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Maritime Landschaft Unterelbe: Schatztruhe für Entdeckungstouren - „To kieken givt dat immer wat“

Los geit dat in Hamburg. Von den St. Pauli Landungsbrücken bis zur Mündung in die Nordsee bei Cuxhaven ist die Elbe genau 102 Kilometer lang. Auf ihrer nördlichen Seite zieht sich das Gebiet Maritime Landschaft Unterelbe, ein Zusammenschluss der anliegenden Regionen Schleswig-Holsteins und Niedersachsens, von den Hamburger Elbvororten über die Holsteinischen Elbmarschen bis nach Friedrichskoog in Dithmarschen, auf ihrer südlichen Seite über das Alte und das Kehdinger Land bis zum Land Hadeln. Ein Paradies für Radfahrer und Wasserfreaks und eine wahre Raritätenschatztruhe für Sehleute. Schafe auf dem Deich, Leuchttürme und unverbaute Natur, reich an Flora und Fauna, sind ständige Begleiter.
Hinter Blankenese und Wedel, der Geburtsstadt des Bildhauers Ernst Barlach, vorbei am Roland aus dem Jahre 1558, erreicht man das Schulauer Fährhaus. Hier begrüßt und verabschiedet mit Hymne und Dippen der Flagge das „Willkommhöft“ die in den Hamburger Hafen einfahrenden und auslaufenden „großen Pötte“. Mit über 2.000 Liegeplätzen ist der Jachthafen der größte tideunabhängige Sportboothafen Europas.
Im kleinen Haseldorf lockt hinterm Deich die Bandreißerkate zum Reinschauen, ein Fachhallenhaus, wo Mensch und Tier unter einem Dach lebten. Hier übt noch immer Ernst Otto das Handwerk des Bandreißers aus, das seine Blütezeit zwischen 1830 und 1950 erlebte. Aus der leicht biegbaren Weide, die er in „Bänder reißt“, stellte er sein Leben lang Tonnenreifen her, die nach Süddeutschland, ja bis nach Skandinavien exportiert wurden. Heute bestehen Fassreifen aus Eisen. Aber Wanderstöcke und die Verstärkung für Advents- und Trauerkränze fabriziert er noch und demonstriert die Arbeit Besuchern. Heute ist die letzte Bandreißerkate in der Haseldorfer Marsch Museum, Standesamt und Kulturdiele in einem (www.elbmarschenhaus.de).

Unter Denkmalschutz steht die älteste schleswig-holsteinische Drehbrücke, erbaut 1885. Sie führt beim 700 Jahre alten Straßendorf Neuendeich über die Pinnau und verbindet Haseldorfer und Seestermüher Marsch. Vom einstigen Reichtum der Marschbauern zeugen prächtige reetgedeckte Höfe und Scheunen.
Fährmann, hol över! heißt es in Kronsnest. Seit 1576 werden hier Mensch, Tier und Handelsware mit Muskelkraft über den Fluss befördert. Der Fährmann muss die wechselnde Strömung gut kennen. Denn die Gezeiten wirken weit hinein in den breiten Elbstrom und seine Nebenflüsse. Bei Ebbe ist die Krückau nur einen Meter tief und 16 Meter breit, bei Flut jedoch vier Meter tief und 40 Meter breit. Heute wriggt Jürgen Klenner nur noch Wanderer und Radfahrer (für je einen Euro) in seinem Eichenholzkahn über die Krückau. Einmalig ist diese kleinste Fähre Deutschlands und einzige handbetriebene in Schleswig-Holstein.
Dank des Spielplatzes am feinen Sandstrand ist auch Kollmar eine Attraktion für Kinder. Vom Leuchtturm, den man nach Voranmeldung besteigen darf, zeigt sich das Elbufer besonders malerisch.
Nächstes Highlight Glückstadt, 1616 vom Dänenkönig Christian IV. gegründet. Die Häuserzeile Am Hafen mit ihren abwechslungsreichen Fassaden gilt als die bedeutendste Uferstraße Norddeutschlands und steht unter Denkmalschutz. Berühmt ist Glückstadt auch für den Matjes und die ganze holsteinische Küche für rustikal Deftiges, immer schmackhaft. Schon mal Birnen, Bohnen und Speck probiert? Oder Mehlbüddel?
Wer nicht noch die Brunsbütteler Schleusen sehen will, Einfahrt zum Nord-Ostsee-Kanal, muss in Glückstadt die Fähre nach Wischhafen nehmen, die letzte Elbüberquerung vor der Nordsee, wenn er denn die Schönheiten der niedersächsischen Elbseite erfahren möchte. Der Beginn der Fährfahrt reicht bis ins Jahr 1622 zurück.
Wie auf einem Trampolin wippt das Auto auf den Straßen im Kehdinger Land: Von der Ostemündung bis zur Schwinge bei Stade besteht der Untergrund aus Moor. Die Orte Osten und Hemmoor verband von 1909 bis 1974 eine jener seltenen Schwebefähren. Ein technisches Wunder, von einem Eiffel-Schüler erbaut. Dank prominentem Fürsprecher König Juan Carlos I. von Spanien, Schirmherr des Weltverbandes der Schwebefähren, ist sie wieder in Betrieb.

