Heinrich sah die imposante Mudzborgh zum erstenmal
Herzog Heinrich der Löwe stand zum ersten Mal vor der imposanten Festung, vor den Mauern der Mudzborgh. Es war am Abend des 24. März des Jahres 1182.
Der Herzog im Geleit von Hauptmann Grimoald und den Wachsoldaten, waren etwa 45 Minuten unterwegs, sie ritten entlang der heute bekannten Peiner Heerstrasse, in Richtung der Mudzborgh. Etwa dort, wo sich heute der Waldfriedhof befindet konnte man schon die wuchtigen Mauern und das grosse Haupttor neben dem hohen Turm aus der Ferne erkennen. Auf dem Turm wehten zwei große Banner mit dem Wappen des Bistum Hildesheim und der Mudzborgh. Die großen Fackeln rechts und links vom Haupttor beleuchteten die unzähligen Bogenschützen auf den Mauern zwischen den Zinnen. Das Licht wurde auch auf das Wasser im Wassergraben projektiert und stellte faszinierend reflektierende Effekte dar.
Abb. der Mudzborgh, bei: www.bruderschaft-der-mudzborgh.de
Eine Fluchtburg umgeben von einem Moor- und Sumpfgebiet, das war die Mudzborgh mitten im einem ausgedehnten Waldgebiet, in einer schönen aber schwierigen Landschaft, sehr robust und massiv gebaut. Die Mudzborgh diente auch der Verteidigung von Hochheitsrechten der Bischöfe von Hildesheim, sie sicherte die Grenzen der Diözese, sie war ein Machtsymbol, ein Bollwerk und ein Wohnort zugleich.
Die Mudzborgh machte einen sehr großen Eindruck auf alle, sie kamen richtig ins Staunen, selbst ein gestandender Ritter wie Heinrich der Löwe war fasziniert von dem imposanten Bollwerk das sich vor ihren Augen erhob, eine leichte Brise lies die Fahnen des Bistum Hildesheim und der Mudzborgh, flattern. Vor dem Wassergraben ging es nicht weiter, dort mussten sie auf Einlass warten. Sofort kam die laute Stimme des Wachposten aus dem Haupttor: „Halt wer seid ihr und was sucht ihr zu dieser späten Stunde vor der Mudzborgh?" Der Hauptmann der Soldaten, erwiderte: „Ich bin Hauptmann Grimoald im Dienst der Mudzborgh und leiste Geleitschutz für den Herzog der Sachsen und seiner Familie, der in Eile durch das gefährliche Mudzborgher Holte in Frieden kommt und ein Gespräch mit unserem Kastellan Dietrich wünscht, ich hatte bereits einen Boten mit der Ankündigung vorab geschickt, so gewähre uns sofortigen Einlass.“
Erneut kam die kräftige Stimme des Wachposten am Tor: „Gott sei mit Euch", und er gab sofort das Kommando „öffnet das Tor für den Herzog der Sachsen.“ Die Zugbrücke wurde auf Befehl heruntergelassen und das Fallgatter langsam hochgezogen. Danach wurde das riesige Tor entriegelt und geöffnet. Das Tor ging weit auf und man konnte in den Innenhof der Mudzborgh sehen. Neben dem Wasserbrunnen brannte eine riesige Feuerstelle, sie gab viel Licht und den Eindruck von Wärme, alles war dadurch sehr gut beleuchtet. Dieses machte auf die Besucher einen angenehmen Eindruck.
