Seniorenbüro Kirchrode | Veranstaltung | Senioren
Ein Blick ins Innere des Menschen
Radiologin der MHH im Seniorenbüro Kirchrode
In einem Märchen hat der Dichter mal einen jungen Landarzt sagen lassen: “Wenn es doch ein Mittel gäbe, den Menschen durchsichtig zu machen wie eine Qualle“! Das war im Jahr 1892, und schon drei Jahre später entdeckte Wilhelm Conrad Röntgen in seinem Würzburger Labor die nach ihm benannten Strahlen, mit denen der Traum des Landarztes Realität geworden war. Für die medizinische Diagnostik war damit eine neue Zeit angebrochen, man konnte den menschlichen Körper „unblutig“ öffnen und die Funktionen lebender Organe erforschen. Inzwischen verfügt die Radiologie neben normaler Röntgentechnik über hochspezialisierte Verfahren, wie Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) und Sonographie.
Über die verschiedenen Untersuchungsmöglichkeiten der modernen Radiologie sprach
Dr. Sabine Dettmer am 09.11.2010 im Bemeroder Rathaus im Rahmen der Veranstaltungen des Seniorenbüros Kirchrode. Als Ärztin des radiologischen Instituts der MHH zeigte sie an Beispielen ihrer täglichen Arbeit in einer überzeugenden Fotopräsentation Aufnahmen von typischen Untersuchungsergebnissen, wie Knie, Hüfte oder Schulter. Nach einer kurzen technischen Erläuterung der einzelnen Verfahren, ging sie auf deren Vor- und Nachteile und auf die unterschiedlichen Einsatzgebiete ein. Die Zuhörer erkannten bei diesem Vortrag, wie schwierig es oft für einen Radiologen ist, eine richtige Beurteilung der Bilder abzugeben, die für den Laien zumeist unverständlich sind. Die Referentin zeigte, dass von der korrekten „Befundung“ durch den Arzt in vielen Fällen die weitere medizinische Versorgung des Patienten abhängt.
Jeder von uns hat wohl schon mal eine Röntgenuntersuchung erlebt, denn das ist mit Abstand die häufigste Methode, um einen Einblick in den Menschen zu bekommen. Röntgenstrahlen sind elektromagnetische Wellen, die für das menschliche Auge unsichtbar sind. Erzeugt werden sie in einer besonderen Röntgenröhre, in der durch eine sehr hohe elektrische Spannung die charakteristische Röntgenstrahlung entsteht. Diese Strahlen durchdringen Materie und je nach deren Dichte und Zusammensetzung werden sie unterschiedlich stark abgeschwächt und hinterlassen auf einem fotografischen Film eine Schwärzung in verschiedenen Abstufungen. Frau Dr. Dettmer wies auch auf die bei den Röntgenuntersuchungen auftretenden Strahlenbelastungen hin, weshalb immer zwischen dem Risiko und dem Nutzen abgewogen werden muss. Man sollte aber dabei bedenken, dass eine zu späte oder ungenaue Diagnose ohne Röntgen oftmals riskanter ist als die zu erwartende Strahlenbelastung.
Bei der Computertomographie (CT) handelt es sich um eine Untersuchung, bei der der Patient in einer „Röhre“ liegt und von dem Röntgengerät umkreist wird. Dabei werden hintereinander mehrere Schichtaufnahmen aufgezeichnet, so dass eine räumliche Darstellung möglich ist. Die CT ist sehr vielseitig einsetzbar, fast alle Körperregionen können dargestellt werden, was eine genaue Lokalisation von Krankheitsherden zulässt.
Eine weitere Untersuchungsmethode ist die Magnetresonanztomographie (MRT), auch Kernspintomographie genannt, die ähnlich wie die CT Schnittbilder des menschlichen Körpers erzeugt. Da sie im Gegensatz zur CT keine Röntgenstrahlung benötigt, tritt auch keine Strahlenbelastung auf. Besonders Muskulatur, Knorpel und Sehnen lassen sich mit der MRT sehr gut darstellen.
Der Vortrag von Dr. Sabine Dettmer gab insgesamt einen guten Einblick in die Arbeiten eines Radiologen und zeigte, dass es heute kaum eine Krankheit gibt, bei der Ärzte auf eine präzise Diagnose durch ein Bild aus dem Inneren des Körpers verzichten können. Man könnte Radiologen daher als „Allround-Mediziner“ bezeichnen, die sich in allen Körperregionen und Krankheitsbildern auskennen müssen.
Im Anschluss an den Vortrag wurden viele Fragen gestellt, die Dr. Dettmer geduldig und ausführlich beantwortete, so dass es für alle Zuhörer ein lehrreicher Vormittag war.
Karl Brügmann, Seniorenbüro Kirchrode