Neue Stolpersteine gegen das Vergessen
Am 4. Dezember 2012 wurden in Hannover weitere 21 Stolpersteine für die Opfer des Nationalsozialismus verlegt. In den Stadtbezirken Buchholz-Kleefeld (Podbielskistraße 274), Vahrenwald-List (Podbielskistraße 43 und 92) und Nord (Claus Becher, Engelbosteler Damm 2-2a) wurde an ermordete Juden gedacht. Im Stadtbezirk Mitte (Röselerstraße 5/7) galt das Gedenken der Sinti-Familie Fischer (14 Steine), und in der Heiligerstraße 16 gab es einen Stolperstein für Walter Krämer, der wegen seiner politischen Gesinnung das Leben ließ. Die Veranstaltung endete im Stadtbezirk Südstadt-Bult. Hier wurde an Adam Sewenig erinnert, der zu der Verfolgtengruppe „Jehovas Zeugen“ gehörte.
Zu den erstgenannten drei Verlegungsorten in der Podbielskistraße soll näher eingegangen werden.
Den ersten Stein verlegte Bildhauer Gunter Demnig, „Erfinder“ der Stolpersteine, vor dem Haus Podbielskistraße 274 (alt:113b). Hier wohnte Michael Umansky, geboren 1897 in der Ukraine und laut Adressbuch 1938 als Journalist tätig, zusammen mit seiner Frau Wilma. Ruth Gröne geb. Kleeberg berichtete aus deren Leben. Die Familien Kleeberg und Umansky kannten sich aus Aufenthalten in den Judenhäusern Herschelstraße 31 und Ahlem. In der dortigen Gartenbauschule wurde Michael Umansky am 6. Juli 1944 verhaftet und nach Auschwitz deportiert, danach Verlegung - über das KZ Stutthof (bei Danzig) - in das Konzentrationslager (Stammlager) Natzweiler-Struthof/Elsaß. Im Außenlager Hailfingen-Tailfingen verstarb er kurz danach, am 23. November 1944, an Unterernährung.
Nächster Verlegungsort war das Haus Podbielskistraße 92 (alt:38), nahe Vier Grenzen. Hier lebte Ida Danziger geb. Neuberg. Frau Irma Walkling-Stehmann, Bezirksbürgermeisterin im Stadtbezirk Vahrenwald-List (Georg Fischer, ihr Kollege vom Stadtbezirk Buchholz-Kleefeld war verhindert), skizzierte den Lebenslauf der deutschen Jüdin, die 1862 das Licht der Welt erblickte. Sie war verheiratet mit Alexander Danziger, der früh starb. Ida bekam von den Nazis das Kennzeichen „Sarah“ verpasst und lebte zuletzt im Judenhaus in der Ellernstraße. Am 23. Juli 1942 wurde sie nach Theresienstadt
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deportiert und starb dort vier Monate später an Entkräftung.
Die nächste Station hieß Podbielskistraße 43 (alt:340). In der 1. Etage wohnten, seit Mai 1937, die Maßschneiderin Frieda geb. Haas und ihr Ehemann, der Kaufmann Max Michelsohn. 1940 Einweisung des Ehepaares, zusammen mit den Töchtern Gertrud und Herta, in das Judenhaus, Ohestraße 8. Von dort erfolgte am 15. Dezember 1941 die Deportation der Familie nach Riga. http://www.myheimat.de/hannover-mitte/politik/das-...
Die Eltern sind im Ghetto umgekommen. Die Töchter, damals 26 bzw. 25 Jahre alt, überlebten das Grauen und übersiedelten nach Kriegsende in die U.S.A., berichtete Frau Simone Berg, die auch Stolperstein-Patin ist.
Dieser Bericht kann ohne einen „Herzlichen Glückwunsch“ an Gunter Demnig, der inzwischen über 38000 (!) Stolpersteine in zwölf europäischen Ländern verlegte, nicht enden. In den letzten 14 Tagen wurden ihm zwei bedeutende Ehrungen zuteil. Am Sonntag, 25. November 2012, bekam er den Erich-Kästner-Preis des Presseclubs Dresden. Laudator Avi Primor (ehemaliger israelischer Botschafter in Deutschland) über die Stolpersteine: “Sie liegen zu unseren Füßen und zwingen uns zum Hinschauen“. Eine Woche später, am 2. Dezember 2012, erhielt Demnig im Hamburger Schauspielhaus den „Marion Dönhoff Preis für internationale Verständigung und Versöhnung“, Förderpreis, dotiert mit 20000 Euro.
Jürgen, ich bin auf die Frage nach den Kosten nicht eingegangen, weil sie mir zu provokant erschien.