Winter im Altwarmbüchener Moor
Nun ist er endlich da, der Winter, auf den wir hier in Hannover wieder einmal so lange warten mussten. Nachdem er sich in den vergangenen zwei Wochen zumindest sporadisch zeigte, war doch der dürftige Schnee um die Mittagszeit längst wieder geschmolzen, liegt er nun flächendeckend. Und er vermittelt einen Eindruck, wie es sich für einen richtigen Wintertag gehört. Am Sonntagmorgen bei frostigen sechs Grad, was in den vergangenen Jahren eine Seltenheit war und dazu ein blauer, wolkenfreier Himmel mit einer Sonne, da diese nun ihren Bogen schon höher spannt, die deswegen sogar schon ordentlich wärmt. Und das muss man einfach genießen. So zog es wohl jeden, der irgendwie konnte, hinaus in die schöne winterliche Landschaft. Die einen in den Harz, wo der Schnee nun wirklich hoch liegt. Die anderen in den nahen Deister, und wieder andere flanierten mit Corona-Maske am Maschseeufer entlang, den Blick auf die zahlreichen Möwen gerichtet, die auf dem eisigen Wasser dümpelten. Dabei dachten viele vielleicht neun Jahre zurück, als der Maschsee so dick vereist war, dass er freigegeben werden konnte. Zehntausende gingen damals ihrem Wintersportvergnügen nach. Doch an solche Verhältnisse ist heutzutage nicht mehr zu denken. Der Klimawandel macht sie so gut wie unmöglich. Und deswegen sind wir bescheiden geworden und freuen uns jetzt schon über eine Schneedecke, die vielleicht vier oder fünf Zentimeter hoch ist.
Uns zog es an diesem wunderbaren Tag nicht dorthin, wo die Massen unterwegs waren, sondern in die einsame und stille Natur. Und die gibt es – manche mögen es kaum glauben – tatsächlich immer noch und das nur unweit von Hannover. Nordöstlich der Stadt gibt es verschiedene Moore, und am nächsten liegt das Altwarmbüchener Moor, dass sich seit zwei Jahrzehnten durch Renaturierungsmaßnahmen in Teilbereichen seine Ursprünglichkeit zurückgeholt hat. Nur der Wasserstand ist nach drei Trockenjahren immer noch viel zu niedrig. Aber es lohnt, auf den wenigen Wegen in dieser ursprünglichen Natur unterwegs zu sein. Und an diesem sonnigen Tag ganz besonders. Man trifft keine Menschenseele, sieht höchstens mal die Spuren eines Jägers im Schnee, der wohl früh am Morgen auf seinem Stand das Wild beobachtet hat. Aber viele andere Spuren verraten, dass der Moorwald voller Leben ist, auch wenn man dieses nicht zu Gesicht bekommt. Mal sind es die von Wildschweinen und Rehen, mal die eines Marders oder anderer Tiere, die man nicht einordnen kann. Und überall blinkt und glitzert es, tausendfach, millionenfach. In den gefrorenen Tropfen, die an den Zweigen der Birken und Erlen hängen, bricht sich das Sonnenlicht. Vergängliche Perlen, wohin man auch blickt. Ein Reichtum, den nur die Natur bieten kann, der unbezahlbar ist.
Und unbezahlbar ist der Reichtum und die Schönheit der Natur wirklich. An einem solchen Tag spürt und merkt man es ganz besonders. Deswegen sollten wir sie auch wertschätzen und nicht zerstören. Und zumindest an Teilbereichen der Erdoberfläche sollten wir sie in Ruhe lassen, sie schützen und respektieren. Ihr diesen Freiraum lassen, der für die Biodiversität der Erde und damit auch für uns Menschen so wichtig ist. Und gerade die Moore - und auch das Altwarmbüchener Moor - gehören dazu.
Siehe auch: Mehr Naturschutz für das Altwarmbüchener Moor
Nur 0,6 Prozent der Fläche Deutschlands sind das, was wir annähernd unter Wildnis verstehen. Bis zum Jahr 2020 waren zwei Prozent das Ziel der Bundesregierung. Eine traurige Bilanz. Was nützen Zielvorgaben, wie auch beim Pariser Klimaabkommen, wenn sie nicht im Entferntesten eingehalten werden.