Nachwuchsjournalisten kapern das Rathaus
Als Journalist bei der Zeitung, beim Radio oder Fernsehen arbeiten - für viele Jugendliche ein Traumberuf. Dass dieser Job aber auch ganz schön stressig und zeitaufwändig sein kann und man eine gehörige Portion Selbstbewusstsein braucht, das hätten die Neuntklässler der IGS List nicht unbedingt gedacht.
Beim großen Planspiel "Pimp your Town" im Hannoverschen Rathaus waren sie einen Tag lang als Nachwuchsjournalisten unterwegs, saßen mit Blöcken und Stiften bewaffnet in sämtlichen Sitzungssälen und flitzten mit Fotoapparat, Fernsehkamera oder Aufnahmegerät durch die Gänge. Ihre Aufgabe: Über fast 100 Jugendliche aus der Goetheschule, der Heisterbergschule und der Gerhart-Hauptmann-Schule zu berichten. Diese Schüler waren in die Rolle von Politikern geschlüpft und diskutierten in diversen Ausschüssen über ihre Anträge und stimmten schließlich - wie im echten Leben - in einer Ratssitzung darüber ab.
Schnell stellten die jungen Journalisten fest, dass solche Sitzungen manchmal ganz schön langatmig sein können - vor allem dann, wenn zu lange über ein und dasselbe Thema diskutiert wird. Stundenlang dabei zu sitzen und mitzuschreiben - das kann sich Lena für später nicht vorstellen. Doch ihr Job als Fotografin habe ihr richtig viel Spaß gemacht, betonte die Neuntklässlerin, obwohl es am Anfang "etwas komisch, ja sogar peinlich" war, die Menschen aus nächster Nähe aufzunehmen. "Ich müsste mich noch mehr trauen", sagte Mitfotografin Sophie. Ansonsten finde sie den Journalistenberuf ziemlich spannend: "Man lernt viel Neues kennen." Und obwohl die Jungredakteure es auch mit echten Ratspolitikern tun hatten - die den Schülern zur Seite standen - erledigten sie ihre Arbeit schon ziemlich souverän. "Herr Weil, wir stellen Ihnen jetzt ein paar Fragen. Ich bitte Sie, die so kurz wie möglich zu beantworten, weil wir nicht viel Zeit haben." Eine klare Ansage, der Hannovers Stadtoberhaupt gern nachkam.
Und auch sonst gingen die jungen Reporter recht forsch an die Sache heran. Da war so mancher Tipp echter Journalistinnen völlig überflüssig. Und Improvisationstalent bewiesen die Schüler auch: Was tun, wenn Bürgermeister Bernd Strauch, der die Ratssitzung leitete, anschließend keine Zeit für ein Interview hat? Ist doch klar: Dann werden ihm die Fragen eben per E-Mail geschickt - so einfach ist das.
Jetzt müssen die Gesamtschüler noch so manche Überstunde schieben, um die Berichte über die Ratssitzung zu schreiben.
Die Artikel über die wichtigsten Themen und Entscheidungen lesen Sie in den nächsten Tagen hier bei myheimat in der Gruppe "Pimp your Town". Die Berichte werden ebenfalls in einem 16-seitigen Magazin veröffentlicht.
Gute idee einer anderen form der "betriebsbesichtigung" !
Vorschlag für fotografInnen, die die nähe zum "motiv" ein wenig scheuen: ein teleobjektiv ist hilfreich ! Und: Die aufnahmeempfindlichkeit lässt sich bei manchen kameras verändern, dadurch braucht man nicht immer einen blitz.