Kirchrodes Grün steht unter Denkmalschutz – Gärten und Parks sind Zeugnisse früherer Zeiten
Das 20. Jahrhundert war gerade mal 12 Jahre alt, als ein gewisser Bernhard Droop ganz wie die Feudalherren vergangener Tage sein Geld in den Bau eines schlossartigen Landsitzes steckte. Es handelte sich um den sogenannten Westfalenhof am Bünteweg 17. Rings um die herrschaftliche Villa ließ der Rentier einen großen Park anlegen. Den Garten gibt es – freilich mit einigen Einbußen – heute noch. Obwohl das Land Niedersachsen die Anlage übernommen hat und für die Ausbildung angehender Tiermediziner nutzt, hat der alte Park mit seinem Teich und Fachwerkhäuschen mittendrin nichts von seinem romantischem Reiz verloren. Etwa 227 verschiedene Gehölzarten wurden hier gezählt.
Der Garten am Bünteweg 17 gehört zu den historisch wertvollen Parkanlagen Hannovers. Zwar sind diese Grünflächen nicht ganz so berühmt wie die Herrenhäuser Gärten am anderen Ende der Stadt. Doch dafür kann der Stadtbezirk Kirchrode-Bemerode-Wülferode mit einer ganzen Reihe geschichtsträchtigem Grüns aufwarten.
Bernhard Droop war nicht der Einzige, den es damals in die Landluft vor die Tore der Provinzhauptstadt Hannover lockte. Direkt nebenan war am Bünteweg 8 B schon 1905 eine prächtige, von einem Turm gekrönte Villa entstanden. Auch hier dürfen sich ringsherum die Wurzeln vieler Pflanzen in denkmalgeschützter Gartenerde ausbreiten. Einen Steinwurf weiter ließ Fritz Beindorff (der von den Pelikanwerken) am Bünteweg 3 ein Wohnhaus erbauen und natürlich durfte ein großer Park nicht fehlen. Heute sind in dem Garten neben 67 verschiedenen Pflanzenarten viele bedrohte, auf der „Roten Liste“ stehen Tiere Bewohner des Parks.
Alle drei bislang genannten Gärten gewinnen ihren Reiz aus der Kombination von Grün und Architektur. Dieses Zusammenspiel schien die Experten von der Denkmalpflege auch beim Heinemannstift in Bemerode zu beeindrucken. „Gemeinsam mit den hannoverschen Gartenarchitekten Wilhelm Hübotter schuf Henry van der Velde ein Bauwerk, das in starker Wechselbeziehung zu dem umgebenden parkartigen Gelände stand. Architektur und Natur bilden eine Einheit“, schwärmten die Wissenschaftler in ihrer Beschreibung der hannoverschen Baudenkmale.
Geschützt als Gartendenkmal ist außerdem der alte Gutspark von Bemerode an der Viktor-Schulte-Straße. Hier kann sogar ein Naturdenkmal in den Himmel wachsen: eine vierhundertjährige Eiche mit einer Kronenbreite von 20 Metern.
Doch es bleibt nicht bei den ehr kleinen Parks und Grünflächen. Der Stadtbezirk kann auch protzen. Etwa mit dem 95 Hektar großem Tiergarten. Die geschichtsträchtige Parkanlage ist weit über die Grenzen von Kirchrode hinaus bekannt. 1678 ließ Herzog Johann Friedrich den Tiergarten als Jagdrevier anlegen. Zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich dann der historische Grünbezirk zu einem beliebten Ausflugsziel. Das ist er bis heute geblieben. Bei schönem Wetter streifen die Besucher in Scharen zwischen den bis zu 200jährigen Eichen und Hainbuchen umher, um vor allem Damwild und Wildschweine zu bestaunen.
An der Grenze zum benachbarten Stadtbezirk schließt sich der ebenfalls denkmalgeschützte Hermann-Löns-Park an, mit 90 Hektar nur unwesentlich kleiner als der Tiergarten. Ab 1936 entstand in dem ehemaligen sumpfigen Wiesengelände eine künstlich geschaffene typisch niedersächsische Auenlandschaft als Verbindung von Tiergarten und Eilenriede. Eine alte Tonkuhle der Stadtziegelei wurde zum Annateich. Ein Bauernhaus aus Wettmar, Jahrgang 1720, ein alter Speicher von 1637 aus Eystrup und die „Alte Mühle“ setzen in der vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt des Gartens noch einen besonderen musealen Aktzent.
Die Serie „Geschichtliches aus der Südstadt“ ist beendet. Doch nicht nur im Südstädter Maschseekurier bin ich der Stadtteil-Geschichte nachgegangen. Außer dem Maschseekurier und dem heute noch existierenden Maschseeboten (für den hannoverschen Stadtbezirk Döhren-Wülfel) erschien im selben Verlag zeitweise unter anderem der Tiergarten-Blick. In einigen Ausgaben schrieb ich Beiträge zur Historie der jeweiligen Stadtteile. Die einzelnen Hefte sind natürlich schon lange vergriffen und vergessen. Auch wenn diese damaligen Artikel keine zusammenhängende Geschichte der Stadtteile ergeben, sondern nur einige wenige Aspekte schlaglichtartig beleuchten, sollen nun diese Geschichten in loser Folge nach und nach bei myheimat veröffentlicht werden. Bestimmt interessieren sie ja den einen oder anderen myheimat-User. Denn Heimatgeschichte ist immer aktuell und nie von gestern. Ob noch alle geschilderten Objekte vorhanden sind, habe ich aber nicht immer nachgeprüft. Dieser Beitrag erschien im Tiergarten-Blick Ausgabe 6/93.
Interessant geschrieben,Danke !