Dietrich und viele Burginsassen, waren dort und warteten auf dem Hof neben dem Wasserbrunnen, auf den großen Besuch. Kastellan Dietrich von Alethen (von Alten) war bereits durch den Vorboten informiert und wartete ungeduldig auf die Ankunft des Herzogs von Sachsen und Bayern und seiner Familie. Als alle hineingeritten waren, wurde das Tor wieder geschlossen, das Fallgatter runtergelassen und die Zugbrücke über den Wassergraben hochgezogen. Die Tür der Kutsche vom Herzog wurde geöffnet und der bis dahin mächtigste aller Fürsten, stieg aus und ging auf den Kastellan Dietrich zu. Dietrich erkannte seinen Herzog und ging sofort auf die Knie, beugte sein Haupt, verneigte sich und sagte feierlich:
„Mein edelster Herr und Herzog aller Sachsen, ich und die Festung Mudzborgh, stehen ab sofort ganz zu euren Diensten". Heinrich der Löwe war beeindruckt und den Tränen nah, er erwiderte „Steht auf mein treuer Kriegsgefährte und guter Freund, sehr lange kennen wir uns und heute komme ich zu Euch, um in einer sehr wichtigen Angelegenheit um deinen Beistand zu bitten, lasst euch umarmen.“ Dietrich sagte sofort ohne zu fragen: „Ihr wisst mein erhabener Herzog der Sachsen, ich bin ein stolzer Sachse und werde für Euch alles tun was in meiner Macht steht, selbst wenn dies vom Bischof Adelog von Hildesheim nicht erwünscht wird. Aber erst möchte ich euch und eurer Familie in meiner bescheidenen Burg eintreten lassen, die Mudzborgh wurde gebaut um Menschen zu helfen und einen sicheren Schutz zu bieten. Eine Mahlzeit ist für euch und eurer Gefolgschaft vorbereitet. Ihr müsst von der langen Reise erschöpft sein, danach stehen euch die Gäste-Schlafkammern zu Verfügung.“ Heinrich der Löwe drehte sich zu Grimoald um mit den Worten: „Hauptmann, ihr habt uns sicher zur Mudzborgh begleitet, habt Dank dafür, das ihr einen sehr pflichtbewussten Dienst geleistet habt.“
Es war ein üppiges Abendmahl, das serviert wurde, die Herzogfamilie war glücklich, wie lange nicht mehr, sogar Mathilde erhob mit einem herzlichen Lächeln ihren Becher Wein, als Heinrich der Löwe in festlicher Stimmung auf die Gastlichkeit der Mudzborgh trank und den folgenden Trinkspruch sprach: „Mein treuer Dietrich, eure Gastlichkeit schätze ich sehr gerade in dieser schwierigen und gefährlichsten Zeit meines Lebens, ich, der in diesem Moment so viele Feinde hat, fühle mich mit meiner Familie unter Freunden in dieser Burg, ganz sicher und geborgen, dafür möchte ich als Dank, meinen Becher erheben." Alle erwiderten den Trinkspruch mit den Worten: „Es lebe der Herzog aller Sachsen". Es war bereits die 22. Stunde, Heinrich ging zu Dietrich und sagte „Ich möchte mich zurückziehen, morgen in der 9. Stunde möchte ich zu euch und euren Hauptmännern sprechen und eine große Bitte stellen." „Gute Nacht mein Herzog“, sagte Dietrich und alle gingen erschöpft zu ihren Schlafkammern.
Der Herzog konnte nicht einschlafen, während seine Gemahlin Mathilde im Tiefschlaf schnarchte. Im Kopf des Herzogs lief alles ab, was in der letzten Zeit passierte, wie ein Film. Er wurde durch seinen Vetter, dem Kaiser entmachtet, bis auf die Allodialbesitzungen wurden ihm alle seine Ländereien entzogen. Der Kaiser hatte nicht die Wahrheit gesagt, er war nicht im Recht, dem Kaiser war von Anfang an meine Macht ein Dorn in Auge und das wollte er unterbinden, nur aus diesen Grund ließ er mich gleich danach ächten. Ich hatte es bereits seit langen bemerkt und deshalb bin ich diesen falschen Gerichtsverhandlungen ferngeblieben. Bei diesen Reichsgerichten wurden meine legitimen Besitzungen an andere verteilt. Ich hätte in meinem Leben nie gedacht, dass mein Vetter, der Kaiser so weit gegangen währe, ich glaubte und hoffte auf seine kaiserliche Einsicht und auf die Verständigung zwischen der Verwandtschaft der Hochstaufer und der Welfen.
Meine Allodialbesitzungen konnte er nicht antasten, das waren Welfen-Besitzungen die ich von meinem Vater Heinrich der Stolze vererbt bekam. Über meine Gebiete Braunschweig und Lüneburg dürfte er nicht verfügen, dafür hatte er kein Recht, aber sie würden an ihm als Kaiser sofort gehen wenn meine Familie ausgelöscht wäre, diese Gefahr habe ich zuletzt vermutet und deshalb habe ich mich entschlossen, eine sofortige und geheime Reise über die Mudzborgh nach England zu meinen Schwiegervater Henry Plantagenet ins Exil zu unternehmen. Der Fortbestand der Dynastie der Welfen war in großer und echter Gefahr. Mit diesen Gedanken und sehr spät, schlief er endlich tief ein.
