Wohin steuert der Mensch die Erde? Nur Klimawandel oder schon Klimakatastrophe?
Heute haben es wohl viele in der Tageszeitung gelesen, und die meisten haben es gestern in den Nachrichten gehört: Die Erde ist in Gefahr! Das ist nicht wirklich etwas Neues, kann es doch wohl schon fast jeder herunterbeten. Und viele können es schon nicht mehr hören, so wie die ständigen Hiobsbotschaften von der Corona-Entwicklung auch. Aber es ist wichtig immer wieder darauf hinzuweisen, damit es sich in den Köpfen der Menschen festsetzt und sie es endlich auch ernst nehmen.
Schon vor fast 50 Jahren hat der Club of Rome das Thema mit dem Report „Die Grenzen des Wachstums“ weltweit publik gemacht und seit drei Jahrzehnten warnt die Wissenschaft eindringlich vor den Folgen des Klimawandels. Zwar hat ein großer Teil der Menschheit und der Politik verstanden, um was es dabei geht. Nämlich um nichts Anderes als ein menschenwürdiges Überleben unserer Spezies und auch das aller anderen Lebewesen auf diesem Planeten. Aber groß reagiert auf die sich immer deutlicher abzeichnenden Gefahren, die sogar unser Leben und besonders das der kommenden Generationen bedrohen können, haben wir Menschen im persönlichen Bereich und die Politik, die für die Regeln des Gesamtrahmens einer erträglichen Zukunft verantwortlich ist, nur unzureichend bis fast gar nicht. Das ist eigentlich ganz menschlich, handelt doch der Homo sapiens seit Urzeiten so. Das Hier und Jetzt ist für ihn von Bedeutung. Alles Weitere ist zu abstrakt. Aber genau das ist es, was das Leben auf der Erde in Gefahr bringt: Ein Nicht- oder kaum Reagieren und natürlich die Gier, die Gier nach immer mehr. Wachstum um jeden Preis, lautet die weltweite Devise von Wirtschaft und Politik, obwohl das die Umwelt noch mehr belastet und einer Katastrophe noch näher bringt.
Das zeigt der gestern vorgestellte Bericht des Weltklimarates, der 14.000 Studien der Wissenschaft zum Klimawandel ausgewertet hat und der durch die Menge der Fakten und möglichen Szenarien ein immer genaueres Bild der Zukunft vorhersagen kann. Und die sieht bei einem Weiterso düster aus. Nur durch Corona bedingt war der CO2-Ausstoß zeitweise etwas geringer geworden. Nun aber zieht er wieder an, und das weltweit stärker als je zuvor. Seit über zwei Millionen Jahren war nicht so viel CO2 in der Atmosphäre wie jetzt. Eisbohrkerne belegen es. Und vom 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens ist inzwischen immer seltener die Rede, da die Klimaerwärmung schneller zunimmt als bisher angenommen. Laut Wissenschaft könnten diese 1,5 Grad schon im nächsten Jahrzehnt überschritten werden. In Deutschland sind sie es mit 1,6 Grad sogar schon jetzt. Würden die Länder der Erde, laut Weltklimarat, bis 2050 Klimaneutralität erreichen (was aus heutiger Sicht utopisch klingt), so würde die weltweite Temperatur bis zum Jahr 2100 nicht über 1,8 Grad steigen. Bei gleichen Emissionen wie bisher bis 2050, würde sie bis zum Ende des Jahrhunderts irgendwo zwischen 2,1 und 3,5 Grad liegen. Bei einer Verdopplung der Emissionen könnte der Temperaturanstieg bis zu 5,7 Grad betragen.
