, einem Bezirk, dem ganz systematisch der Nazi-Bazillus eingeimpft werden soll. Das republikanische Döhren-Wülfel wird auf die Impfversuche nicht reagieren und in bewußter Abwehr fest stehen, zumal es weiß, es wird unterstützt vom Reichsbanner.“ Im Zusammenhang mit dem preußischen Landtagswahlkampf kam es am 9. April 1932 an der Hildesheimer Straße in Höhe der Ziegelei Willmer zu einem Zusammenstoß zwischen Mitgliedern der Eisernen Front und Nazis. Ein Mitglied der Eisernen Front wurde schwer verletzt. Die Nationalsozialisten gingen anschließend soweit zu behaupten, dem Verletzten sei von den eigenen Kameraden der Schädel eingeschlagen worden und riefen in ihrer „Niedersächsischen Tageszeitung“ zu einer Protestversammlung gegen den „roten Straßenterror in Döhren“ im Döhrener Maschpark auf.

„Man müsse überhaupt staunen, was für Leute in Döhren und Waldhausen auf einmal Sozialisten sein wollen, allerdings nur Nazi-Sozialisten“, sagte der damalige sozialdemokratische Bürgervorsteher Schrader auf einer Wahlveranstaltung 1932. Gleichwohl lagen die Wahlerfolge der NSDAP in Döhren-Wülfel im Schnitt unter dem hannoverschen Gesamtergebnis. Die Verteilung im Stadtbezirk war aber äußerst unterschiedlich. In Waldhausen lag der Anteil der Stimmen für die NSDAP 1932/33 bei 50 Prozent, im Wahllokal Ahornstraße (damals ein reines Arbeiterwohngebiet) sahnte dagegen die SPD satte 70 Prozent ab, die KPD brachte es immerhin noch auf 15 Prozent.

Am 31.Mai 1932 berichtete der Volkswille über Demonstrationszüge durch die Südstadt nach Döhren und Wülfel. Es kam in dieser Zeit auch zu direkten Auseinandersetzungen zwischen Reichsbannerleuten und Sozialdemokraten einerseits und Nationalsozialisten andererseits. In den Tageszeitungen finden sich immer wieder Berichte über entsprechende Strafprozesse. Im Volkswillen vom 28.Juli 1932 wird an eine Veranstaltung zur Reichstagswahl erinnert. „Im überfüllten Saal des Döhrener Maschpark sprach Genosse Leinert. In seiner vom starken Beifall aufgenommenen Rede wies er auf die schicksalhafte Bedeutung des 31. Juli hin. ... Mit dem dreimaligen Kampfruf Freiheit, in den alle Anwesenden begeistert einstimmten, schloß Leinert seine Ausführungen. Umrahmt wurde die wirkungsvolle Kundgebung von Freiheitsliedern des Döhrener Volkschores. Der Versammlungsleiter, Genosse Schrader, richtete zum Schluß einen Appell an die Versammlung, am Sonntag ihre Pflicht zu tun.“

Mit der Errichtung der Nazi-Diktatur ist auch der Name Ewald Hecker verbunden. Er gehörte zu den zwanzig Vertretern von Industrie, Banken und Großbesitz, die im November 1932 mit einer Eingabe an Reichspräsident von Hindenburg die Kanzlerschaft von Hitler forderten. Hecker war im Aufsichtsrat der Döhrener Wolle (vgl. Heimatgeschichtlicher Wegweise zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung, Bd. Niedersachsen II, S. 19).

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