Ehrenamt: Keiner will in der ersten Reihe stehen
Es ist ein Trend, der vielen Organisationen zu schaffen macht: Viele Menschen wollen sich ehrenamtlich engagieren - aber nur in überschaubarem Rahmen. Daraus folgt, dass sich für zeitaufwendige Führungspositionen kaum mehr Menschen finden. So berichten die Leine-Nachrichten in ihrer Freitagausgabe, dass in Pattensen möglicherweise zum Jahresende ein Ortsbrandmeister zwangsverpflichtet werden muss. Ein freiwilliger Kandidat hat sich bisher nicht gefunden.
Ein Überblick in der Sonnabendausgabe zeigt, dass es vielen so geht. Der TSV Pattensen ist seit einem halben Jahr ohne Chef - mangels Kandidat. Die Vorsitzende des Fördervereins des Pattenser Bads ist nur noch im Amt, weil niemand ihr nachfolgen will. Auch die DLRG hatte Probleme, die Chefposten zu besetzen.
Pattensen ist nur ein Beispiel. Überall in der Region hört man von Vereinen und Organisationen, die keine Freiwilligen mehr für die Spitzenämter finden. Es mussten sich auch schon Vereine auflösen, weil keiner den Vorsitz übernehmen wollte.
Karin Schleiermachen, Leiterin der Freiwilligenagentur Garbsen, hatte im Interview mit der Leine-Zeitung Ende Juli dazu Interessantes gesagt. Ein Auszug:
Wofür finden sich am ehesten Helfer?
Ganz oben steht die Arbeit mit Kindern und Senioren. Viele haben schon von den Mentor-Leselernhelfern gehört, vom Förderverein Leselust oder auch von Pflegeheimen, die besonders gut eingestellt sind auf Freiwillige – das spricht sich herum und mancher fragt sehr konkret danach.
Und was geht gar nicht?
Vorstandsarbeit in Vereinen oder Sportplatzpflege – das haben wir ganz schnell wieder aufgegeben. Keiner will auf dem Tennisplatz Unkraut zupfen oder Verantwortung für einen Verein übernehmen. Vielleicht kommt da auch zu wenig positive Resonanz zurück.
Ist den Freiwilligen das wichtig?
Ja, sehr. Sie möchten anderen Gutes tun. Sie wollen aber auch etwas zurückbekommen. Das ist beim Unkrautzupfen nicht wirklich der Fall. Aber wenn Kinderaugen leuchten ...
[Das vollständige Interview kann man unter diesem Link als PDF (600 KB) herunterladen.]
Was meint Ihr: Ist das System der Vereine und ähnlicher Organisationen auf lange Sicht von diesem Trend bedroht? Was müsste passieren, um beispielsweise Vorstandsarbeit oder die Arbeit als Ortsbrandmeister attraktiver zu machen?
Mir fällt dazu ein Fall ein. Ein Feuerwehrmann oder Sanitäter war nicht im Dienst. Er kam auf einen Unfall zu. Bei der Bergung der Personen erlitt er selber einen Schaden. Da er nicht in Dienst war, hat man in der Luft hängen lassen. Keiner war dafür zuständig.
Das war vor ein paar Jahren. An mehr kann ich mich nicht erinnern. Es sagt wohl alles aus.
Bis dann
LG von J.Hey