Südtirol erleben - Schloss Tirol - Dorf Tirol
Oberhalb von Meran liegt die einstige Stammburg der Grafen von Tirol, das Schloss Tirol. Das ganze Land Südtirol ist geprägt von der Geschichte dieses Schlosses, dessen erster Bau im Jahre 1100 errichtet wurde. Die aus dieser Zeit stammende Ringmauer gehört zu den ältesten noch erhaltenen Burgmauern überhaupt. Bis zum Jahr 1420 diente der Bau als Residenz der Landesfürsten, dann wurde der Herrschaftssitz nach Innsbruck verlegt. Gegenwärtig ist das Schloss Tirol im Besitz der Autonomen Provinz Bozen. 2003 wurde in den Schlossgebäuden das Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte eröffnet.
Wir beschließen, Dorf und Schloss Tirol zu besuchen. Von Riffian aus fahren wir mit dem Kleinbus hoch auf das Plateau oberhalb von Meran, auf dem das Dorf Tirol liegt. Vom Busbahnhof aus begeben wir uns zielstrebig auf den Weg durch den Ort. Auf einem Felsen gelegen kommt das Schloss in Sicht.
Der Blick schweift über das Meraner Land ins Etschtal. Bei Meran strömt die Passer in die Etsch, die dieses weite Tal durchfließt und weiter durch Verona bis in die Adria hinein strömt. Was für eine wunderbare Aussicht in die Weite und auf die Höhen! Oberhalb von Schloss Tirol liegen die Hochalmen des Hochmuth. Von Dorf Tirol aus kann man die Hochmuth-Seilbahn erreichen. Die Bergstation (1.400 m) ist ein Ausgangspunkt auf den Meraner Höhenweg.
Wir müssen noch durch einen Tunnel, der durch Ampelzeichen den Fußgänger- und Autoverkehr regelt. Und dann stehen wir am Eingang zum Burghof mit Bergfried und sind gespannt, wie wir die Burg erleben werden.
Unsere Tour durch die Geschichte beginnt. Nachdem wir einige Exponate betrachtet haben, kommen wir in den Rittersaal. Früher empfingen die Grafen von Tirol ihre Gäste im Rittersaal. Dort sprachen sie Recht, feierten Feste und nahmen ihre Mahlzeiten ein. Heute wird dieser bestuhlte Saal für Veranstaltungen und Konzerte genutzt. Wir kommen auf das romanische Marmorportal zu, das kunstvoll und detailreich von Steinmetzen aus der Lombardei geschaffen wurde. Es stellt mit fein ausgearbeiteten Details plastische Figuren, religiöse Motive, Fabelwesen, geometrische Ornamente dar. Das Portal bildet den Eingang zur Schlosskapelle, die auf zwei Ebenen angelegt ist. Ein Blickfang ist die Kreuzigungsgruppe mit dem beeindruckenden Christuskreuz, das noch vor dem Altarraum in der Höhe zu schweben und die untere mit der oberen Kapelle zu verbinden scheint. Hinter dem Altar fallen die Fresken in der Rundapsis auf. Über die Holztreppe im Rittersaal gelangt man auf die Galerie zur oberen Kapelle mit einem gotischen Flügelaltar und erhaltenen Fresken an den Wänden. Die untere Kapelle, die "capella publica", war für das Volk bestimmt, die obere Kapelle, "die capella privata", war für den landesfürstlichen Hof reserviert. Es steigt ein Gespür dazu auf, sich im Werte wahrenden geistlich-geistigen Herzen der Burg zu befinden.
Nach unserem Rundgang suchen wir uns in der Mittagshitze einen schattigen Freiluftplatz zum Entspannen. Den finden wir auf dem Burghof am plätschernden Brunnen unter grünen Bäumen. Wir betrachten den Bergfried und die Burggemäuer und stellen uns vor, wie es sich darin im Alltag gelebt haben mag.
In Ausstellungsräumen am Bergfried ist genau das historische Leben im Modellbau dargestellt. Sehr eindrucksvoll!
Das Museum vermittelt anschaulich und lebendig die Geschichte von den Anfängen her bis in die Gegenwart.
Das Wetter ermüdet uns alsbald und wir beschließen unsere Besichtigungsrunde des historisch bedeutenden Schlosses zu beenden. Das Thermometer wird im Laufe des Nachmittags die Skala bei 40 Graden erreichen. Ein Glas Apfelsaft am Kiosk vor der Burg muss zur Erfrischung sein, bevor wir zurück laufen.
Schnellstmöglich, im Schneckentempo, eilen wir über die hitzeglühende Straße in den Ort, von einem Rieseneisbecher träumend. Im nächstgelegensten Eiscafé kehren wir ein. Selbst auf der einladenden mit hellen Markisen überspannten Terrasse ist es uns noch zu heiß und suchen daher im Innenraum einen gemütlichen Platz zum Ausruhen.
Wir besuchen im Ort noch die Pfarrkirche und den umliegenden Friedhof. Im Dorf Tirol haben inzwischen die Geschäfte geschlossen, es ist Samstagnachmittag. Schade, ich hätte gern noch im Schuhgeschäft neue Bergstiefel anprobiert. Auch der Marktstand mit frischem Gemüse und Obst ist längst abgebaut. Hätte ich doch nur auf dem Hinweg von den mich lockenden Kirschen und Marillen (Aprikosen) gekauft. Aber wer geht schon mit Obsttüten in der Hand ein Schloss besichtigen!
Herzlich grüßt Kirsten Mauss
Lieber Manfred, Deine bestärkende, vertiefende und ergänzende Betrachtung im Detail wie auch im umfassenden, erweiterten Zusammenhang der Historie macht das Erleben noch wertvoller. Dafür danke ich Dir. Herzlichst, Kirsten