Es war bereits die neunte Stunde am Morgen, da wurde der Herzog plötzlich vom ständigen Klopfen an der Tür geweckt, er hatte tief geschlafen und nach langer Zeit endlich gut schlafen können. „Wer ist dort?" rief der Herzog, da kam die Stimme auf der andere Seite „mein Herr, ich bin der Burgvogt Dietbald, sie wollten in der neunten Stunde bei uns sein, sie wollten uns sprechen, das erste Tagesmahl ist bereits aufgedeckt, der Kastellan Dietrich und wir die Hauptmänner der Mudzborgh warten auf euch in dem Rittersaal". „Ich danke euch und werde mich beeilen, es wird nicht lange dauernd bis ich zu euch komme.“
Kurze Zeit später trat Heinrich in den Rittersaal (Waffensaal) ein, da saßen und warteten alle auf ihn, um mit dem ersten Tagesmahl zu beginnen. Vertreten waren der Kastellan Dietrich, Baumeister Manfried, Vogt Dietbaldt sowie die beiden Hauptmänner der Soldaten Roho und Grimoald. Als der Herzog herein kam sind sie sofort aufgestanden und Dietrich I. von Alethen fragte: „Mein Herr, hattet ihr eine angenehme Nachtruhe?“ Der Herzog lächelte und sagte in einer ruhigen und sanften Stimme: „Ihr könnt mir glauben, ich habe seit langem nicht mehr so sicher und tief geschlafen wie hier bei euch. Ich und bestimmt auch meine Familie fühlen sich hier geborgen. Die Mudzborgh, die bereits seit mehr als 150 Jahren besteht, ist immer noch ein verdammt guter militärischer Stützpunkt vom Bistum Hildesheim. Ja, ich fühle mich hier unter treuen Freunden ganz in Sicherheit.“
An dieser Stelle möchten wir über die Stellung der Kirche im Mittelalter berichten:
Die Kirche war im Mittelalter der Kernpunkt des Lebens der Menschen. Fast die gesamte Kultur des Mittelalters, ist auf die christliche Kirche zurück zu führen. In den vielen Klöstern wurde die Schrift über Jahrhunderte betrieben, dort wurden alle Literaturwerke geschrieben und verfasst. Die Kirchen mit ihren Klöstern waren Zentren der Kunst, dort wurde Latein gelehrt, nicht nur als Sprache der Kirche sondern auch als Medium für europäische Bildung.
Im Jahr 380 n. Chr. war der große Machtgewinn der christlichen Kirche. Die Christen und das Christentum wurde damals zur Staatsreligion in Rom deklariert und das führte dazu, dass etwa im Jahr 391 n. Chr. alle Kulte und Anbetungen an andere heidnische Götter im römischen Imperium verboten wurden. Der römische Kaiser in Konstantinopel war anfangs das Oberhaupt der christlichen Kirche und es gab immer Streit mit dem Papst als oberster Hirte Gottes, um die Bevormundung Roms durch den Kaiser. Und so ist es gekommen, dass es nicht lange dauerte, bis sich die Kirche vom römischen Kaiser in Konstantinopel (neues Rom) löste, sie wollte vom Kaiser nicht mehr abhängig sein. So entstand im Westen des römischen Reiches die römisch-katholische Kirche. Nur während der Zeit von Kaiserin Theophanu am Ende des 10. Jahrhunderts gab es ein besseres Verhältnis der Ost- und Westkirche. Die Verständigung zwischen den katholischen Ortodoxen und der katholischen römischen Kirche stand auf ihrem Höhepunkt, dank Kaiserin Theophanu und dem Kloster St. Pantaleon in Köln.
Beide christlichen Kirchen in Ost und West gingen später auseinander und führten ihren Weg mit verschiedenen Liturgien fort. Wir schreiben jetzt natürlich weiter über die Westkirche, die dann in den Zeiten des deutschen römischen Reiches mit dem König der Salier Heinrich V., im Jahr 1075 den großen Investiturstreit hatten. Es ging damals um die Besetzung von hohen kirchlichen Ämtern wie Bischöfe und Erzbischöfe. Der Papst wollte den Einfluss der Könige und Kaiser auf die Kirche begrenzen, dagegen wollten die Könige und Kaiser Gewalt über die Ländereien, mit denen sie die Bistümer als Lehen ausgestattet hatten. Der Papst meinte, diese Ländereien gehören der Kirche und werden durch die Kirche verwaltet und nicht durch einen weltlichen König. König Heinrich V. war total dagegen und revoltierte gegen den Papst, der Papst wehrte sich und belegte König Heinrich V. mit dem Kirchenbann, er wurde exkommuniziert.
