Geschichtliches aus Döhren-Wülfel: Das Döhrener Siegel war 300 Jahre verschollen
Im Verlauf des 30jährigen Krieges stahl eine Bande durchziehender Landsknechte in Döhren der St. Petri-Kirche ihr Siegel. Damit begann in unserem Stadtbezirk die „siegellose Zeit“, denn auch nachdem die Schreckenszeit endlich vorbei war, blieb der Amtsstempel verschwunden. Anfangs der fünfziger Jahre diesen Jahrhunderts trug sich die Kirchengemeinde schließlich mit dem Gedanken, daß verschollene Siegel neu einzuführen. Nach alten Angaben wurde ein Entwurf gefertigt. Noch ehe die Arbeiten ausgeführt werden konnten, kam im April 1950 aus dem Kestnermuseums eine frohe Botschaft. Man hatte dort ein altes Döhrener Siegel gefunden. Es war das von der Soldateska gestohlene Kirchensiegel! Seine Spur lies sich aber nur kurz zurückverfolgen. Der Museumsdirektor Dr. Küthmann kaufte es 1934 in Berlin von einem Münzhändler für 30 Reichsmark. Wie es nach Berlin kam und wo es bis dahin aufbewahrt worden war, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben.
1952 glaubte man das Siegel erneut verloren. Ein Museumsangestellter sollte es zusammen mit anderen Gegenständen entwendet haben. Erst im Juni 1961 konnte das Gemeindeblatt der Petri-Kirchengemeinde melden, dass ihr Siegel bei Aufräumarbeiten im Museum wieder aufgefunden sei; es war zur Zeit des Diebstahls in der Museumswerkstatt zur Restaurierung gewesen und dadurch vor dem Verlust bewahrt worden.
Das Kirchensiegel in der Form der Mandorla zeigt die Figur des Heiligen Petrus mit der Umschrift „S. ecce sancti. Petri in dornde“ in gotischen Minuskeln. Übersetzt heißt das Siegel der Kirche des heiligen Petrus in Döhren. Die Namensform Dornde für Döhren weist ins 14./15. Jahrhundert. Irgendwann im Mittelalter ist also das Siegel angefertigt worden. Eine Nachbildung des Siegels ist heute am Gemeindehaus der St. Petri-Gemeinde, Am Lindenhofe, angebracht. Das Bild ist jedoch nicht originalgetreu. Aus dem Finger werden „segnende Hände“ und Petrus umklammert einen Schlüssel mit einer übergroßen Hand, während im eigentlichen Siegel die Hand unter dem Gewand verborgen bleibt.