Das Abenteuer Vesuv
Mal umgleißt ihn Sonnenlicht, mal überspannt ihn Frühnebel, mal ist er wie weggeblasen, mal scheint er Qualm zu spucken, mal ist er in einen rötlichen Sonnenuntergang getaucht, doch meist zeigt sich seine Silhouette in schwarzer Größe, umweht von weißen Schäfchenwölkchen. Ganz harmlos sieht er aus, dieser 1281 Meter hohe Kegel am Golf von Neapel. Und doch scheint von diesem Vulkan noch immer eine unsagbare Bedrohung auszugehen. Denn es kommt nicht von ungefähr, dass er 24 Stunden am Tag überwacht wird. Er zählt zu den gefährlichsten Feuerbergen der Welt, weil er sich in langen Ruhephasen ergeht, bevor er irgendwann in einer Tod bringenden gewaltigen Eruption explodieren wird. So sagen es Vulkanologen voraus.
Der Vesuv, einer der bekanntesten Vulkane der Welt und der einzige noch aktive Vulkan auf dem europäischen Festland. Sein trauriger Ruhm geht auf den ersten Ausbruch im Jahre 79 n. Chr. zurück, bei dem er die römischen Städte Stabiae, Herculaneum und Pompeji unter meterhoher Asche begrub und auslöschte. Der letzte Vesuv-Ausbruch geschah am 18. März 1944.
Lang, lang ist`s her. Machen wir uns also auf, diesen „Schicksalsberg“, nur neun Kilometer von Neapel, zu entdecken. Da die 1880 gebaute Standseilbahn der Gewalt des Berges zum Opfer fiel, müssen heutige Besucher einen der militärisch aussehenden Busse mit Allrad-Antrieb benutzen, die am Eingang zum Nationalpark, dem Parco Nazionale del Vesuvio, bereitstehen und bis auf etwa tausend Meter hinauffahren.
Einsteigen, Platz nehmen, anschnallen, das Abenteuer Vesuv kann beginnen. Das, was sich Straße nennt, eine kurvenreiche dazu, ist eine Aneinanderreihung von Löchern, über die man sich etwa 20 Minuten lang durchrütteln lassen muss. Dennoch: dichter Mischwald, schönste Flora, rot blühender Wilder Baldrian, gelber Ginster, weiß blühender Wiesen-Bocksbart, entschädigen ein wenig.
An der Endhaltestelle angekommen, heißt es wandern bis zum Krater, zur Caldera. Der blütenreiche Schotterweg ist zum Abgrund hin durch Taue gesichert, die auch zum Festhalten und Hochziehen geeignet sind, und verspricht schönste Ausblicke aufs blaue Tyrrhenische Meer und auf die Ortschaften. Bitte nichts wegwerfen, auch keine Zigarettenkippe. Ein Schild zeigt an, wie lange es dauert, bis der Unrat verwest, wenn er es denn überhaupt tut. Eine filterlose Kippe braucht drei Monate, ein Kaugummi fünf Jahre und Glas 4.000 Jahre.
Ein Blick in den tiefen, fast kreisrunden Krater mit einem Umfang von vier Kilometern zeigt, dass er durch Ausbruchsmasse verstopft ist, nur an zwei Seiten steigt dünner Rauch auf. Die meisten Besucher hatten mehr „action“ erwartet. Immerhin kann man ihn ganz umkreisen. Aber die lästigen Stech-Insekten jagen einen bald davon. Zudem wartet nach ruckeliger Runterfahrt mit dem Shuttle-Bus das wiederauferstandene Pompeji auf Entdeckung.
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Ja, das weiß ich ja und schreibe es auch!