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Kröpcke - Zwerge

Zwerge

Mehrere Monate beobachtete ich eine Person, die am Kröpcke wartete. Ich wartete dort auch. Eigentlich hatte ich es gar nicht vor. Aber die Neugier hatte mich gepackt, die Neugier, herauszubekommen, worauf diese Person dort wartete. Tag und Nacht - versteht sich. Und ich glaube, ich hätte mir den Arsch gebissen (ja, ich kann das, ich arbeitete normalerweise im GOP), wenn ich den Moment verpasst hätte, in dem sich das Rätsel um die wartende Person gelöst hätte und ich nicht dabei gewesen wäre.
Nach einigen Tagen gemeinsamen Wartens hatte ich dann zum ersten Mal das Gefühl, dass meine Mitwartende etwas kleiner geworden war. Jedenfalls hatte sie die Hand, mit der sie sich auf ihren Stock stützte, nicht mehr in Hüft-, sondern in Bauchnabelhöhe.
Und als ich ihr - wieder einige Zeit später - sogar auf den Kopf sehen konnte, hatte ich endgültige Sicherheit über das ständige Schrumpfen dieser Person.
MIr war aber immer noch nicht ganz klar, warum jemand darauf wartet, kleiner zu werden, was für mich bis zu dem Zeitpunkt die einzige logische Erklärung für das beharrliche Ausharren dieser Person war.
Aber schon bald darauf wurde ich für meine Beharrlichkeit belohnt.
Als nämlich das Persönchen, so darf man diese Person wohl in diesem Stadium ihrer Entwicklung nennen, die Höhe eines Eichhörnchens erreicht hatte, kamen plötzlich aus allen Himmelsrichtungen bunt-gekleidete Zwerge aufgeregt angerannt, scharten sich um das Persönchen, entlockten ihm ein Lächeln und zogen mit ihm ab. Richtung Süden, wenn ich mich da nicht vertan habe.
Und ein bisschen eifersüchtig wurde ich da schon, tröstete mich aber mit dem Gedanken, dass es bald soweit sein würde, dass mich meinerseits eine ganze Herde Giraffen abholen würde, denn mittlerweile hatte ich eine Größe erreicht, die durchaus mit der der Kröpcke-Uhr mithalten konnte.

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