Welches dieser Szenarien eintreten wird, wissen wir heute nicht. Aber zumindest müssen wir alles auf der Rechnung haben und auf die möglichen Bedrohungen reagieren. Doch das ist alles andere als einfach. Wie soll das funktionieren, wenn eine Milliarde Chinesen und eine Milliarde Inder auch den Wohlstand der Mittelschicht ihres Landes haben wollen und vielleicht bald haben werden. Wie, wenn sich Afrikas Bevölkerung den Prognosen nach bis zum Jahr 2100 vervierfacht (und damit der afrikanischen Tierwelt ihren Lebensraum nimmt, die es in freier Natur dann nicht mehr geben wird). Wie, wenn dreieinhalb Milliarden weitere Menschen bis zum Ende des Jahrhunderts auf der Erde leben werden, fast alle in den Armutsländern geboren. Sie alle möchten, wenn auch nicht den Wohlstand den wir haben, zumindest ein menschenwürdiges Dasein führen können. Ohne Hunger, ohne kaum auszuhaltende Hitze, die die Früchte auf ihren Feldern verdorren lässt, ohne verschmutztes Trinkwasser. Wie soll es funktionieren, wenn wir unsere Felder weiterhin überdüngen und mit Pestiziden verseuchen, die nicht nur die schädlichen Insekten töten, sondern auch alle anderen und natürlich die Mikroorganismen im Boden, die für den so wichtigen Humus sorgen. Pestizide, die außerdem in den gesamten Lebenskreislauf gelangen, auch in unser Blut. 60 Ernten geben manche Wissenschaftler den Äckern noch, bis sie so ausgelaugt sein werden, dass sie nichts mehr hergeben. Was dann? Wird die Menschheit verhungern? Die Wohlhabendsten sicher nicht. Wenn wir die grünen Lungen, die Sauerstoffspender unseres Planeten, weiterhin abholzen und abfackeln. Die Meere verschmutzen, versauern und überfischen. Die Tier- und Pflanzenarten zum Absterben bringen, damit der Evolution, die dreieinhalb Milliarde Jahre funktioniert hat, bei unzähligen Arten ein Ende setzen und damit den Kreislauf des Lebens unterbinden, damit auch unser eigenes Leben gefährden. So könnte man noch lange fortfahren, und dabei kann einem schon angst und bange werden. Und tatsächlich gibt es trotz erdrückender Beweise der Wissenschaft zum menschengemachten Klimawandel immer noch Klimazweifler oder sogar -leugner. Selbst eine Partei unseres Landes gehört dazu, wie man es gestern in der Tagesschau wieder erfahren konnte.
Natürlich muss es nicht zum Schlimmsten kommen, können wir, wie es seit Jahrzehnten (!) heißt, doch noch etwas dagegen tun. Aber wann wird wirklich damit angefangen? Bisher sind zwar einige erfreuliche Ansätze erkennbar. Aber die reichen nicht im Entferntesten aus, Schlimmeres zu verhindern. Die Maßnahmen, die folgen müssen, werden uns allen wehtun. Das lässt sich nun leider nicht vermeiden. Sei es durch Einschränkung des Lebensstandards und damit unseres überbordenden Konsums, sei es finanzieller Art oder sogar Einschränkungen in der Freiheit, wie z. B. ein Flugverbot innerhalb Deutschlands oder des innerstädtischen Verkehrs, dessen Feinstaub in unsere Lungen gelangt und dessen Ultrafeinstaub in unsere Blutbahn. Was bewirkt das im Körper? Allein in Deutschland sollen jährlich um die 70.000 Menschen frühzeitig durch Feinstaubbelastung sterben, in der gesamten EU über 400.000. Und dann regen wir uns über den Wolf auf. Wieso nicht über den Feinstaub?
Wir Deutschen verbrauchen, wollten alle Menschen auf der Welt so leben wie wir, die Ressourcen von drei Erden. Mehr als eine Erde haben wir aber nicht. Also müssten die Stücke vom großen weltweiten Kuchen zumindest gleichmäßiger verteilt werden. Aber würden sich damit die Menschen in den mächtigen Industrieländern, die weltweit auf Kosten der ärmeren und armen Länder leben und sie ausbeuten, sei es deren Rohstoffe, Landflächen oder den Fischfang, aus deren Gewinnen sich eine kleine korrupte Oberschicht die Taschen vollmacht, zufriedengeben? Ich bezweifle es. Chaos, wie riesige Flüchtlingsströme oder Konflikte, könnten in Zukunft die Folge sein. Es liegt in der Natur des Menschen seinen Hausstand und damit seinen Wohlstand zu verteidigen. Doch ist das bei einer begonnenen Klimakatastrophe noch zeitgemäß? Alle müssen Zugeständnisse machen. Und am meisten die reichen Industrienationen, die die Verursacher der Klimakatastrophe sind und die damit dafür auch die Verantwortung tragen. Davonstehlen können wir uns nicht. Das Leben auf der Erde wird es nicht verzeihen.
Anbei nur einige wenige Bilder, die zeigen, dass die Klimakatastrophe auch vor unserer Haustür angekommen ist.
Danke für den Link. Es ist interessant aus psychologischer Sicht zu erfahren, warum wir selbst und die Politik sich vor Klimaschutzmaßnahmen sträuben.