myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

Die Göttinger Sieben – ein Landesdenkmal in Hannover, an der Leine

**** Die Göttinger Sieben ****
– ein Landesdenkmal in Hannover, an der Leine

„Floriano Bodinis 'Göttinger Sieben' sind das schwierige Ergebnis eines Wettbewerbes des Landes Niedersachsen... [..] ...Die Qualität der resultierenden Arbeit ist umstritten... [..] ...Es gelingt der Arbeit nicht...[...] ...wirkt wenig zeitgenössisch...“ (Aus dem Gutachten: „Stand der Kunst im öffentlichen Raum im Innenstadtbereich Hannover – Perspektiven für deren Pflege und Entwicklung“)
Sachverständige tun sich schwer mit einem Denkmal, und sie übertragen die eigenen Hürden auf sich selber. Daraus kann der Schluss gezogen werden: Kunst ist mehr, als nur das Erarbeiten eines Werkes, von der Idee bis zur Verwirklichung, es gehören auch verschiedene Betrachterblicke in den Raum der Kunst. Es ist geradezu eine Kunst, Kunstwerke zu betrachten. Und an den Rand der Kunst gedrängt wird dabei der öffentliche Raum und seine öffentlicher Nutzer! - Als Kunst sollte darum auch die Bewertung und Beurteilung eines Kunstwerkes bezeichnet werden und damit in ihrer Gewichtung nicht höher gestellt sein, als das kritisch betrachtete Kunstwerk selber!

Die „Göttinger Sieben“ sind in Hannover am Landtagsgebäude (Leineschloss) zunächst einmal ein Zählrätsel für den Betrachter, denn er trifft dort auf neun Personen. Da ist ein Reiter, der gerade vom Schloss herüber gekommen scheint und es sind auf dem von ihm weg und zu ihm hin sieben gewandete Männer. Und um einiges über diesen acht Herren und Herrschaften ein eher nackter junger Mann. Dazu ein großes hölzern erscheinendes und wehrhaft beschlagenes Tor, dessen einer Flügel einen Spalt weit geöffnet ist. Zu sehen sind aufgeschlagene und als Rolle verschlossene oder entfaltete Schriften, die auch zum Teil erkennbare und leicht lesbaren Text aufweisen. Alle Schriften weisen auf einen knappen, existenziellen Text hin „Constitutio“ - „il Principe“ (von Nicolo Macchiavelli) - „Die Freiheit des Gewissens ist unverletzlich“ + „Grundrechte des deutschen Volkes“ - „Artikel II,7 – Jeder Deutsche hat das Recht, durch Wort, Schrift, Druck und bildliche Darstellung seine Meinung frei zu äußern.“ - Auch eine ausführliche Tafel (unterhalb des jungen Mannes) gibt dem fragenden Menschen Denk-Mal!-Hinweise.
Dieser Figurengruppe liegt einer der Meilensteine zugrunde, die 1848 schließlich zur Versammlung in der Frankfurter Paulskirche führte.
Im Jahre 1837 hatte König Ernst August die Regierung in Hannover übernommen und setzte als eine seiner ersten Amtshandlungen mit dem königlichen „Patent" am 1. November 1837 das von seinem Vorgänger König Wilhelm IV. eingeführte liberale hannoversche Staatsgrundgesetz von 1833 außer Kraft, löste die Ständeversammlung auf und entband die Staatsdiener von ihrem Verfassungseid. Sieben Göttinger Professoren sahen in der Abschaffung des Staatsgrundgesetzes einen Rechtsbruch, denn der König hatte selbst bei Amtsantritt „die unverbrüchliche Festhaltung" der Landesverfassung garantiert. Sie fühlten sich weiterhin an ihren auf die Verfassung geleisteten Diensteid gebunden.
König Ernst August fasste diese mutige Tat jedoch als offenen und erklärten Widerstand auf und enthob die sieben Professoren ihres Amtes.
Die „Protestation" trägt die Unterschrift des Juristen Wilhelm Eduard Albrecht (1800 -1876), des Historikers und Staatsrechtlers Friedrich Christoph Dahlmann (1785 -1860), der als Mitverfasser des Staatsgrundgesetzes von 1833 jetzt die treibende Kraft war und den Text formuliert hatte, des Orientalisten Heinrich Ewald (1803 -1875), des Literaturhistorikers Georg Gottfried Gervinus (1805 - 1871), der Germanisten Jacob (1785 - 1863) und Wilhelm (1786 -1859) Grimm und des Physikers Wilhelm Weber (1804 -1891). Dahlmann, Jacob Grimm und Gervinus wurden zudem des Landes verwiesen, da sie sich außerdem zu der öffentlichen Weitergabe der Protestation bekannt hatten.

