Schreckliche Schneckenzeit – schöne Schnegel
Nacktschnecken sind wohl jedem Gärtner ein Gräuel: angeknabberte Salatblätter, Vernichtung aller frisch gezogenen Sämlinge in einer Nacht und überall ekelig klebriger Schleim. Da greifen selbst überzeugte Tierliebhaber zu radikalen (Tötungs-)Methoden. Der nasse Sommer treibt ungeahnte Massen an Wegschnecken in der Dämmerung auf Rasen und Gartenwege - und uns Gartenbesitzer in Wahnsinn und Mordlust.
Aber: darunter sind auch Wesen, die den meisten Gartenbesitzern unbekannt sein dürften. Ja, es gibt eine Nacktschneckenart, die wir zu unseren Komplizen im Kampf gegen die Wegschnecken machen können. Nur wer sie kennt, wird sie schützen und sich an ihrer Existenz erfreuen können.
Es sind die Tiger-Schnegel – eine Nacktschneckenart mit erstaunlichen Verhaltensweisen. So frisst diese auffallend gemusterte Schnecke kein frisches Grün, sondern entsorgt als Aas- und Kotfresser lästige Hinterlassenschaften. Sie bevorzugt abgestorbene Pflanzenteile und liebt Pilze (nicht die Champignons, sondern die kleinen Verwandten auf modrigem Holz und Baumrinde).
Besonders verdient macht sie sich, indem sie die Eier der verhassten Wegschnecken auffrisst. Auch vertreibt sie mit Bissen andere Nacktschnecken aus ihrem Revier, um ihr eigenes Gelege zu schützen.
Und ihr Paarungsverhalten ist zirkusreif: treffen sich zwei interessierte Tiere, klettern sie auf einen Ast und produzieren einen bis zu 40 cm langen Schleimfaden, an dem sich beide Tiere abseilen. Dabei umschlingen sich ihre Leiber und drehen die Fäden zu einem stabilen „Seil“. Die abgelegten Eier sind bis zu 4mm groß und glasklar. Das unterscheidet sie von den viel kleineren Wegschneckeneiern, die eine gelblich-weiße Schale besitzen.
Eine ausführliche Beschreibung findet sich im Artikel des Arbeitskreises Mollusken NRW
„Tigerschnegel" - Weichtier des Jahres 2005
Es empfiehlt sich also, bei der nächsten Schneckeninvasion genauer hinzuschauen.
Interessanter Tipp!