Hannover: Ein flinker Schwedenprinz sendet auf Kurzwelle
Die Männergruppe der beiden evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden Herrenhausen-Leinhausen und Zachäus wandte sich auf ihrem Oktobertreffen 2009 einem anspruchsvollen technischen Thema zu. Die aktiven Männer mit eindrucksvoller Erwerbsbiographie befassten sich dieses Mal mit den physikalischen Aspekten des Sendens und Empfangens elektromagnetischer Wellen. Wie beim bekannten Rundfunk drehte sich auch hier vieles um Phänomene zwischen Himmel und Erde: Die Gruppe in der Regie von Klaus Ferling und Team ließ sich das Thema Amateurfunk in Form eines Vortrages und einer Lehrvorführung näher bringen. Sie suchte Antworten auf Fragen wie diese: Wie geht das mit den kurzen Wellen? Was macht den besonderen Reiz des Amateurfunks aus?
Bereits Stunden zuvor hatte Rainer H. David mit kräftiger Unterstützung durch Steffen Liekefett – beide sind aktive Funker, Inhaber der Amateurfunk-Lizenzklasse „A“ und gehören dem Deutschen Amateur-Radio-Club, DARC, an – sowie durch Diakon i.R. Roland Pech eine Drahtdipol-Antenne für die 40-Meter-Welle über das Gelände vor dem Gemeindehaus gespannt. Der erste Sendeversuch mit dem Kenwood-Sendeempfänger des Typs TS-480 SAT sah den Resonanzpunkt am Band-Ende, der zweite Versuch am Band-Anfang. Und endlich erwischten die drei Akteure nach diversen quasi sportlichen Übungen – beide Antennenschenkel-Enden aufhängen, abhängen, aufhängen – den Resonanzpunkt Nahe der Band-Mitte bei 7,080 MHz: Der 100-Watt-Sender konnte seine Energie komplett auf die nun korrekt schwingende Antenne auskoppeln.
Praxistest zum Trefftermin: Als eine der starken Funkstellen erwies sich die von Jörgen Svensson aus Sundsvall, Schweden. Der Funkamateur, der unter dem Sonderrufzeichen SG3U in der Luft war, zog mit seinen CQ-Rufen (CQ – Come Quick, Allgemeiner Anruf der Funkamateure) das Interesse zahlloser Funker auf sich. SG3U war quasi der umworbene „Prinz“ aus Schweden, ein Funkamateur, der seine Gesprächspartner aus Europa und Übersee im Fünf-Sekunden-Takt abarbeitete, so auch die Funkstelle DH4AAD im Gemeindehaus. Praxistest geglückt!
Die Lutheraner der beiden Kirchengemeinden wollten es nun genauer wissen: Was treiben die Wellen zwischen Himmel und Erde? David erinnerte an die gute alte Zeit der voluminösen Röhrenradios in edlem Holz, die neben dem Empfang von Mittelwellen (MW) und ultrakurzen Wellen (UKW) auch den von Kurzwellen (KW) gestatteten. Davids Station arbeitete bei diesem Test also in der Nachbarschaft zum bekannteren 41-Meter-Band der Kurzwelle mit seinen Hörfunkstationen.
Ein Funkamateur sendet genau so wie ein Rundfunksender hochfrequente Wellen über eine Antenne aus und nutzt die gleichen physikalischen Phänomene. Überhaupt zeichnet die Liebe zur Physik manchen Funkamateur aus, das Erlebnis des Wellenspringens zwischen „Himmel und Erde“, zwischen der Erdoberfläche und elektrisch leitenden Inseln ionisierter Luft in Höhen zwischen 100 und 400 Kilometern über der Erdoberfläche. Andere Funkamateure basteln gern Geräte und Antennen selbst. Wieder andere bevorzugen Reichweitentests im VHF-, UHF-, SHF- oder EHF-Bereich bis hin zu Erde-Mond-Erde-Verbindungen.
Was Funkamateure auf der ganzen Welt miteinander verbindet, ist der gemeinsame Gedanke der Völkerverständigung über alle Grenzen hinweg, die Festigung guter Nachbarschaften über den Gartenzaun hinweg, über Kulturkreise, Länder und Kontinente hinweg. Rainer H. David sagt: „Meine Heimat ist die Welt.“
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Eine gelungene Aktion - immer dann, wenn sich unterschiedliche Interessen gegenseitig Zeit schenken, ensteht der Wunsch, den Dingen auf den Grund zu gehen und mehr über das jeweils 'andere' zu erfahren. Dadurch entstehen gemeinsame Momente, die beide Seiten nicht so schnell vergessen.