Machen Frauen andere Musik?
Die Antwort: Wenn das so sein sollte, so machen sie jedenfalls gute Musik.
Der 116. Abend von 12xk hatte jedenfalls den Titel Komponistinnen und genau von diesen konnte man ein besonderes Konzert erleben. Die Musik dieser Komponistinnen spielten natürlich auch Musikerinnen: Gudrun Wagner – die Flötistin – und Konstanze Kuß – die Harfenistin.
Und sie hatten Musik von Komponistinnen mitgebracht, deren Name einem nicht sofort auf der Zunge liegt, wenn man ohne großes Nachdenken einen Namen nennen soll. Sie haben aber feine Filet-Stückchen gefunden, die genau diese Aufmerksamkeit wert sind.
Das Konzert – welches sie Corona bedingt zweimal hintereinander spielten – war in jeder Weise ein Ohrenschmaus. Die Musikerinnen kitzelten alle Gefühle aus den Besucher:innen. Es wurde meditativ, fröhlich, nachdenklich, tänzerisch und mehr.
Gudrun Wagner und Konstanze Kuß starteten mit der Hamburger Sonate von Carl Philipp Emanuel Bach. Sie kommentierten das selbst:“ Wir wollten ja nicht mit der Tür ins Haus fallen.“
Dann aber war ein Stück von Cécile Chaminade, der Mitte des 19. Jahrh. geborenen Französin, zu hören. Bei ihrer „Pastorale Enfantine“ schon zeigten Gudrun Wagner und Konstanze Kuß sehr viel Musikgefühl und die Kunst, Musik mit viel Gefühl, mit Zartheit, mit Überzeugung so zu spielen, dass sie die Vorzüge des Kirchenraumes voll erleben ließ. Die Besucher:innen waren sofort begeistert.
Mit einem Stück von Germaine Tailleferre, einer weiteren Französin, die erst um ihre Musikausbildung kämpfen musste, ging es musikalisch weiter und als dritte Französin war dann ein Stück von Lili Boulanger zu hören. Sie starb vor rund 100 Jahren und obwohl sie aus einer Musikerfamilie stammte und erhebliche, gesundheitliche Probleme hatte, fing sie bereits mit 11 Jahren zu komponieren.
Wohl wegen der Gleichberechtigung war dann ein Stück von Claude Debussy zu hören.
Einen besonderen, musikalischen Punkt setzen die Musikerinnen mit zwei direkt aufeinander folgenden Stücken: Vom Estländer Arvo Pärt – Spiegel im Spiegel – und von der Tatarin Sofia Asgatowna Gubaidulina – Klänge des Waldes. Das erste Stück forderte geradezu auf, die Augen zu schließen und abzutauchen. Das zweite, sofort folgende Stück ließ „aufwachen“ und alle Geräusche, die der frühe Morgen im Wald zeigt, hören.
Ganz anders war das Musikstück von Prinzessin Anna Amalie von Preußen, der jüngsten Schwester Friedrich des Großen. Man konnte spüren, dass sie zu Zeiten von Karl. Ph. Bach lebte und damit war eine weibliche Fassette der Musik des endenden 18. Jahrh. zu hören.
Beide Musikerinnen hatten in das Konzert ein Solo eingebaut. Gudrun Wagner hatte auch dafür ein Instrument mitgebracht, das nicht oft erklingt: Sie spielte es auf einer Alt-Querflöte. Konstanze Kuß zeigte die Vielfalt einer Harfe mit dem „Baroque Flamenco for harp“ von Deborah Henson-Conant.
Das offizielle Konzert endete mit Sicilienne von Maria Theresia von Paradis unter viel und lang anhaltendem Applaus. Und so gab es eine süße Zugabe mit der Fillmmusik von Chololat.
Nicht nur die Besucher:innen, die trotz der zeitgleichen Fernsehübertragungen durchaus männliche Begleitungen hatten, auch die Musikerinnen sagten unisono: Wann dürfen wir wieder kommen?
Für die Besucher:innen ist es hoffentlich der 12. Juli 2021 dann mit „12xk – Kaleidoskop“: https://barbara-kirchengemeinde.wir-e.de/termine/95949
. . . erneut ein SEHR schönes Erleben, dieses mir dank Evelyn vergönnte Leseerlebnis.