Als schmucke Fachwerkstadt des 17. und 18. Jahrhunderts präsentiert sich Stade. Vom Holztretkran über das Bürgermeister-Hintze-Haus mit Sandsteinfassade im Stil der Weserrenaissance bis zum Schwedenspeicher eine Augenweide.
Bei der Weiterfahrt durch das Alte Land, größtes Apfelanbaugebiet Europas, erfreuen reich verzierte alte Höfe mit Brauttür und Prunkpforte das Auge.
In den Elbmarschen Nordkehdingens tummeln sich im Herbst und Winter hunderttausende nordische Zugvögel. Für Naturfreunde ist eine Fahrt mit dem „Vogelkieker“, einem Doppeldeckerbus, ausgerüstet mit hochwertigen Ferngläsern, ein Erlebnis. Alle Fahrten werden von Vogelkundlern betreut. Der Vogelkieker fährt von März bis Juni und von Mitte September bis Mitte Dezember.
Nicht nur „Torfköppe“ zieht es in das Kehdinger Moor, das interessierte Besucher mit dem „Moorkieker“, einer umgebauten Lorenbahn, auf einer zwei- bis dreistündigen Tour erkunden. Die Vielzahl der Moorpflanzen, -insekten und -vögel wird ebenso kundig erläutert wie die Geschichte des Torfabbaus und die vielfältigen Renaturierungsmaßnahmen. Der Moorkieker fährt von April bis Oktober.
Am Puls der Gezeiten befinden sich die Passagiere an Bord des neuen Flachbodenschiffs Tidenkieker. In Stade, Wischhafen und Drochtersen startend, bietet es Einblick in die einzigartige Gezeitenlandschaft von Elbe und Schwinge. Aufgrund der Vielfalt an Sehenswertem werden geführte Touren mit unterschiedlichen Themen angeboten: „Schilfparadiese“, „Entlang der Waterkant“ sowie „Durch stille Buchten und historische Häfen“. Anmeldung unter Tel. (04141)409170 ist erforderlich. www.maritime-elbe.de

  • Unter Denkmalschutz steht das Häuserzeilen-Ensemble Am Hafen in Glückstadt mit den abwechslungsreichen Fassaden.
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  • Das Stader Altstadt-Café von 1650
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  • Das Bürgermeister-Hintze-Haus in Stade
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  • Der Fischfrau Mutter Flint in Stade ein Denkmal
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  • Kollmar vom Leuchtturm aus
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4 Kommentare

Hab ich bestätigt. Und jetzt?

Tausend Dank.

Meine Kommentare verstehe ich heute nicht mehr. Aber ich bedanke mich bei den über 500 Lesern dieses Beitrags.

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