Geschichtliches aus Döhren-Wülfel: Öffentliche Kirchenbuße wegen unehelichem Kind
Alleinerziehende haben es auch heute nicht leicht. Frauen hatten es früher aber noch schwerer, wenn sie ein uneheliches Kind bekamen. Sie wurden sogar öffentlich in der Kirche gedemütigt. Eine solche Geschichte ist aus Döhren aus dem Jahr 1670 überliefert. Der damalige Döhrener Pastor Mauritius Feseke hat sie in seinem Kirchenbuch niedergeschrieben.
Die unglückliche Dame hies Lisebet Meves und kam aus Wülfel. Dort hat sie auf der Funkenburg ihren Dienst verrichtet und hier nahm das Unglück seinen Lauf. "Da selbst Zeit ihres Dienstes" ist sie "von einem Kerl von der Neustad vor Hannover bürtig geschwengert worden", wie Feseke notierte.
Am 18. November 1670 mußte Lisebet Meves dann vor der ganzen "christlichen Gemeinde", die zum Gottesdienst erschienen war, in der Döhrener Kirche am Altar "wegen ihrer begangenen Unzucht" öffentlich Kirchenbuße tun. Sie tat es demütig und der Pastor schrieb abschließend in sein Kirchenbuch: "Gott gebe deroselben ernste Lebensbesserung um Christi willen."
Noch bedauernswerter traf es eine gewisse Anna Wöhlers am 10. Juli desselben Jahres. Sie, die Mauritius Feseke nur noch abwertend als "Huhr" bezeichnet, hat in Döhren "alhier beim Witwenhauß unterm blauen Himmel eine Tochter genesen." Anna Wöhlers stammte aus Sassenhagen und wurde nach eigener Aussage, so Feseke, "von ihres Vaters Knecht beschlaffen, welcher ihr die Ehe zwar zugesagt aber nicht gehalten" hat. Dieser Knecht verschwand vom Hof des Vaters und sollte sich nach Hannover abgesetzt haben. Anna Wöhlers wollte ihren ungetreuen Verehrer wieder aufspüren. In Döhren kam sie dann aber plötzlich nieder. Die Tochter erhielt den Namen Catrine Marlene, starb aber schon nach vier Wochen. Sie wurde in Döhren am 5. August 1670 "in der Still ohne Ceremonien begraben."
Dem bis zu seinem Tod in Waldheim lebende Heimatforscher Helmut Zimmermann ist es zu verdanken, dass die "Döhrener Chronik" des Mauritius Feseke mit ihren Alltagsgeschichten interessierten Lesern zugänglich wurde, die nicht unbedingt alte Handschriften in Kirchenbüchern entziffern wollen. Zimmermann übertrug die Chronik in ein lesbares Deutsch und veröffentlichte den Text in den Hannoverschen Geschichtsblättern, Band 21, Seiten 111ff. Dort lassen sich noch viele andere Nachrichten aus den alten Döhren entdecken.
Schlimme Zeit... aber heutzutage ticken ja viele immer noch ähnlich schräg...