Schiefer Turm und weitere historische Bauten in Pisa
Im September 2015 besuchten Kirsten Mauss und ich für zwei Tage Pisa in der Region Toscana. Unser Hauptaugenmerk richteten wir auf den Schiefen Turm, auf italienisch Torre pendente. Schon von weitem fällt der international bekannte Kirchturm ins Auge. Sein Grundstein wurde 1173 gelegt. Pisa war damals zur mächtigsten Seerepublik Italiens aufgestiegen. Drei Stockwerke wurden damals schon errichtet. Doch schon vor der Fertigstellung begann sich der Turm wegen des Schwemmsanduntergrundes nach Süden abzusenken. Hundert Jahre vergingen, bis sich wieder ein Baumeister an den Turm wagte.1350 - 1372 wurden drei weitere Stockwerke auf dem Campanile errichtet. Der Marmorturm wurde mit einem offenen Glockenstuhl versehen.
In den acht Jahrhunderten seiner Existenz hat sich der Glockenturm weiter geneigt. Experten sprechen von 5 Grad und 22 Minuten zur Senkrechten. 1990 wurde der Turm mit einem aufwendigen Sanierungsprogramm vor Einsturzgefahr gebannt.
Wir beschlossen, den außergewöhnlichen Turm zu besteigen. Dazu kauften wir teure Tickets, die uns zusätzlich ermöglichten, die benachbarte Kathedrale aufzusuchen. Nach einiger Wartezeit konnten wir den Turm besteigen. Wir schafften die 294 Stufen der Wendeltreppe. Unsere Anstrengung wurde mit wunderbarer Aussicht auf Kathedrale, Baptisterium und Stadt belohnt. Auch sahen wir die Glocken im Campanile.
Auf der Piazza del Duomo stehen neben dem Schiefen Turm die Kathedrale und das Baptisterium. Beide besuchten wir am Nachmittag. Die Kathedrale mit dem Namen Duomo Santa Maria Assunta wurde 1118 von Papst Gelasius II. geweiht. Der Dom ist eine fünfschiffige romanische Säulenbasilika mit dreischiffigem Querhaus. Zudem wird sie von einer Vierungskuppel geschmückt. Der Dom hatte Vorbildfunktion für weitere romanische Kirchen in der Toscana. Ein besonderes Kunstwerk im Dom ist die 1302 - 1312 von Giovanni Pisano geschaffene Marmorkanzel. Die Figuren Christus, Erzengel Michael und Hercules fallen besonders ins Auge.
Das Baptisterium westlich vom Dom ist eine der größten Taufkirchen der Christenheit. Sie wurde 1152 begonnen und vor allem von Nicola Pisano und seinem Sohn erbaut. Auffällig ist das kuppelförmige Dach, das ursprünglich eine Kegelform hatte, 1358 durch eine außen aufgemauerte Wölbung eine Form erhielt, die eine halbrunde Kuppel suggeriert. Aufmerksamkeit erregen auch die Außenfiguren an den Galerien und Portalen. Es gibt so viel an Kathedrale, Baptisterium und Schiefen Turm zu bestaunen, dass man eigentlich mehrmals nach Pisa reisen müsste, um all die Kunswerke hinreichend betrachten zu können.
Trotz der vielen Eindrücke haben wir noch den Camposanto besichtigt, wo es auch noch Architektur und Gemälde zu bestaunen galt.
"Campo dei Miracoli" - Platz der Wunder - so wird die Gesamtanlage der großartigen Bauten aus hellem Marmor umgeben von weitläufigen Grünflächen und gerandet von einer Stadtmauer auch genannt. Es ist die bedeutendste Platzanlage der Romanik, die mit der Grundsteinlegung des Domes im Jahr 1063 begann. Hier kann man wirklich das Wunder der Schönheit von sakraler Baukunst mit kostbaren Materialien wie Carrara-Marmor und schmuckreichen Formen erfahren.
Ist es nicht auch ein Wunder, dass der Campanile, der schiefe Turm, trotz seiner Neigung stehen geblieben ist? Seine Schieflage wurde im Laufe der Zeit immer bedrohlicher und musst deshalb von 1990 bis 2001 für Besucher gesperrt werden. Erst nach aufwändigen Sicherungsmaßnahmen konnte der Turm wieder bestiegen werden. Und das ist uns 2015 auch gelungen!
Auf dem Campo dei Miracoli durften wir mit unseren Besuch dem Wundervollen, Großartigen und Heiligen begegnen, lieber Manfred.
Damit grüße ich heute im 7. Jahr später am Himmelfahrtstag 2022.
Herzlich, Kirsten