Hinaus ins Weite - Osnabrück Katholikentag
Wer sich an den Kirchentag in Hannover erinnert (2005), wer in Köln dabei war (2007), dem ist es ohnehin schon unvorstellbar, wie eine Stadt wie Osnabrück einen Katholikentag bewältigen will, keine Messehallen (wie noch ich Ulm (2004) oder Saarbrücken (2006) kein Verkehrssystem auf Schienen...
Man muss es den Osnabrückern lassen, es gelingt ihnen. Gerechnet hatte man mit 20.000 Dauergästen - und das obwohl auch Ulm und Saarbrücken schon den Rahmen sprengten und sich die Interessierten Gäste nicht abschrecken ließen und trotzdem kamen. - Nun sollen es schon 35.000 Dauer-Gäste sein - UND?!
Man merkt es - die Stadt ist fröhlich voll und so gar nicht nüchtern... denn wie lautet die Redensart "Blau ist keine Farbe, Blau ist ein Zustand!" Blau der Himmel, blau die Bänder an denen die Teilnehmerkarten mit den großen geheimnisvollen Buchstaben hängen, und auch Blau der Hintergrund des Themen-Plakates "Du führst uns hinaus ins Weite".
Draussen sind wir schon! Denn der daumendicke Vernataltungskatalog velangt neben viel Lesearbeit auch für Fußarbeit - die Angebotsorte, kleine und größere Räume, Säle und Hallen liegen alles andere als NAH beieinander, zumal, wenn man die Straßen und Gassen der Stadt am ersten Tag noch gar nicht wirklich kennt und selbst die Helfer nur mit den Schultern zucken. In der Altstadt fahren keine Busse (das ginge auch gar nicht, zu eng!), aber sind viele Menschen auf den Wegen, immer wieder Zelte, die den Weg bremsen. Fußschwache haben wirklich ein großes Problem und schon leicht Sehbehinderte ebenso, denn die Wegweisung ist eher hilflos - aber gut gemeint. - Eben BLAU, als Farbe der Hoffnung - es wird schon gut gehen. Am Samstagabend, werden wir Osnabrück gut kennen, dann machen wir einen Tag Pause und setzten das Programm am Montag fort, dann geht alles ein wenig flotter.
Blauäugig aber auch die Umsetzung der thematischen Angebote: zweimal kann ich erleben, wie die Knackpunkt am Podium auftaucht, aber die heiße Kartoffel wird einfach auf dem Teller gelassen, nach dem Abkühlen unauffällig beseitigt, als wenn da grad nichts gewesen sei:
* Was wird aus den Gemeinden, wenn das berufliche Personal, wenn die Gottesdienstorte auf dem Land immer mehr ausgedünnt werden? - Mehr als ein "das ist schlimm!" darf nicht ausgesprochen werden, die Gefahr der Verabschiedung ganzer Gemeindeteile von der großen Kirche wird gehört aber nicht in Erwägung gezogen - das darf eben nicht sein - aber es geschieht und wird tot-geschwiegen - in Ulm und in Saarbrücken war der Ton hier wohl schon zu forsch!
* Wie viel soziales Denken kann sich Europa leisten - aus der Sicht der Kirche - nein Kirchen - denn immer wieder wurden Caritas und Diakonie in einem Atemzug genannt - das machte beim Zuhören einerseits Mut, aber wie stark kann und mag Kirche dafür streiten, sich wirklich einsetzen - wir haben unsere Leute in Brüssel! - Ob das ausreichen wird - die Bevölkerung in Deutschland kann sich zu einem viel zu großen Anteil gar nicht vorstellen, dass europäische Politik sich an Standards ausrichten wird, die dem Begriff von der Menschen Würde gerecht wird... Man will für die Europawahl werben.
Darum eben: BLAU ist tatsächlich die genau passende Farbe.
Mal sehen wie es weiter geht!