Großer Jubiläumsfrühschoppen: Die Blau-Weißen feierten 125. Geburtstag
Stolze Tradition: Seit 125 Jahren gibt es Karneval in Döhren. Die Funkenartillerie Blau-Weiß Batterie Süd Hannover-Döhren feierte ihr Jubiläum jetzt (Sonntag, 3. Februar) mit einem Frühschoppen im Bernwardgemeindehaus an der Helmstedter Straße.
Es gab Reden, Grußworte und Ausschnitte aus dem tollen Programm der kommenden Prunksitzung. Viele Gäste aus befreundeten Vereinen und der Politik waren gekommen, um mit den Döhrener Narren auf den Vereinsgeburtstag anzustoßen. Unter anderem mit dabei: die Landtagsabgeordneten Doris Schröder-Köpf (SPD), Dirk Toepffer (CDU) und Stefan Schostok (SPD) sowie weitere Mandatsträgern der Region, aus dem Rat der Stadt Hannover und natürlich dem Bezirksrat Döhren-Wülfel. Grüße der Stadt überbrachte Bürgermeisterin Regine Kramarek, die dafür zum ersten Mal in ihrem Leben in der Bütt stand.
Zuvor blickte Blau-Weiß-Ehrenpräsident Rudi Heise in seinem Festvortrag zurück auf die lange Geschichte der Blau-Weißen, führte seine Zuhörer in der kurzweiligen Rede durch das einundeinviertel Jahrhundert Karneval in Döhren. Die Geburtsstunde der Blau-Weißen schlug am 15. Januar 1888 in den Räumen der früheren katholischen Schule an der „Hildesheimer Chaussee“. Heute heißt dieser Hauptverkehrsweg Hildesheimer Straße und das alte Gebäude dient nun als Pfarrhaus der St. Bernwardgemeinde. Hier trafen sich damals 27 Männer des Männervereins St. Joseph und hoben die Theaterabteilung aus der Taufe. Zwar wurden zunächst auch Theaterstücke geprobt, im Vordergrund der Vereinstätigkeit standen jedoch von Beginn an karnevalistische Auftritte. Die erste Fastnachtsveranstaltung unter dem Motto „Gut Scherze“ gab es n im Saal des Gastwirtes Brandes an der Landwehrstraße (dort, wo heute ein großer Lebensmitteldiscounter die Kunden anlockt). Schon damals kürte die Theaterabteilung einen Prinzen, der dann durch das Programm führen musste. Besonders gelungen war der Auftritt eines Döhrener Karnevalsprinzen im Jahr 1925. Prinz Otto, so erzählt Rudi Heise, ritt mit einem weißen Schimmel in den Saal. Das vorläufige Aus für die Döhrener Narren kam dann im Spätsommer 1937. Die Nazis verboten den Verein. Immer wieder gab es jetzt Hausdurchsuchungen durch die Gestapo. „Doch die fanden nichts“, sagt Rudi Heise. Man habe zwei Spitzel in der SA und SS gehabt, die rechtzeitig vor solchen Aktionen warnten. Mitgliederlisten und andere wichtige Vereinsunterlagen überstanden die schwere Zeit eingemauert in einem Kachelofen.
Nach dem der braune Spuk vorbei war, nannte sich die ehemalige Theaterabteilung des Männervereins nun Funkenartillerie Blau-Weiß. 1948 feierte man wieder Fastnacht, zuerst im Lokal Sonnenwende an der Peiner Straße, dann wegen des großen Zuspruchs im Saal des Döhrener Maschparks an der Leine. Mit Franz Gries kürte ab 1950 die Funkenartillerie wieder einen Prinz Karneval. Dieses Recht ließen sich die Döhrener Karnevalisten nicht mehr nehmen. Bis heute hat die Funkenartillerie als einziger Karnevalverein in Hannover in der fünften Jahreszeit einen eigenen Karnevalsprinzen, der neben dem hannoverschen Prinzenpaar sein närrisches Zepter schwingt.
Seit 1963 verleiht die Funkenartillerie jährlich in jeder Prunksitzung den Orden „Humoris Causa“ an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. In diesem Jahr wird „Noch“-Sozialministerin Aygil Özkan die Auszeichnung nebst Narrenkappe und sicherlich jeder Menge Bützchen erhalten. Dann heißt es wieder „Döhren Alaaf“. Die Prunksitzung beginnt am nächsten Sonnabend, 9. Februar, um 19:11 Uhr im Freizeitheim Döhren. Wenn an diesem Abend der Narhalla-Marsch ertönt, waren die Döhrener Jecken aber schon den Tag über aktiv. Denn am Sonnabendnachmittag geht es beim großen Karnevalsumzug schon durch die Straßen von Hannovers City. Wer keine Karten mehr für die Sitzung bekommt (der Saal soll fast ausverkauft sein), kann sich so wenigstens als Zuschauer am Straßenrand in Karnevalsstimmung bringen.
Heute haben die Blau-Weißen Funken an die 300 Mitglieder und sind in der glücklichen Lage, ihr gesamtes Programm mit eigenen Aktiven zu bestreiten. Doch so ganz rosig mag Vereinspräsident Martin Weber nicht in die Zukunft schauen. „Das verstärkte Angebot an Ganztagsschulen führt dazu, dass die Kinder immer weniger Zeit haben, im Verein aktiv zu sein“, beschreibt er die Situation. Etwa bei nachmittäglichen Auftritten in Altersheimen kämen immer öfter die Mädchen der Tanzgarden abgehetzt noch mit der schweren Schultasche direkt zu ihren Auftrittsorten, um den alten Menschen eine Freude zu machen. Sicherlich keine guten Rahmenbedingungen für die Einbindung von Kindern und Jugendlichen in die Vereinsarbeit.