Geschichtliches aus Döhren-Wülfel: Wegen "unerlaubten Kinderturnens" verhaftet
Der Stadtbezirk Döhren-Wülfel wird durch seine vielfältigen Vereine gelebt. Die Geschichte diese Zusammenschlüsse aktiver Bürger ist deshalb auch ein untrennbarer Bestandteil der Historie unserer Stadtteile. Im Rahmen der Serie „Geschichtliches aus Döhren-Wülfel “ soll deshalb jetzt auch ab und zu ein Blick auf die Vereine geworfen werden.
Im Juni des Jahre 1863 wurde in Wülfel ein Männerturnverein gegründet. Viel erinnert heute nicht mehr an diese frühen Sportfreunde. Nur noch eine beim VfB sorgsam behütete alte Fahne ist übriggeblieben. "Männer-Turn-Verein zu Wülfel gegründet 1863" steht auf dem schwarzrotgoldenen Tuch. Weitere historische Dokumente blieben nicht erhalten. Als die Nationalsozialisten 1933 den SPD-nahen Sportverein verboten, verbrannten die Vereinsmitglieder alle Urkunden und Protokolle. Was die Nazis nicht fanden, ging bis auf die Traditionsfahne im Bombenhagel des Weltkrieges unter.
Überliefert ist jedoch, dass die politische Spaltung des Sports in bürgerliche und sozialdemokratisch orientierte Vereine auch in Wülfel ihre Spuren hinterließ. 1893 erwuchs dem Männerturnverein, der sich später Freie Turnerschaft nannte, eine Konkurrenz. Handwerker, Bauern und einige Angestellt gründeten den Turnerbund Wülfel. Erst nach 1945 sollten Wülfeler gemeinsam turnen.
Trotz sozialistischer Ziele gestatte die Ortsschulbehörde dem Männerturnverein Anfang dieses Jahrhunderts, Sportunterricht zu erteilen. Erst als Wülfel 1907 zur Stadt Hannover kam, widerrief das nunmehr zuständige städtische Amt die Erlaubnis. Da der Verein aber trotzdem auch mit Kindern turnte, kam es zum Konflikt mit der Staatsmacht. 1910 wurde der Turnwart August Meier wegen unerlaubten Kinderturnens aus der Turnhalle heraus verhaftet. 1911 musste August Meier "auf Grund seiner weltanschaulichen Richtung" erneut das Gefängnis kennenlernen.
Die Freien Turner waren dann auch eines der ersten Opfer der Nationalsozialisten nach der Machtübernahme. Im Mai 1933 lösten die Nazis den Verein zwangsweise auf und beschlagnahmten dessen Eigentum. Ein Teil der Freien Turner schloss sich notgedrungen dem Turnerbund Wülfel an, bis der Krieg zur Einstellung des Sportbetriebes zwang. Als der zweite Weltkrieg beendet war, fanden sich im Dezember 1945 die Freien Turner, der Turnerbund und der Wülfeler Sportclub (WSC) zum Verein für Volkssport (VfV) Wülfel zusammen, 1946 trennte sich der WSC wieder vom VfV und erst 1961 fanden sich der Rest-VfV und der WSC zum heutigen VfB Wülfel endgültig zusammen.