Groß-Buchholz hat jetzt einen "Buchholzer Treff"
Endlich, möchte man sagen, ist der Fortbestand eines alten Gebäudes in Groß-Buchholz gesichert. Der Deutsch-Türke Hasan Cinar eröffnete heute, am 13. April 2013, im Haus Roderbruchstraße 10/Ecke Weidetorstraße das Bistro „Buchholzer Treff“.
Alt-Groß-Buchholzer kennen die Historie des Backstein-Hauses am Tor zum Roderbruch, das im Jahr 1900 (Grundbucheintragung!) gebaut wurde. Erster Besitzer war der Tierwärter Fritz Pardey, der auch das benachbarte, mehrstöckige Haus Weidetorstraße 22 errichten ließ. Dort wohnte im 1. Stock Karl Sürig, auch Tierwärter von Beruf, heute vergleichbar mit einem Tierpfleger. Warum wird Sürig erwähnt? Der Name wird in diesem Bericht noch mehrmals eine Rolle spielen. Doch zurück zum Haus Roderbruchstraße 10. Schon bald etablierte sich hier ein Kolonialwarengeschäft, so hieß damals ein “Tante-Emma-Laden“. Zusammen mit der gegenüber liegenden Bäckerei Jürgens, Roderbruchstraße 9, wurde es zum Anlaufpunkt vieler Groß-Buchholzer.
Die Ära der Kolonialwarengeschäfte, später Lebensmittelgeschäfte genannt, sollte im Haus Roderbruchstraße 10 bis in die 1970-er Jahre hinein Bestand haben. Wir erinnern uns an die ehemaligen Inhaber Heinrich Becker und Ernst Kasten (vor dem 1. Weltkrieg), Wilhelm Dettmar und Sophie Sürig verheiratete Pardey (zwischen den Kriegen). Nach dem 2. Weltkrieg übernahm Georg Richter das Lebensmittelgeschäft. Viele Groß-BuchholzerInnen werden ihn noch kennen.
1948 wurde nach Kriegsschäden der Dachstuhl des Hauses erneuert. Die Zimmerleute ritzten diese Jahreszahl in einen Dachbalken.
Georg Richter blieb Inhaber bis Anfang der 1970-er Jahre. Danach übernahm für kurze Zeit Walter Kawitz das Geschäft. In dieser Zeit änderten sich auch die Besitzverhältnisse. Neuer Eigentümer wurde Ernst Sürig, der mit Uta Sürig einen Taxenbetrieb aufbaute, den sie später verlagerten. Danach existierte in Nr. 10 für lange Zeit ein Kiosk. Nach dessen Schließung waberten die ersten Gerüchte von einem Abbruch des Hauses durch das „Dorf“. Noch einmal eröffnete ein Geschäft. “Speedy-Bringdienst“ stand in großen Lettern am Gebäude. Bald gab das Unternehmen den Standort auf. Die Abbruchfantasien verstärkten sich.
Jetzt trat Hasan Cinar auf den Plan. Als aha-Mitarbeiter fuhr er häufig an dem Grundstück vorbei und ärgerte sich über den schlechten Zustand des Hauses. Eines Tages reifte in ihm der Gedanke, dieses Gebäude zu retten. Gesagt, getan. Vor ca. 2 Jahren erwarb der Deutsch-Türke das Anwesen von der Familie Sürig. Jetzt ging es ans Renovieren, alles in Eigenarbeit. Die alten Strukturen blieben im Wesentlichen erhalten, jedoch verlor das Haus aus Kostengründen seinen Backstein-Charakter und wurde verputzt, ein kleiner Wermutstropfen. Dennoch, die Gemeinde kann dem Investor Dank schulden! Hasan Ciker, eigentlich ortsfremd, rettete ein Stück Alt-Groß-Buchholz.
Das Bistro mit Café-Bar, geöffnet von 7 (Frühstück!) bis 22 Uhr, ist gemütlich eingerichtet und bietet vorwiegend türkische Speisen für den kleinen Geldbeutel an. Wer möchte, kann auch an der Theke Platz nehmen. Also, hingehen! Der Eingang ist immer noch an gleicher Stelle wie vor über 1oo Jahren, wer’s nicht glaubt, Bilderserie anklicken.
Besitzerwechsel: Der neue Inhaber heißt: Raif Özenen
Nachtrag
Mai 1914, leider hat Groß-Buchholz keinen "Buchholzer Treff" mehr (siehe Fotos). Vorbei die Zeit, als es dort einen Döner für 3 EUR gab. Werbeschild abgehängt, Gastraum verrammelt. Warum hat es nicht funktioniert? Es darf spekuliert werden: Die Lage ist ungünstig. Der Ortskern ist einige Meter entfernt. Jenseits des Messeschnellweges (Unterführungen "Pinkenburg" und Roderbruchstraße) ist wohl für die Groß-Buchholzer schon "feindliches Gebiet". Außerdem gibt ist im Dunstkreis der Roderbruchstraße zur Zeit keine größere Baustelle. Letztes Jahr holten sich die Bauarbeiter, die am neuen Fraunhofer-Gebäude an der Karl-Wiechert-Allee tätig waren, bestimmt das ein oder andere Mal etwas zum Essen (Straßenverkauf). Oder nahmen Platz im hübsch eingerichteten Restaurant. Genug der Spekultion. Es ist schade, dass das großartige Engagement des Inverstors nicht belohnt wurde. Was mag als Nächstes kommen? Schon heute viel Glück!!!
11. Juni 2014. Neuer Nachtrag mit aktuellen Fotos
Das türkische Lokal hat nach einem Besitzerwechsel wieder geöffnet. Allerdings ist die Gaststube zu einer Wohnung umgebaut worden. Geblieben ist ein recht kleiner Raum mit Theke und wenigen Sitzmöglichkeiten. An schönen Tagen kann man einen Döner aber auch draußen unter einem riesigen Schirm (Foto) essen. Neue Pächterin ist Necla Akdal. Sie gab dem Lokal den Namen ihrer Tochter. Willkommen in Sila's Ecke.
Februar 2015
Leider hat das Lokal schon wieder seine Türen geschlossen. Wie soll es bloß weitergehen???
">Was wird denn jetzt aus dem Gebäude ...weiß du was ?">
Nö, Michael, Teile des Lokals sind ja schon vor längerem in eine Wohnung umgewandelt worden. Was mit dem türkischen Klein-Imbiss wird, der zur Zeit geschlossen ist, weiß ich nicht. Der Erhalt des Hauses ist wohl gesichert. Sorgen macht mir eher das gegenüberliegende Backsteinhaus der Familie Jürgens, Roderbruchstraße 9, die dort mehrere Jahrzehnte eine Bäckerei besaßen. Die Fenster sind zugehängt, die Polsterwerkstatt im Hinterhof arbeitet aber noch.
Wenn in Laatzen mal wieder eine Aktion geplant ist, komme ich gerne.