Das Denkmal ist ein Werk des Italieners Floriano Bodini (1933 – 2005) und in der Gestalt des Jacob Grimms hat sich Bodini selbst vorgestellt.

Im Eingangsbereich des Landtages gibt es eine ausführliche und erläuternde Schrift zu diesem Denkmal – sie gibt wirklich hilfreiche Auskünfte. (Der Wortlaut liegt mir als Abschrift vor!)
Nachtrag:
Der Protest hatte zunächst nur im lokalen Bereich und auf wenige Beteiligte unmittelbare Auswirkungen: Die Stadt und ihre Bürger nahmen daran so gut wie keinen Anteil. Der von Teilen des liberalen Bürgertums erhoffte Aufstand gegen den Staatsstreich des Königs blieb aus. Das publizistische Echo und das öffentliche Aufsehen, das diese Ereignisse in Deutschland und Europa erregten, war aber gewaltig. Für die Stadt und Universität Göttingen waren der Umgang mit dem Protest und besonders die Entlassung der Sieben zunächst allerdings von schwerem Nachteil, da ihr Ansehen in der bürgerlichen, vor allem akademischen Öffentlichkeit steil sank. Es wurde immer schwieriger, angesehene Professoren nach Göttingen zu rufen, und folglich zogen auch die Studenten andere Universitäten vor. Im Wintersemester 1847/48 erreichte ihre Zahl mit nur noch 582 Immatrikulierten einen erschreckenden Tiefstand.

sehr empfehlenswert auch der Beitrag
http://www.myheimat.de/garbsen/beitrag/65946/goett...

  • auch wenn die öpfe Menschen unserer Zeit zeigen, stellen sie doch die Akteure von damals dar
  • hochgeladen von Christel Pruessner
  • Bild 2 / 27

Weitere Beiträge zu den Themen

LeineschlossHannoverLeineuferGöttinger SiebenFotowettbewerbDenkmal

13 Kommentare

Super Bericht.
Ich habe es mir zu eigen gemacht, erstmal unter suchen nach einem Objekt zu gucken, um Doppelungen zu vermeiden. Nur manche Berichte haben keine Tags, da passiert sowas durchaus.

Hallo Christel, wenn ich nicht ein bißchen von einem Jagdhund in mir hätte, wäre mir Dein Artikel über die Göttinger Sieben durch die Lappen gegangen. Ich finde ihn sehr gut und informativ bebildert. Die meisten Menschen haben ja gar keinen Begriff davon, was das alles für Arbeit bereitet. Beide Artikel ergänzen sich und bringen das durchaus interessante Thema mehrfach ins Gedächtnis zurück. Und das ist eindeutig positiv! mfg. austrianer

Betr. Tränenburg
Habe erst jetzt den Hinweis von Jan Peetersen aus Laatzen gelesen, dafür vielen Dank.
Habe selbst in meiner Kindheit 6 Jahre in der Tränenburg gelebt.
Da merkt man immer wieder, wie die Bürger sich nicht von ihren Vertretern
vertreten lassen.
Habe selbst viele denkmalgeschützte Objekte, von denen ich meine, dass diese ausser alt, keine denkmalwürdigen Objekte sind, aber sollch ein Schloss, wie die Tränenburg abzureißen, ist eine Schande und nicht wieder gut zu machen.

Beteiligen Sie sich!

Hier können Sie nur eine begrenzte Anzahl an Kommentaren sehen. Auf unserer Webseite sehen Sie alle Kommentare und Ihnen stehen alle Funktionen zur Verfügung.

Zur Webseite

Themen der Woche

DamalsDamals-mein FotoarchivHannoverVerwaltungsgerichtKlagenStraßenbahnenRathausaffäre

Meistgelesene Beiträge