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Es gibt Sternstunden – Sternstunden des Erlebens.

So eine Sternstunde war die Veranstaltung Reform 2019 in der St. Barbara-Kirche am Reformationstag. Die Kirchengemeinde begeht diesen Tag seit 5 Jahren mit einer besonderen Veranstaltung. Und mehr als eine besondere Veranstaltung fand am Abend des 31.10. in diesem Jahr statt. Es war ein hochklassiges Musikangebot verbunden mit fundierten Informationen, Es war eine Veranstaltung für Geist, Herz und Seele.
Dass seine Fragen, seine Informationen einen tiefgründigen Hintergrund hatten, davon überzeugte der evangelische Theologe Rolf Bade sofort. Gleich zu Beginn stellte er fest, dass Reformation nicht erst ein Wort der Zeit Luthers war. Eingehend darauf, dass das Judentum schon Jahrtausende vor der Geschichte des Christentums begann, fragte er Assaf Levitin nach diesem Thema im Judentum. Und das war dann schon eine Gemeinsamkeit. Man begann Texte nicht nur auf Hebräisch bei den Diensten zu lesen. Und es gab Chöre und Musik. Auch im Christentum wurde das Latein zurück gedrängt. Assaf Levitin, ein Bassbariton mit einer Stimme, die die ganze Kirche und mehr zum Klingen brachte, startete den musikalischen Part mit dem Schabbat Lied Schalom Alekhiem und die Besucher waren einfach nur begeistert von dieser Stimme. Und sie waren ebenso begeistert vom Pianisten dieses Abends Naaman Wagner. Das dieser Musiker auch mit Gefühl und Sensibilität die Orgel der Kirche beherrschte, bewies Naaman Wagner später am Abend. Da sang Kantor Assaf Levitin auch von der Orgekempore und faszinierte damit. Der Applaus des Abends war immer fast ehrfurchtvoll. Musikalisch ging es durch die Geschichte des Judentums und durch das Alte Testament bis zum Musical . Und so erklang dann auf Jiddisch von Abraham Ellstein, einem US-amerikanischern Komponisten jiddischer Unterhaltungsmusik und Pionier des amerikanisch-jüdischen Musiktheaters und Mitbegründer der Musical-Tradition des Broadway: „Vos iz gevorn fun mayn Stetele“ . (was ist meiner Kleinstadt passiert?)

Rolf Bade kam im Fortgang der gemeinsamen Geschichte natürlich auch auf die immer wieder aufkommenden antisemitische Äußerungen und die aktuellen Ereignisse als im Gedächtnis verhaftender Schlusspunkt. Er sagte, dass säkular gesprochen Antisemitismus en Verbrechen, das strafrechtlich konsequent verfolgt werden muss, ist. Und Theologisch: Antisemitismus ist Gotteslästerung, weil er einen Angriff auf den jüdischen Glauben darstellt, der auf dem geltenden Bund Gottes mit seinem Volk gründet und in den wir als Christen durch Gottes Verheißung mit hineingenommen sind. Auch die kulturgeschichtliche Betrachtung ließ Rolf Bade nicht aus: Antisemitismus ist Ideologe statt Intellekt. Er bedroht Sprache, Verständigung, Schrift und Glaubens Meinungsfreiheit. Er bedroht nicht nur die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, sondern uns alle.

Seine Wünsche zum Reformationstag, der ja in Niedersachsen nicht ohne Bedenken der jüdischen Gemeinden als Feiertag eingeführt wurde, sind: Versöhnung zwischen Juden und Christen durch Dialog, Gastfreundschaft und Glaubensaustausch, eine nicht nachlassende Reform- und Veränderungsbereitschaft in unserer Gesellschaft und Abende wie diese.

Diese Worte sollten eigentlich als Schlussworte so stehen bleiben. Aber wenn man so eine hochklassige Stimme wie die von Assaf Levitin bis hierher in jeder Weise und seine Erklärungen des jüdischen Lebens und der Missverständnisse im Miteinander genossen hat, darf dieser Sänger ebenso wenig einfach gehen wie sein Pianist Naaman Wagner. Und so folgten zwei musikalische Beiträge zum Schluss – ganz zum Schluss die Musik, die an jedem Schabbat immer zum Schluss erklingt. Danach ging man in dem Gedanken auseinander, ein Stück auf einem gemeinsamen Weg gegangen zu sein und dem Wunsch, dieses fortzusetzen.

Die Reihe Reform gibt es auch 2020 - am 31. Oktober!

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