Der Hermann-Löns-Park – Grünanlagen in und um Hannover
Im Süd-Osten der niedersächsischen Landeshauptstadt gibt es eine Landschaft, die für die Großstadt Hannover einzigartig ist. Das ist der Hermann-Löns-Park, der von den Bewohnern der umliegenden Stadtteile Kleefeld, Heideviertel und Kirchrode auch Anna-Park genannt wird, da sich in seiner Kernzone der Annateich befindet.
Schon nach dem Ersten Weltkrieg wurde darüber nachgedacht, dieses brachliegende Gelände in eine Parklandschaft umzuwandeln. Der Boden besteht im oberen Bereich aus dem Mergel der Kreidezeit, der in Misburg, Anderten und Höver großräumig abgebaut wird. Darunter befindet sich eine wasserundurchlässige Mergel-Tonschicht, der Grund dafür, dass in früheren Zeiten ein Niedermoor entstehen konnte. Dieses wiederum ist aus einem riesigen Flachwassersee entstanden, der von der letzten Eiszeit vor 12.000 Jahren übriggeblieben und verlandet war.
Ab dem 17. Jahrhundert wurde in diesem Feuchtgebiet, wie in der Leinemasch auch, Ton abgebaut. Eine Ziegelei wurde betrieben, der Annateich entstand.
In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, man glaubt es kaum, durchstreifte dieses Sumpfgelände an einem nebligen Morgen sogar einmal eine kleine Elefantenherde. Szenen für den deutschen Stummfilm „Das indische Grabmal“ wurden gedreht. Dabei handelte es sich um ein opulentes Monumentalwerk von Fritz Lang.
Zu Zeiten der Nazis wurden Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gesucht. Nicht nur an der Leine fand man eine solche, an der der Maschsee angelegt wurde, sondern nun auch zwischen Kleefeld und Kirchrode. Die angedachten Pläne aus den zwanziger Jahren wurden nach den Entwürfen des hannoverschen Architekten Hans Klüppelberg zwischen 1936 und 1939 in die Tat umgesetzt. Ziel war es dabei nicht wie damals üblich einen Englischen Garten, wie zum Beispiel den Georgengarten, anzulegen, sondern das Gelände in eine natürlich wirkende Auenlandschaft umzuwandeln, wie sie für das flache Niedersachsen charakteristisch ist. Das war neu, und das ist, das kann man wohl auch heute noch sagen, mehr als gelungen.
Auf den Spaziergeher wirkt das etwa 80 Hektar große Gelände nicht wie ein Park, sondern wie eine natürliche Landschaft. Kleine Waldstücke, weite Wiesenflächen mit hohem Gras und oft von Blumen übersäht, darin Baumgruppen, Bäche die in kleine Gewässer münden und schließlich der große Annateich, von denen die östliche Wasserfläche mit den Inseln zusammen mit der Parklandschaft angelegt wurde, bilden diese ländlich wirkende Kulisse. Sie wird von breiteren Wegen und sich dahin schlängelnden Pfaden durchzogen. Immer wieder ergeben sich dabei neue Ansichten. Es macht einfach Freude, dieses abwechslungsreiche Gelände zu erkunden.
Und auch die Tierwelt fühlt sich darin wohl. In erster Linie sind es die Graugänse, die diese Landschaft bevölkern. Vermutlich in zu großer Zahl, da sie die Teiche durch ihre Exkremente verschmutzen und stark belasten. Aber natürlich freut man sich über den Anblick des Federviehs. Besonders dann, wenn die Junggänse im Frühsommer ihre Formationsflüge veranstalten, auch über Kirchrode. Oft fliegen sie dabei so flach, das man das Schwingen ihren Flügel hört. Auch diverse Entenarten und Teichhühner kann man beobachten, wenn auch in kleinerer Zahl. Füttern sollte man die Tiere, wie am Maschsee auch, allerdings nicht. Dadurch wird der sowieso schon zu hohe Bestand der Graugänse noch größer.
Seit eingier Zeit kann man auch Kormorane beobachten, die sich im Geäst eines Baumes einer Insel nahe der Alten Mühle niederlassen. Meist sind es um die 10 Vögel. Manchmal sitzt auch ein Graureiher dabei. Einen Storch konnte ich auf einer Wiese bisher erst ein einziges Mal ausmachen. Und nebenan auf der Mardalwiese im Oktober 2017 einige Tage lang sechs Kuhreiher. Die hatten sich wohl verirrt. Natürlich freut man sich über alle außergewöhnlichen Vögel.
Und zum Abend, wenn die Dämmerung eingesetzt hat, kann man die Wasserfledermäuse beobachten, die aus den Baumhöhlen der alten Eichen des Tiergartens herüber kommen. Später im Jahr verziehen sie sich in die Eilenriede und zum Maschsee hin.
Und auch wer sich für Botanik interessiert, wird im Löns-Park auf seine Kosten kommen. Neben unzähligen Pflanzenarten gibt es an manchen Stellen noch das seltene Pfeifengras, Wasserlilien, Kräuter in großer Zahl, und auch Orchideen. Deswegen wurde der Park mit der angrenzenden Mardalwiese zum Landschaftsschutzgebiet erklärt.
Wer sich von seiner kleinen Wanderung in lauschiger Umgebung etwas ausruhen möchte, der kann zum Beispiel in der angrenzenden Gartenkolonie im Ausfluglokal „Am Annateich“ einkehren, oder natürlich im Restaurant „Alte Mühle“ mit seinem schönen bäuerlichen Fachwerkensemble. Und dabei schaut man sich die alte Bockwindmühle an, die erst vor kurzem restauriert wurde und die im Laufe von Jahrhunderten schon so oft den Standort gewechselt hat. Und im Winter ist dieser kleine Hügel, auf dem die Mühle steht, besonders bei den Kindern sehr begehrt. Wenn genügend Schnee liegt, lädt er zu einer Schlittenpartie ein. Und man kann auch, wenn es denn mal wirklich länger kalt ist, die Schlittschuhe unterschnallen und auf dem Annateich seine Runden drehen. Anders als bei der weiten Fläche des Maschsees kann man dort um die Inseln herum kurven, oder die Kanäle entlang gleiten. Auch das hat seinen Reiz.
Wer die Natur mag, wer mal in aller Ruhe einen Spaziergang machen will und wer sich einfach in einer schönen Umgebung aufhalten möchte, der findet mit dem Löns-Park ein schönes Fleckchen Erde, an dem er das alles haben kann.
Siehe auch: <a target="_blank" rel="nofollow" href="https://www.myheimat.de/hannover-bemerode-kirchrode-wuelferode/kultur/parkanlagen-und-gruengebiete-in-und-um-hannover-d3268429.html">Parkanlagen und Grüngebiete in und um Hannover</a>
Vielen Dank für diesen schönen Beitrag. Zur Mardalwiese möchte ich auch unbedingt einmal. Der Besuch lässt sich wirklich super mit einem Spaziergang durch den Park oder den Tiergarten kombinieren.