Der Maschpark am Neuen Rathaus
Es war zum Ende des 19. Jahrhunderts, als Hannovers 600 Jahre altes Rathaus den Ansprüchen der aufstrebenden Stadt nicht mehr genügte. Durch die Einführung der Eisenbahn, der damit verbundenen Ansiedlung großer Industriebetriebe und einer explosionsartig ansteigenden Stadtbevölkerung, war es für die Verwaltungsaufgaben viel zu klein geworden. Ein neues Rathaus musste her. Und das sollte, wie es in der Wilhelminischen Zeit üblich war, ein Prachtbau werden, der dann 1913 auch von Kaiser Wilhelm eingeweiht wurde. Errichtet wurde es im sumpfigen Überschwemmungsgelände der Leine, damals Altstädter Aue genannt. Im Sommer wurde diese als Heuwiese genutzt, im Winter wurde sie künstlich überschwemmt, so dass auf ihr Schlittschuh gelaufen werden konnte. Damit das Rathaus aber nicht in den sumpfigen Untergrund einsinken konnte, wurde es auf 6000 Buchenpfählen erbaut. Und natürlich sollte dieser repräsentative Bau, der heute von nichtwissenden Besuchern oft für ein Schloss gehalten wird und sicherlich eines der schönsten Rathäuser überhaupt ist, in eine entsprechende, herrliche Parkanlage integriert werden. Auf einer Fläche von 10 Hektar, zwischen der Stadt und den sumpfigen Maschwiesen einerseits und dem Provinzialmusem, heute Landesmuseum und der Leine sollte diese entstehen. So nahm, vor dem Bau des Rathauses um die Jahrhundertwende, Julius Trip, der Stadtgarteninspektor war, die Sache in Angriff. Er plante einen offenen Landschaftspark, durch den vom Rathaus aus der Blick auf die Feuchtwiesen des späteren Maschsees gehen sollte. Und so entstand um 1900 ein Park, der ein Zeugnis deutscher Gartenkunst des ausgehenden 19. Jahrhunderts war.
War diese Parkanlage zunächst noch kahl, so zeigte sie sich wenige Jahrzehnte später so, wie wir sie heute kennen, denn seit der Anlage hat sie sich in ihrer Struktur nicht verändert. Mittelpunkt ist natürlich der See, dessen Ausbuchtungen die Wegführung angepasst ist. Zum Maschsee hin weist er eine Engstelle auf, über der eine geschwungene Brücke mit schiedeeisernem Geländer führt. Ein romantischer Anblick. Und viele solcher An- und Durchblicke hat man von verschiedensten Punkten der schönen Parkanlage. So auch von der Halbinsel gegenüber des Rathauses, die mit ihrem Tuffgestein ein wenig Gebirgsatmosphäre vermittelt. Von dieser Erhöhung geht der Blick nicht nur auf das Neue Rathaus, sondern auch auf die darunterliegende Seerosen-Bucht. Eine besonders romantischer Bereich der Parkanlage. Und wenn man Glück hat, kann man dort im Wasser tauchende Schildkröten beobachten. Fast sicher sieht man diese gepanzerten Reptilien aber im abgetrennte Teichbereich, wo sie sich in den Sommermonaten auf einer kleinen künstlichen Insel aufhalten und ein Sonnenbad nehmen.
Beliebt als Sitzplatz ist auch die breite Freitreppe, die von der Rückseite des Rathauses zum Wasser hinunterführt. Und von dort blickt man auch zurück auf die Fassade des Rathauses mit ihren vielen interessanten Figuren. Überall findet der Besucher aber auf Bänken oder den Rasenflächen zwischen den Baumgruppen von Amerikanischen Rotbuchen, Platanen und Silberarhorn Möglichkeiten zum Sitzen oder Picknicken. Man schaut dabei auf den See, die eindrucksvolle Fassade des Rathauses oder zum Landesmuseum hinüber, das ebenfalls ein Prachtbau aus dieser Zeit ist. Und danach schlendert man weiter durch Rhododendrongehölze und unter Magnolien, Koniferen, Trompeten- und Tulpenbäumen entlang.
Und es gab Jahre, da wurde es an Sommerabenden im Park voll und bunt. Das war bis vor kurzem zu der Zeit, als dort noch Opern aufgeführt werden konnten. Bis zu 20.000 Besucher lauschten dann an solchen lauschigen Abenden bis gegen Mitternacht den klassischen Klängen und den Arien hochkarätiger Sänger. Wird diese schöne Veranstaltung des NDR jemals wieder aufgenommen werden?
Wer sich einen Überblick über diese herrliche Parkanlage verschaffen will, der fährt am besten mit dem Schrägaufzug auf den Rathausturm, wenn denn Corona hinter uns liegt. Von dort oben blickt man auf den Maschpark, den sich anschließenden Maschsee, zu allen Seiten über die Stadt und noch viel weiter. Es lohnt sich. Maschpark und Neues Rathaus sind mehr als einen Besuch wert. Immer mal wieder gibt es dort Interessantes zu entdecken oder einfach sich nur, nahe vom Trubel der Stadt, von dem man nichts mitbekommt, entspannen. Der älteste Park der Stadt ist immer ein schönes Ziel.
Siehe auch: Das Neue Rathaus in Hannover wird 100 Jahre alt
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Danke für diesen informativen Bericht mit den Aufnahmen,
ich weiß schon warum ich aus Hannover nicht wegziehen mag,
zumal ich eine Reihe von Stadtteilen noch nicht kenne