Der Willy-Spahn-Park in Ahlem und seine Umgebung
In der Reihe „Parkanlagen und Grüngebiete in und um Hannover“ möchte ich mit diesem Bericht einen kleinen Bereich im Nordwesten der Stadt vorstellen. Spektakuläre Parks oder Natur hat dieser zwar nicht zu bieten, ist aber trotzdem nicht desto weniger interessant.
Zunächst besucht man den Willy-Spahn-Park, der mitten in Ahlem liegend irgendwie merkwürdig wirkt. Umgeben von einem ruhigen und überschaubaren Wohngebiet will diese Natur, die sich in eine vier Hektar große Senke schmiegt, gar nicht so recht dorthin passen. Entstanden ist das 400 Meter lange parkähnliche Gelände, das seit 1850 einmal ein Steinbruch war, durch den Abbau von Mergel. Mergel ist ein tonhaltiges Kalkgestein, dass vor etwa 70 Millionen Jahren im Jura aus den Kalkskeletten von Meerestieren entstanden ist. Als das Vorkommen erschöpft war, wurde der Abbau 1930 eingestellt. Danach wurde das Gelände durch Willy Spahn von russischen Kriegsgefangenen in eine Obstplantage umgewandelt, die zur Herstellung von Obstbrause und Fruchtsäften genutzt wurde. 1960 wurde der Betrieb eingestellt. 1996 wurde das Gelände von der Stadt übernommen, um es in ein naturnahes Grüngebiet umzuwandeln.
Mittelpunkt der Grünanlage ist der im Jahr 2002 restaurierte Kalkbrennofen mit seinem 34 Meter hohen Schornstein. Natürlich steht er als Industriedenkmal unter Denkmalschutz. Gerade jetzt im Frühjahr, wenn das Grün noch frisch ist und es überall blüht, ist es für einen Besuch die schönste Zeit. Äpfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen dürfen später gepflückt werden. Geht man alle Wege auf den verschiedenen Terrassen um den Brennofen herum, so ist man knapp eineinhalb Kilometer gelaufen. Das ist nicht viel. Aber wir wollen uns ja noch Anderes in der Nähe ansehen.
Ganz nahe des Parks, auf der Höhe des Mönckebergs, befindet sich der Ahlemer Turm. Im Jahr 1897 wurde dieses eindrucksvolle Gebäude als Ausflugslokal erbaut. Ob Kaffeegarten, Tanz oder Varieté, es wurde einiges geboten. Sogar einen kleinen Zoo mit exotischen Tieren gab es dort. Heute befindet sich in der eindrucksvollen Villa ein buddhistisches Zentrum.
Einen Kilometer weiter erreichen wir eine Gedenkstätte. Dort, in dem Weg am Mahnmal, befindet sich ein solches für das einstige Konzentrationslager. Die Zwangsarbeiter verschiedener Nationalitäten, auch viele Juden, mussten Luftschutzstollen in den Boden graben, da es im Laufe des Krieges vermehrt zu Fliegereinsätzen der Alliierten kam und die überirdischen Gebäude der Conti, wo Flugzeugreifen und Teile für Gasmasken hergestellt wurden, für die Produktion nicht mehr sicher waren. Es sind wohl die Asphaltstollen gewesen, über die heute tagtäglich in den Tageszeiten berichtet wird, sind sie doch einsturzgefährdet. Sie müssen so schnell wie möglich verfüllt und stabilisiert werden. Etwa 100 bis 150 Wohnhäuser sind davon betroffen. Eines musste vor wenigen Tagen nach neueren Probebohrungen wegen Einsturzgefahr über Nacht geräumt werden.
Gleich nebenan befindet sich der englische Friedhof der Commonwealth-Staaten. Über 2.400 Soldaten haben dort ihre letzte Ruhestätte gefunden. Wenn man durch die langen Reihen der schneeweißen Grabsteine geht und bedenkt, dass es alles junge Männer waren und die meisten von ihnen nicht viel älter als 20 bis 30 Jahre geworden sind, dann läuft einem ein kalter Schauer über den Rücken. Und dann bekommt man eine Ahnung davon, was der Krieg angerichtet hat. Auch wenn man die grausamen Bilder davon im Fernsehen zigmal gesehen hat, so ist es doch noch etwas anderes, wenn man vor den Gräbern der Opfer selbst steht. Es sind so viele. Dieser Anblick ist nicht leicht zu verdauen.
Und dann kommt man an der Wunsttorfer Straße zum ehemaligen Conti-Gelände. Auch hier mussten damals die Zwangsarbeiter schuften, wurden drangsaliert oder verloren sogar ihr Leben. Heute erinnern nur noch der charakteristische Wasserturm und ein Gebäudetrakt am Stichkanal, der demnächst irgendwann saniert werden muss, da er trotz Kontaminierung unter Denkmalschutz steht, daran. Aber man schaut auch auf völlig neue Gebäude, die bereits die Hälfte des riesigen Geländes bedecken, entsteht dort doch gerade die Wasserstadt, eingerahmt vom Stichkanal zum Lindener Hafen und dem Leineverbindungkanal und auch der Leine. Nicht weit ist es von dort auch zur Wasserkunst und den Herrenhäuser Gärten.
Ein Stück weiter, Richtung City, liegt ebenfalls am Stichkanal ein heute kleines Wäldchen, das Limmer Holz. Im Jahr 1779 wurde darin ein Schwefelquelle entdeckt, die Limmerbrunnen genannt wurde. Nach zunächst einem Provisorium aus Brettern befahl König Georg III. 1792 einen Badebetrieb einzurichten. Das „Wunderwasser“, das verschiedene Krankheiten heilen sollte, war bald in aller Munde. Bis zu 800 Personen kamen pro Tag. Auch wurde ein Gast- und Logierhaus errichtet, das zur Franzosenzeit ein beliebtes Etablissement war. 1962 wurde der Badebetrieb eingestellt. Von da an zog es die Heilwasserssuchenden nach Bad Nenndorf.
Nach Anschauung der beiden schönen historischen Gebäuden an dem kleinen Weg Limmerbrunnen, sind wir damit am Ende unserer kleinen Rundreise. Wir habe völlig unterschiedliche Sehenswürdigkeiten betrachtet. Und alle waren auf irgendeine Art interessant, erinnern sie doch auch an längst vergangene Zeiten.
Siehe auch "Parkanlagen und Grüngebiete in und um Hannover": https://www.myheimat.de/hannover-bemerode-kirchrod...
Eine interessante Runde