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Damals in Wülfel: Das alte Feuerwehrhaus konnte der Bezirksrat nicht mehr retten

  • Das alte Feuerwehrhaus in Wülfel.
  • hochgeladen von Jens Schade

Seit über 30 Jahren gehe ich mit der Kamera auf Pirsch und begleite das Geschehen im späteren Stadtbezirk Döhren-Wülfel fotografisch. Einige der Aufnahmen von damals scanne ich jetzt nach und nach ein, um sie ins digitale Zeitalter herüber zu retten. Unter der Überschrift "Damals in Döhren" möchte ich den myheimat-Usern kleine Einblicke in mein Fotoarchiv geben. Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere Leser selbst noch an die damaligen Ereignisse.

Heute: Als der Bezirksrat sich um das alte Spritzenhaus kümmern wollte, kam ruck-zuck die Fallbirne.

Der schlichte hölzerne Bau mit Turm diente einst der Sicherheit der Wülfeler Einwohner. Es handelte sich um das alte Feuerwehrhaus der Ortsfeuerwehr Wülfel. Lange stand das Gebäude leer, nachdem die Feuerwehrleute in der Nachbarschaft ihre neue Feuerwache bezogen hatten. Wahrscheinlich hat der Bezirksrat Döhren-Wülfel – ungewollt – das Ende des alten Gebäudes beschleunigt. Denn in einer Anfrage wollten die Ortspolitiker wissen, wie das frühere Spritzenhaus erhalten und genutzt werden könne. Doch noch bevor der Bezirksrat irgendwelche Beschlüsse fassen konnte, war der Holzbau auf einmal weg und vollendete Tatsachen geschaffen.

Die hier bei myheimat eingestellte SW-Aufnahme entstand 1984. Wahrscheinlich ist es eines der letzten Fotos, die von dem alten Gebäude gemacht wurden.

Ein Blick auf die Freiwillige Feuerwehr in Wülfel ist aber auch ganz interessant. Denn die ehrenamtlichen Rettungskräfte haben schon eine lange Geschichte. Eine schon etwas verblichene schwarzweiße Fotoaufnahme berichtet davon.

Das Bild in dem Fotoalbum ist schon uralt. Es zeigt 29 Herren, zum überwiegenden Teil von einem modischem Schnauzer geziert, die mit ernsten Gesichtern in Richtung Fotografen schauen. Die Herrenrunde trägt schmucke Uniformen und auf den Köpfen sitzen Pickelhauben. Die historische Aufnahme ist der ganze Stolz der Ortsfeuerwehr Wülfel. Schließlich zählt das Foto zu den ältesten Dokumenten aus der langen Geschichte der Wülfeler Wehr. Die abgebildeten Männer rückten schon zu Kaisers Zeiten aus, um ihre Mitbürgern aus Not und Gefahr zu retten. Gegründet wurde die Brandschutztruppe 1894.

Begonnen hat damals alles am 2. März des Jahres in einer Gastwirtschaft des Dorfes Wülfel. Acht beherzte Männer trafen sich im Sulzbachschen Lokal, um eine Freiwillige Feuerwehr aus der Taufe zu heben. Bis zu diesem Zeitpunkt existierte nur die 1812 gebildete "Spritzen-Gemeinschaft" der Orte Döhren, Laatzen und Wülfel. Acht „Spritzenmänner" und ein Spritzenmeister wachten mit einer Handspritze über den Brandschutz in den drei Dörfern. Dass diese Feuerwehrleute nicht immer rechtzeitig am Brandherd sein konnten, liegt auf der Hand. Laatzen begann 1893 als erster, eine eigene Wehr aufzustellen, Wülfel folgte ein Jahr später.

Es existiert heute noch das Originalprotokollbuch aus der Anfangszeit seiner Wehr in Besitz. Nach den Aufzeichnungen vergingen noch mehrere Treffen, bis endlich am 5. Mai neunzehn frischgebackene Feuerwehrleute offiziell die Statuten ihrer neuen Wehr verab¬schiedeten und den Kaufmann Josef Gerding zum Hauptmann wählten. Lange sprachen die Männer über ihre Uniformen. Schließlich sollten sie 12,50 Mark pro Stück kosten, für damalige Zeiten ein erheblicher Betrag.

Ein Jahr später verzeichnet das Protokollbuch den ersten größeren Einsatz. Anfang Mai 1895 brannte es beim Bäcker Eggerling. Offenbar klappte seinerzeit der Kampf gegen die Flammen noch nicht so recht. "Es wurden die Mängel beim Eg-gerlingschen Brande besprochen, die Kameraden müssen sofort bei Feuermeldung am Spritzenhaus erscheinen", notierte der Schriftführer in der nächsten Ver-sammlung. Als Spritzen¬haus diente bis zum Abbruch 1916 die kurzerhand umfunk-tionierte mittelalterlichen Kapelle des Dorfes.

Immer wieder musste in den kommenden Jahren die Feuerwehr ausrücken. Etwa als im Juni 1903 die Stallungen des Gutshofes Fontaine im Biergarten brannten und 45 Stück Großvieh aus dem Flammen gerettet werden konnten. Oft gab es auch Alarm im Nachbarort Döhren. Dort unterstützten die Wülfeler ihre Kollegen von der Werksfeuerwehr der Wolle. Bis 1936 bekämpften die Männer aus Wülfel das Feuer noch mit einer Handdruckspritze. Erst dann war genügend Geld für den Kauf einer Motorspritze angesammelt. Zu diesem Zeitpunkt gab es aber schon keine eigenstän-dige Feuerwehr in Wülfel mehr. Seit 1933 waren alle Ortswehren in Hannover zusammengeschlossen worden. Dabei ist es bis heute geblieben, auch wenn sich die hannoverschen Wehren statt „Löschbezirk“ nun wieder „Ortsfeuerwehr“ nennen dürfen. 1934 kam das Ende der feuerwehreigenen Musikkapelle. Alle Instrumente mussten bei der Stadt Hannover abgegeben werden. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges brachte einen weiteren Einschnitt in die Geschichte der Wehr. Als die schreckliche Zeit vorbei war, bestand die freiwillige Feuerwehr nur noch aus sechs Männern, die 1945 einen neuen Anfang wagten. Heute kann sich die Feuerwehr Wülfel jedoch längst wieder sehen lassen. Die mutigen Feuerwehrmänner haben eine ganze Reihe von großen oder ungewöhnlichen Einsätzen hinter sich gebracht. Etwa der Brand der Messehalle 11 oder der Alarm im August 1983. Da "spielten" die Wülfeler Feuerwehrleute "Cowboy" und retteten sieben Kühe aus der Leine.

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3 Kommentare

Ich kann mich leider nicht an dieses Spritzenhaus erinnern.
Leider sagst Du auch nicht, wo es genau gestanden hat.
Aber ein sehr interessanter Bericht.

Sehr interessanter Bericht, aber >1894, Wasserentnahme, wo? Notkuhle (Feuerlöschteich)?

Es ist shcon so lange her. Ich meine aber, das alte Feuerwehrhaus stand nur einen Steinwurf weiter westlich vom heutigen Grundstück der Ortswehr entfernt auch am Maharensweg.

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