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Eine Einkehrwoche in die Abbaye de Lérins auf der Mittelmeerinsel Saint Honorat

Von Cannes aus bringt das Fährschiff TagesbesucherInnen und Klostergäste zur Insel Saint Honorat. Die kleine Insel mit bizarrer Felsenküste ist 1.500 m lang, 400 m breit, 40 h groß und in weniger als in einer Stunde auf dem Küstenweg zu umrunden. Vom Anleger aus führen Kieswege zunächst in nord-südliche Richtung und dann über eine östliche Abzweigung zur Abteikirche und die klösterlichen Gebäude.

Anfang des 5. Jahrhunderts (405) folgte Honoratus mit seinem Bruder Venantius und einigen Begleitern dem Einsiedler Caprasius auf die Insel, die damals noch den Namen Lerina trug. Bald wurde die Insel von Mönchen bewohnt, die einsiedlerisches mit klösterlichem Leben verbanden. Sie errichteten für ihr Gemeinschaftsleben ein Zentralgebäude und stellten Regeln für ihr monastisches Zusammenleben auf. Die heutigen 21 Mönche des Ordens der Zisterzienser leben auch jetzt noch nach der benediktinischen Regel "ora et labora": bete und arbeite. Gebete, Liturgien, Psalmengesänge und Messen zu festgelegten Zeiten bestimmen den Tagesablauf der Mönche. Dazwischen gehen sie ihren ihnen zugewiesenen Aufgaben nach.

Gäste der Abbaye de Lérins halten sich an die Regeln der Tagesordnung, die für sie vor allem durch die Essenszeiten strukturiert ist. Ein jeder Gast ist zu den Gemeinschaftsgebeten mit den Mönchen willkommen und hat Gelegenheit, 7 x täglich teilzunehmen - vom frühen Morgengebet Laudes (Morgenlob) um 07.30 Uhr zur vormittäglichen Messe und frühabendlichen Vesper bis hin zum letzten Abendgebet, die Complet um 20:00 Uhr mit "Salve Regina" als letztes Lied. Die Gesänge der Mönche in französischer Sprache haben mir zuhörenderweise besonders gefallen.

Die ganze Insel ist Klosterareal, auf dem Ruhe geboten ist. Das gilt auch für das Einnehmen der Mahlzeiten im stillen Miteinander. Ein Mönch hält vor und nach der Mahlzeit das Tischgebet. Dieser trägt auch mit HelferInnen die Speisen auf die Tische, an denen jeweils sechs Personen auf Holzbänken Platz haben. Bis zu 60 kontinentale Gäste finden hier zusammen. Während des Essens ist ausdrücklich Schweigen erwünscht. Die Stille wird durch das Einspielen von geistlicher Musik durchwirkt. Durch ein Gebet wird die Essenszeit beendet. Danach helfen die Gäste beim Abräumen, Spülen das Geschirr und decken für die nächste Mahlzeit ein.

Nach dem mittäglichen Küchendienst traf sich unsere Gruppe regelmäßig zu einer Mitteilungsrunde im Garten, in dem Kakifrüchte, Zitronen, Apfelsinen reif an den Bäumen hingen und die Sinne erfreuten. Nach dem Austausch war für uns Zeit zur freien Gestaltung. Bei einigen war das Baden in felsigen Buchten ein beliebtes Vergnügen, andere nutzten die Freizeit für einen Spaziergang oder auch für beschauliches Verweilen an lauschigen Plätzen. Um 16.30 Uhr kam unsere Gruppe in der Kapelle Saint Caprais zusammen, um dort gemeinsam mit José Ramón Morán und Kerstin Hedelt das Lucernarium zu feiern. St. Caprais - nach Sankt Caprasius benannt - ist eine von insgesamt 7 Kapellen auf der Insel.

Ein ganz besonderes Erleben waren unsere Gruppentreffen morgens um 10.00 Uhr in der klösterlichen Festungsruine, in der wir den Tag begrüßten mit Gesängen des Morgenlobs und mit sakralen Tänzen hoch oben auf der Aussichtsterrasse bei einem Blick über das Mittelmeer bis zum Horizont.

Saint Honorat - nach Honoratus als Klosterbegründer genannt - gilt als eine heilige Insel. Wer sensibel ist für Spiritualität, kann diese auf der ganzen Insel intensiv empfinden. Man möchte meinen, in der wundervollen milden Luft weht der Atem Gottes. Die klimatischen Gegebenheiten und der fruchtbare Boden bringt eine üppige mediterrane Vegetation hervor: mit Palmen, Kakteen mit Blüten und Früchten, Agaven, Lavendel im Feldanbau, Weingärten von Olivenbäumen gesäumt, Granatapfelbäume, lila und rosa blühende Bougainvillea. All das erweckte in mir den Anschein, mich in der Weite des offenen Mittelmeeres in einem großartigen Paradiesgarten zu befinden - mit dem feinen Empfinden, darin in Verbindung mit den liturgischen Gesängen dem Himmel und dem Göttlichen näher gekommen zu sein. Auf einer tiefen Ebene des Seins bin ich erfüllt von einem heiteren Frieden.

Zwischen Himmel und Meer in den Gärten des Lichts https://www.myheimat.de/hamburg/gedanken/zwischen-...

Herzlich grüßt ins myheimat-Land
Kirsten Mauss

an Allerheiligen - am 1. November 2014

  • Granatapfelbaum und Bougainvillea-Strauch
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  • Portal zum Kirchenvorhof mit Heiligen-Statuen.
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  • "Dies ist das Haus des Herrn. Hier bete Gott an."
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  • Ein lächelnder Christus
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  • Der erleuchtete Christus abends durch das Kirchenportal geschaut.
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  • Rosa blühende Bougainvillea - eine Pflanze aus der Familie der Wunderblumengewächse.
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  • Garten vor dem Gästehaus
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  • Palmenweg zur Kapelle St. Pierre
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  • Unter Palmen gedeihen Opuntien-Kakteen
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  • Blüten am Opuntien-Kaktus
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  • Opuntien-Kaktus mit Früchten
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  • Klösterliche Festungsruine
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  • Eine der Badebuchten mit Blick auf das Esterel-Gebirge
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12 Kommentare

Liebe Roswitha, es ist wunderschööön, wie offen und empfänglich Du meine Übermittlung von Wort und Bild aufnimmst. Das ist herrliche, himmlische Freude für mich!
Heitere Grüße an Dich und alle hier
Kirsten

Eine schöne Reise!
Es wurde schon alles gesagt,
so daß ich mich meinen Vorgängern anschließe…
Ein tolles Kloster, ein himmlischer Ort der Ruhe!
Liebe Grüße, Ralf

Lieber Ralf,
ich freue mich heute über Deinen Besuch dieses besonderen Ortes, der mit seiner mediterranen Insellandschaft und Flora umgeben vom Mittelmeer einen Klosteraufenthalt so wundervoll macht. Mit Lichtgrüßen an Dich und auch in die Runde im November 2021,
Kirsten

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