Heinrich V. ist mit dem Kirchenbann belegt worden und damit wurde er sofort als König von der Kirche aberkannt und als vogelfrei deklariert. Er musste sofort handeln und hat sich mit etwa 20 treuen Dienern über die Alpen auf seinen berühmten Weg nach Canossa begeben. Der Papst befand sich in dieser Vorwinterzeit auf der Burg Canossa. Heinrich V. stellte sich fast nackt und barfuß vor das Tor der Burg und rief laut: „Vater verzeiht mir". Drei Tage lang stand er in Reue vor dem Tor, bis der Papst kam und den halberfrorenen Heinrich verzeihte. Der Investiturstreit wurde mit dem Wormser Konkordat beendet. Das Recht der Investitur blieb bei der Kirche, der Kaiser hatte aber das Recht im Streitfall Einfluss zu nehmen, er durfte erst dann Einspruch einlegen.
Nach dem Investiturstreit begann eine große Reform des Klerus. Noch in diesem 11. Jahrhundert wurde Hildebrand von Soana aus dem neu gegründeten Kardinalskollegium als Papst Gregor VII. (1020-1085) gewählt. Er war ein großer Reformer der Kirche und legte die „Via apostolica" für die Kanoniker fest und setzte die Armutsförderung durch. Er verwies auf die „"primitivae eclesiae forma" (Form der Urkirche) wie in Zeiten des Imperium Romanum (Römischen Imperium), er wollte zur damaligen Zeit bereits auf die Tradition der christlichen Kirche zurück, wie zu Anfang des Christentums. Er war für die Tradition der Urkirche Christus. Das ist heute auch die Mission der Bruderschaft der Mudzborgh, die Einigung der christlichen Kirche, der einzige Weg, der uns zu Christus führt.
Aber wie war die Verständigung zwischen Kirche und Heinrich der Löwe am Ende des 12. Jahrhunderts?
Heinrich der Löwe war bestrebt schon in jungen Jahre eine Machtperson zu werden. Er wußte, so etwas ist nur im Verbund mit der Kirche möglich, deshalb suchte er die Verbundenheit mit der Kirche. Nachdem er größere Teile des Slawenlandes erobert hatte, gab er die Versprechung ein Holzkreuz als Pilger nach Jerusalem zu tragen. Am 20. Januar 1172 war es so weit, mit 1200 Soldaten und vielen prominenten Begleitern, begann er seine Pilgerschaft ins Heilige Land zum Grab Jesus in Jerusalem. Zusammen mit Bischöfen, Äbten, Pröpsten und viele andere Barone (Fürsten), kam er am 4. April 1172 (Karfreitag) in Konstantinopel an. Als Begleiter seiner Pilgerschaft waren der Obondritenfürst Pribislaw, der gerade zum Christentum übergetreten ist, die Grafen Gunzelin von Schwerin und Sigfried von Blankenburg, Bischof Konrad von Lübeck und Wipert von Morin (Stammvater des Ludorfer Geschlechts). Heinrich der Löwe wurde in Konstantinopel von Kaiser Manuel I. wie ein König empfangen.
Friedrich I. Barbarossa gefiel dieses Treffen gar nicht, er wurde wütend und meinte, dieses Treffen hätte dem römischen deutschen Reich geschadet. Vermutlich begann damit der Streit zwischen Kaiser und Herzog und deshalb sagte Heinrich der Löwe immer wieder, der Kaiser hat nie die Wahrheit erzählt.
Ein Beitrag vom Historiker und Chronisten Juan Carlos Blanco Varela, Zeremonienmeister der Bruderschaft der Mudzborgh mit der Unterstüzung des Chronisten und Publizisten Wolfgang Illmer, Gran Canciller der Bruderschaft der Mudzborgh. Beide sind Mudzborgh-Ritter und auch Ritter in dem weltweiten spanischen Orden „Enxebre Orde da Vieira".