Die tunesische Sahara ist voller Wunder
Wenn bei uns die Tage kälter und feuchter werden, herrschen in Nordafrikas Wüsten noch immer Temperaturen wie bei uns im August. Das perfekte Wetter für alle, die es gern mollig warm mögen. Ab Dezember wird es dann auch in Nordafrika „winterlich“, jedoch mit viel Sonne und mit Tagestemperaturen um 20 bis 25 Grad.
Die Wüste ist zivilisiert. Mindestens die tunesische. Noch vor drei Jahrzehnten mussten Pauschalurlauber von ihren Feriendomizilen an der Küste einen „Ausflug“ in selbige buchen. Das bedeutete eine mehr oder minder lange Busfahrt und eine Übernachtung im Zelt oder in einer miesen Absteige, so eklig, dass man der von der Decke baumelnden schwachen Glühbirne dankbar war. Nun können Urlauber direkt nach Tozeur fliegen, dem Eingangstor zur Sahara.
Ihre Hotelunterkunft ist einem Palast nicht unähnlich und darf sich denn auch mit fünf Sternen schmücken. Golden bestuhlte und mit Mosaiken und Kacheln verzierte Lobbys, überdimensionale Pools und lauschige Gärten lassen vergessen, wo man sich befindet.
Nur draußen geht das Leben seinen arabischen Gang. Eselskarren gehören zum Stadtbild wie die beim Kaffee plauschenden Männer.
Tozeur liegt westlich oberhalb des Chott el Djerid, eines riesigen ausgetrockneten Salzsees, den eine Asphaltstraße durchquert. Der Chott hat seinen eigenen Reiz. Lange Minuten nur Einöde und plötzlich eine Fata Morgana - man sieht Palmen und Kamele am Meer. Wie aus dem Nichts tauchen sie dann wirklich auf: Kamelherden und Tausende von Palmen vor und zwischen schroffen, kahlen Felsen. Damit kündigen sich die Bergoasen Chebika, Tamerza und Midès an. Wasserfälle sprudeln aus dem Gestein und speisen die Seguias genannten Bewässerungskanäle. Häuser klammern sich in schwindelnder Höhe an die Felswand und blicken weit über das Land. Hier scheint die Zeit stillzustehen. Hier könnte man ausruhen.
Schon in römischer Zeit war Chebika Wach- und
Beobachtungsposten. Tamerza ähnelt einem schlafenden Dorf. In der Tat haben die Bewohner die Stadt nach einer Überschwemmung verlassen und nahebei neu gesiedelt. Den schönsten Blick auf die Dorfruinen hat man vom Hotel Tamerza Palace am Berghang. Etwa sieben Kilometer zieht sich der Canyon von Midès durchs Gebirge, eine bis zu 100 Meter tiefe enge Schlucht mit fast senkrechten Wänden.
An der Grenze zu Algerien gelegen, sind die Bergoasen
Touristenattraktion. Die Händler haben sich darauf eingestellt, und tatsächlich löscht ein thé à la menthe, ein süßer Pfefferminztee, den Durst am besten. Leuchtend rote Granatäpfel werden ebenso feilgeboten wie Palmenschößlinge zum Mitnehmen nach Deutschland.
Seit dem 9. Jahrhundert ist die „heilige Oase“ Nefta mit ihren Schwefelquellen, unweit von Tozeur, moslemisches Pilgerziel. Doch auf die Touristen aus aller Welt wartet eine andere Überraschung: Auf nicht enden wollenden Sanddünen ist ein Buffet aufgebaut mit Häppchen und eisgekühlten Drinks. Während die Touristen den obligatorischen Ritt auf dem Dromedar
absolvieren und dem Sonnenuntergang entgegenfiebern, hat die Zivilisation sie wieder.
Noch eins drauf setzt der Zoo von Tozeur. Man kommt nicht nur in hautnahen Kontakt mit Dornschwanzeidechsen, Waranen, Schlangen, Skorpionen, eben all jenen in der Wüste beheimateten Tieren, man darf auch einem Limonade trinkenden Kamel applaudieren. Auch nach 30 Jahren verfehlt dieser Gag seine Wirkung nicht. Nur das Kamel ist ein anderes. Das alte hat die vielen Flaschen Cola nicht überlebt.