Safran, das rote Gold von Mund im Schweizer Wallis
Wer kennt das nicht: Safrannudeln, Safranbrot, Safrankäse und 27-prozentigen Safranschnaps, Munder Gold genannt. Hm, kennt wohl kaum einer, allenfalls Safran-Risotto. Aber den kann man nicht fertig kaufen. Dass Safran aus Südeuropa, dem Orient und Ostasien kommt und dass er teuer ist, weiß man. Iran ist mit 190.000 Kilogramm Hauptproduzent. Aber das kleine Dorf Mund im Schweizer Wallis, noch dazu auf 1.200 Meter Höhe gelegen? Es hat nur 680 Einwohner, und doch beschäftigen sich 120 Familien mit dem Anbau des hellviolett blühenden echten Safran, des Crocus sativus. Sie können nicht davon leben, sie ernten nur etwa drei Kilo im Jahr, nutzen ihn selbst, verkaufen ihn vor Ort oder tauschen ihn gegen andere Lebensmittel, etwa das berühmte Walliser Trockenfleisch. 28 Schweizer Franken kostet ein Gramm, das sind fast 18 Euro. Der Munder Safran ist weltweit der teuerste und stärkste. Die gelbe Farbe bleibt, selbst wenn man vier Mal soviel Wasser dazugibt wie zum iranischen.
Auf steilen Sandböden – Safran mag keine nassen Füße - werden im August 20.000 Krokuszwiebeln aus der Türkei zwischen Roggen gepflanzt, im Oktober werden die Blüten geerntet und die Fäden gezupft. Durchs Trocknen verlieren die Narben rund vier Fünftel ihres Gewichts. Für ein Gramm Safran braucht man 120 Blüten, das sind 360 Fäden.
Nachvollziehen können Besucher den Werdegang im ältesten Gebäude von Mund aus dem Jahr 1437, dem hölzernen Zehentstadel, in dem früher Korn gelagert und der zum Museum wurde. Touristen sind also zu jeder Zeit gern gesehen, auch wenn Mund noch kein Hotel besitzt. Aber der Postbus bringt einen von Brig aus hin. Denn es lohnt ein Gang durch den hübschen Ort mit den typischen Walliser Häusern, aus schwarz gebrannten Balken ohne Nägel zusammengefügt und oft auf Pilz ähnlichen Füßen stehend, um Mäusen keine Chance zu geben. Im Hintergrund das Weißhorn, das höher als das Matterhorn ist und seinem Namen das ganze Jahr über gerecht wird. In einem der Munder Restaurants mundet - natürlich ein Safrangericht.
Wer nicht weiß, wie man Safran verwendet: Safranfäden zu Puder mörsern und in einen Teelöffel Milch geben. Bitte nicht erhitzen, nur dem Gericht zufügen.
Aus einem Buch, ausgelegt in der Safranerie, erfährt man, dass man in Indien 1500 v. Chr. in Wasser gelösten Safran zum Trinken verabreichte, um Knochenbrüche, Augen- und Leberleiden zu heilen. Doch der deutsche Pharmazeut Dr. Jürgen Rohmeder, der den Safranschnaps, das Munder Gold, erfunden hat, meint dazu: „In Tee getrunken beruhigt er. Und als Gewürz verfeinert er die Küche. Das ist alles.“